Die Sommerferien offerieren wochenlanges Reisen am Stück. NAJADE peilt Nancy als Etappenziel an. Die Rückfahrt erfolgt via Saône und Doubs.
Freitag, 9. Juli 2021: Alles ist bereit, Schiff geputzt und eingeräumt, Leinen los um 9 Uhr. Das war der Plan. Es kommt anders. Je näher der Abfahrtstag rückt, umso schlechter präsentiert sich die Wetterentwicklung. Seit Sonntag bringt kräftiger Südwestwind feuchte Luft in die Schweiz. Es regnet, und zwar ziemlich stark. Am Dienstag kommt die erste Hochwasserwarnung für den Rhein. Exakt am Freitag, unserem Abreisetag, soll der Rheinhalle-Pegel von 7.9 Meter überschritten werden, was automatisch zur Einstellung der Schifffahrt auf dem Rhein führt. Die Prognose bestätigt sich. Wir entscheiden uns für die Verschiebung des Reisebeginns auf Sonntag. Am Freitagabend schlafen wir auf dem Schiff. Hulda und Christian laden zum Pasta- und Ravioli-Essen im BCR Clubhaus ein. Es wird ein schöner Abend: das Essen ist perfekt und die Gäste sind unterhaltsam.
Sonntag 11. Juli 2021, Rheinfelden-Breisach: Die erste Etappe unserer Frankreichtour absolvieren wir mit Zug und Postauto aus dem Limmattal nach Rheinfelden, ohne Gepäck, dieses befindet sich seit Freitag auf dem Schiff. Dann geht's an Bord. René und Mario auf der TRAMONDANA sind schon bereit, sie werden uns auf der ersten Etappe begleiten. Wir buchen die Schleuse Augst für 10 Uhr und lassen uns von der Schleuse Vogelgrun (Höhe Breisach) bestätigen, dass der Rhein bis Breisach offen ist. Kurz nach der Abfahrt ruft Dani an. Er hat heute auf den Schleusen Augst und Birsfelden Dienst. Er empfiehlt uns ein langsames Tempo, die Schleuse Augst sei nämlich wegen eines defekten Tors momentan ausser Betrieb, das Piketteam stehe im Einsatz. Wir lassen uns treiben. Nach einer halben Stunde geht das talseitige Tor endlich zu, die Kammer kommt hoch, wir fahren in die Schleuse ein, alles ok. Kaum im Unterwasser ausgefahren, ruft Dani erneut an. Er mahnt uns zur Eile, der Rheinpegel steige schnell, die Einstellung der Schifffahrt drohe erneut. Tatsächlich: Beim Einfahren in die Schleuse Birsfelden steht der Pegel Rheinhalle bereits bei 7.85 Metern. Wir rutschen gerade noch durch, dann wird der Betrieb gestoppt.
Die Passage durch Basel erfolgt trotz Hochwasser problemlos. Es sind keine Berufsschiffe unterwegs, fast alle Seilfähren sind bereits am Ufer vertäut. Beim Motorboot- und Yachtclub Weil am Rhein legen wir an, das hat ja schon fast Tradition. Die Sonne verdrängt die Regenwolken, plötzlich Bilderbuchwetter. NAJADE und TRAMONDANA strahlen um die Wette, dazwischen glänzt nur noch MARIE heller. MARIE? Das wunderschöne Schiff trägt ein Obwaldner Kennzeichen, und legt kurz später rheinabwärts ab. Wir werden MARIE noch oft sehen, das erste Wiedersehen gibt's vor der Schleuse Kembs. Zu dritt fahren wir ein. MARIE dampft davon, an der nächsten Schleuse wartet sie wieder, und so geht das bis Breisach weiter. Dort biegt MARIE in den Yachtclub ab und wir in den Port Plaisance d'Ile du Rhin. Am Steg warnt uns ein Dauerlieger vor dem Hochwasserrisiko, es bestehe die Gefahr, dass die Brücke zum Ufer überflutetet werden könne. Doch die Prognose trifft nicht ein. Wir spazieren zum Hotel Le Caballin, das wir im März während zwei Wochen schätzen lernten, und nehmen einen Schlummertrunk. Der Blick auf den alten Rhein ist beeindruckend. Braune Wassermassen wälzen sich über das Wehr, ein grosser, mitgerissener Baum hängt an der Kante fest.
Gefahrene Distanz: 76 km, inkl. 6 Schleusen (Motor: 2427 Stunden).
Montag 12. Juli 2021, Breisach-Kehl: Der Rhein ist über Nacht nicht mehr weiter angestiegen, gegen eine Weiterfahrt spricht nichts. Wir legen ab, und welch Zufall, am Ufer gegenüber fährt auch MARIE aus. Das Spiel von gestern wiederholt sich. MARIE fährt voraus, TRAMONDANA und NAJADE folgen, neu ist noch EFFIE als Nummer 4 mit dabei. Das Reisen im Quartett zeichnet sich durch Effizienz aus, das Timing passt. Ohne lange Wartezeiten passieren wir Marckolsheim, Rhinau, Gerstheim und Strasbourg. Wir melden uns jeweils per Funk an, geben die Namen der Schiffe durch und werden freundlich durchgewunken. MARIE und ihre Crew lernen wir besser kennen. Die Familie zügelt per Boot vom Vierwaldstättersee nach Berlin. Bis in den Auhafen Birsfelden erfolgte die Reise auf der Strasse, dann auf dem Rhein und den Kanälen bis zum neuen Zuhause in der deutschen Hauptstadt.
In Kehl peilen wir den Nautic Club Kehl an, die schmale Einfahrt muss flussaufwärts angefahren werden. Jetzt spüren wir die Kraft des Hochwassers im Vollen. NAJADE kämpft sich wacker vorwärts. Wir erreichen noch 2 km/h über Grund, talwärts waren wir neun Mal schneller unterwegs, mit einem Spitzentempo von 24 km/h wie bei der Durchfahrt von Basel. Der Motor macht uns ein wenig Sorgen. Unter hoher Last ziehen wir eine weisse Dampffahne hinterher, doch die Motortemperatur bleibt stabil bei 80 Grad. Das Problem kennen wir bereits von den früheren Fahrten her. Wir vermuten, dass der Wärmetauscher teilweise verstopft ist.
Auch MARIE hat neben uns festgemacht. Der Blick Richtung Rhein zeigt keine gute Entwicklung. Das Wasser steigt und steigt. Vielleicht wäre es besser gewesen, statt in Kehl direkt in Strasbourg zu übernachten. Wir haben uns dagegen entschieden, weil die Marina Koejac (Port de plaisance Strasbourg, Europe Boat Trading) weder WC's noch Duschen anbietet. In Kehl hingegen ist die Infrastruktur vorbildlich, inklusive des ausgezeichneten Restaurants Cafe am Yachthafen direkt oberhalb der Steganlage.
Gefahrene Distanz: 68 km, inkl. 4 Schleusen (Motor: 2433 Stunden).
Dienstag 13. Juli 2021: Es regnet und regnet. Den Regentag nutzen wir für einen ausgedehnten Rundgang durch Strasbourg. Elsässer Weisswein und Flammkuchen gehören selbstverständlich dazu.
Mittwoch 14. Juli 2021: Ein weiterer Regentag. Der Rhein ist um rund einen Meter angestiegen, die Uferstrasse ist überschwemmt, an Land kommen wir nur noch barfuss über den überfluteten Steg. Da deswegen auch der Stromverteilerkasten unter Wasser liegt, wurde der Strom abgeschaltet. Wir verholen in den hinteren Teil des Hafens, wo die Stege noch trocken liegen. In der Nacht wurde hier in Strasbourg die Hochwassermarke II überschritten, was automatisch zum Einstellen der Schifffahrt führt. Somit sind wir blockiert.
Donnerstag 15. Juli 2021, Kehl-Hochfelden (Rhein-Marne-Kanal): Überall Hochwasser, katastrophal ist die Situation in Rheinland-Pfalz und Hessen. Dort hat es in der Nacht so viel geregnet, wie sonst im ganzen Monat Juli. Unzählige Häuser wurden weggeschwemmt, die Behörden rechnen mit über 100 Todesopfern. Aber auch aus Basel häufen sich die negativen Meldungen. Der Pegel Rheinhalle liegt unterdessen bei 9.20 m. Im Kanton Aargau rüsten sich die Notdienste für Überschwemmungen. Nur hier in Kehl, oh Wunder, ist das Wasser über Nacht gesunken. Der Steg steht nicht mehr unter Wasser.
Auf dem Rhein ist die Lage unterschiedlich. Talwärts ist ab Mannheim die Schifffahrt noch offen. Die Schleusen am Hochrhein melden zwar Gefahrenstufe II, doch einige Pegel sind unterhalb von Kembs vorübergehend am Sinken. Wir rufen die Schleuse Birsfelden an, dort rechnet man mit dem Schlimmsten, das Wasser steigt wieder. Doch hier in Kehl zeichnet sich ein günstiges Zeitfenster ab, um den Sprung über den Rhein zu wagen. Wir kommunizieren telefonisch mit den Schleusen Strasbourg Süd und Strasbourg Nord. Beide Schleusen sind offen und in Betrieb.
Wir entscheiden uns fürs Losfahren. Den hochgehenden Rhein überqueren wir problemlos, im Hafenbecken Nord in Strasbourg ist vom Hochwasser nichts mehr zu spüren. Die Schleuse hat uns bereits erwartet, das Einfahrsignal steht auf Grün, über Funk erhalten wir die Freigabe. Eine Viertelstunde später sind wir im Kanal. Friede herrscht. "Jetzt beginnen die Ferien", funkt René von der TRAMONDANA. Ja, so ist es. Wir legen das Verdeck zusammen, um die 3,5 m Durchfahrtshöhe des Rhein-Marne-Kanals zu erfüllen. Vorbei am Europaparlament tuckern wir westwärts von Schleuse zu Schleuse. Die ersten paar Schleusen werden mittels Seilzug aktiviert, dann erhalten wir eine Fernbedienung, die uns die nächsten zwei Wochen bis Corre im Burgund begleiten wird.
In Hochfelden legen wir an, weit und breit sind keine anderen Schiffe unterwegs. Der eigentliche Hafen Port de Hochfelden ist belegt, respektive zum grossen Teil eingezäunt und nicht zugänglich. Wir fahren noch unter der Brücke durch und machen am Ufer fest. Der Liegeplatz ist gut gewählt. Ein paar Schritte entfernt lädt das Ristorante Un Italiano Vero zum Abendessen ein, besser könnte der Tag gar nicht ausklingen.
Gefahrene Distanz: 18,4 km, inkl. 11 Schleusen (Motor: 2440 Stunden).
Freitag 16. Juli 2021, Hochfelden-Saverne: Der Morgen beginnt verheissungsvoll, die Sonne scheint. Beim Brötchenholen in Hochfelden fällt der Duft nach Bier, Hopfen und Maische auf. Die Meteor-Brauerei dominiert den Dorfeingang. Auf den Wiesen, die teils unter Wasser stehen, stelzen Schwärme von Störchen umher.
Der Kanal zeigt sich von seiner idyllischen Seite. Wasserläufer tanzen über das spiegelglatte Wasser, in den Bäumen hängen noch ein paar Nebelfetzen. Wir starten mit einem neuen Schleusenkonzept. Zu zweit radeln wir mit dem Velo von Schleuse zu Schleuse und nehmen die Leinen der beiden Schiffe entgegen. Das funktioniert bestens. Wir kommen gut voran.
Kurz vor Saverne wird es ungemütlich: eine dunkle Gewitterwolke nähert sich von Nordosten, ein paar Minuten später giesst es wie aus Kübeln. Sowohl die Velocrew wie auch die Mannschaft auf der NAJADE sind sofort patschnass. Die Gewitterwolke verzieht sich zum Glück relativ schnell, und schon scheint die Sonne wieder.
In Saverne hat es genug freie Plätze. NAJADE legt am Kopfende des Steges an, mit ungestörter Sicht auf die beeindruckende Fassade des Schlosses. TRAMONDANA bevorzugt das Längsliegen direkt an der Hafenmauer. Zur Hafenanlage gehört neu ein Biergarten. Dort stärken wir uns für einen Stadtrundgang. Saverne ist echt ein sehr sehenswertes Städtchen. Service-Qualität in der Marina: Freundliches Personal, Sanitäranlagen so lala.
Gefahrene Distanz: 17 km, inkl. 9 Schleusen (Motor: 2443 Stunden).
Samstag 17. Juli 2021, Saverne: Noch fehlt das richtige Sommerwetter, aber immerhin ist es trocken. Mario von der TRAMONDANA reist per Bahn zurück nach Rheinfelden, René bleibt alleine an Bord. Wir geniessen den Ruhetag im Hafen und tätigen einen Grosseinkauf im Supermarkt (10 Minuten Fussmarsch).
Für den Abend ist ein Wettrennen mit selbstgebauten Booten angesagt. Die Teams beginnen am Nachmittag am Quai mit dem Aufbau ihrer Konstruktionen. Neben diversen Flössen, die dank festgezurrten Fässern und Kanistern schwimmen, fällt eine zwei Meter hohe Holzkugel auf, die wie ein Fussball aus sechseckigen Sperrholzplatten zusammengesetzt ist. Um 19 Uhr erfolgt der Startschuss zum Wettkampf, wir haben vom unserem Deck aus die beste Sicht auf das Geschehen. Die kostümierten Teams schenken sich nichts, es geht ziemlich feucht zu und her. Die Holzkugel rollt am Anfang gut mit, doch dann fehlt dem Sportler im Innern irgendwie die Übersicht. Vielleicht wurde es ihm auch übel. Die Kugel dümpelt nur noch orientierungslos auf dem Wasser, bis das Rettungsboot der Feuerwehr den Irrlauf beendet (Fotos und Videos des Anlasses finden sich auf der Website des organisierenden Skiclubs Saverne).
Sonntag 18. Juli 2021. Saverne-Niderviller: Der Sonntag wird hoch spannend. Zum einen sind nun die Mietflotten auf dem Kanal unterwegs, zum andern warten mit dem Hebewerk Arzviller und den anschliessenden Tunnel zwei spektakuläre Highligths auf uns. Und, das Wetter ist herrlich, ja schon fast ein wenig zu heiss.
Wir reihen uns vor der Schleuse Saverne in die Reihe der wartenden Boote ein, an sechster Stelle. Zu dritt quetschen wir uns in die Kammer, viel Platz bleibt nicht mehr übrig, aber so kommen wir zügig hoch. Ab nun bestimmen die sich im dichten Takt folgenden Schleusen den Rhythmus, Ausruhen gibt es nicht. Wir klettern das enge Tal des Flüsschens Zorn hoch, neben der Strasse und der Eisenbahnlinie. Das Bergaufschleusen hat seine Tücken, NAJADE liegt vorne und wird manchmal heftig durchgeschüttelt. Wir belegen am Mittelpoller und mit einer Leine am Bug.
Nach der vierten Schleuse pfeift ein Alarm: Motorüberhitzung! Auch das noch! Der Seewasserfilter ist frei, damit der Kühlwasserkreislauf wieder in Gang kommt, muss kurzzeitig der der Deckel des zweiten Filters direkt am Motor gelockert werden. Der Auspuff dampft weiss, es kommt zuwenig Wasser durch das Rohr. Wir rätseln weiter über die Ursache und halten nun das Thermometer der Motortemperatur genau im Auge.
Aufgrund der Motorprobleme und der fortgeschrittenen Zeit verzichten wir auf einen Halt im schönen Lützelbourg und fahren direkt zum Hebewerk Arzviller. Der imposante Lift mit der 41,5 Meter langen Badewanne überwindet in einem Hub eine Höhe von 44,5 Meter. Das Hebewerk ersetzt die ursprüngliche Schleusentreppe mit 17 Schleusen. Wir müssen nur kurz warten und können dann einfahren. Die Fahrt nach oben ist beeindruckend. Wir sind die letzten beiden Schiffe, die an diesem Tag befördert werden.
Oben empfängt uns einer der schönsten Abschnitte des Rhein-Marne-Kanals. Der Wasserweg windet sich wie eine Strasse dem Hang entlang durch den Wald. Nach zwei Kilometern wartet das dunkle Loch des Tunnels von Arzviller auf uns. So dunkel ist es gar nicht. Der 2,3 km lange Tunnel ist gut beleuchtet und schnurgerade. Ein heller Punkt in der Ferne markiert den Ausgang. Im Innern ist es recht kühl. TRAMONDANA fährt voraus, zum Glück, denn unser Auspuffdampf wird in der feuchten Tunnelluft zur Nebelwolke. Alle paar Hundert Meter heulen kräftige Deckenventilatoren los, nicht wegen unserem Auspuffdampf, sondern um die Luftumwälzung im Tunnel anzutreiben.
Am Ende des zweiten Tunnels befindet sich in Niderviller eine Schranke. Kaum sind wir durch, senkt sie sich. Feierabend! Das möchten wir auch machen und legen gleich bei der Steganlage nach der Schranke an (Port du vieux Moulin). Der Platz scheint sehr ruhig zu sein, eigentlich recht schön. Doch die Säulen mit Wasser und Strom sind inaktiv, und bei der Charterbasis von Kuhnle-Tours, die den Steg betreibt, nimmt niemand mehr das Telefon ab. TRAMONDANA braucht aber Strom, denn der Alternator lädt unterwegs die Batterien nicht mehr. Mit dem Velo gehts auf Erkundungstour, mit dem Ziel, bei Kuhnle-Tours in Niderviller die Anlegemöglichkeiten zu checken. Es hat genug Platz für zwei Schiffe. Wir legen wieder ab und parkieren gut einen Kilometer weiter in der Kuhnle-Charterbasis. Der geplante Besuch in der Auberge du Tannenheim direkt hinter dem Hafen fällt ins Wasser. Montag ist Ruhetag!
Gefahrene Distanz: 25 km, inkl. zwei Tunnels, ein Hebewerk und 12 Schleusen (Motor: 2451 Stunden).
Montag 19. Juli 2021, Niderviller: Wir entscheiden uns für einen Ruhetag, geniessen den Komfort der ausgezeichneten Kuhnle-Infrastruktur (inkl. Waschmaschine) und widmen uns den NAJADE-Innereien, respektive den eingeschränkten Kühlkapazitäten. Zwei Optionen stehen auf dem Plan: 1. Ein Check des Motors durch den Mechaniker der Kuhnle-Werft, und 2. der Versuch, den Wärmetauscher mit Entkalkungsmittel zu reinigen.
Die Option 1 ist schnell erledigt. Der Mechaniker überprüft alles und sieht keinen Handlungsbedarf. Der Motor und die Kühlung seien in Ordnung. Die Option 2 gestaltet sich etwas aufwändiger. Entkalker gibt es in Niderviller nicht. Im Dorf hat es einzig eine Bäckerei und einen kleinen Supermarkt. Rund sieben Kilometer entfernt locken jedoch Super- und Baumärkte in Sarrebourg. Nichts wie hin, doch mit dem Klapprad gewinnt man keine Rennen... Die Fahrt entlang der Hauptstrasse und quer durch einen Autobahnzubringer fordert viel Aufmerksamkeit. Entkalker in grossen Mengen gibts jedoch auch in Sarrebourg nicht. Immerhin ergattern wir sechs Fläschen Entkalker für Kaffeemaschinen. Diese saugen wir mit Hilfe des Wassersaugers durch den Kühlkreislauf. Beim Starten des Motors ergiesst sich ein Schwall brauner Brühe durchsetzt mit weissen Partikeln aus dem Auspuff. Offenbar hat die Säure etwas Wirkung gezeigt.
Dienstag 20. Juli 2021, Niderviller-Port du Houillon: Der Sommer setzt sich durch, die Sonne scheint, so macht das Reisen mehr Freude. Geplant ist eine gemütliche, schleusenfreie Fahrt auf dem Scheitelpunkt des Kanals zum Port du Houillon. Dafür biegen wir in den Saarkanal ab (Canal des Houillères de la Sarre, ehemaliger Saar-Kohle-Kanal). Diesen Kanal hätten wir eigentlich gerne in der ganzen Länge bis zur Saar und Mosel befahren. Aber unsere Zeitkalkulation war zu optmistisch, respektive die ersten Reisetage haben uns gezeigt, dass wir lieber gemütlich unterwegs sind. Houillon wird damit zum Wendepunkt. Kurz nach Mittag sind wir dort, der Hafen ist weitgehend leer. Dies schlägt sich auf die Dienstleistungen nieder, sie sind reduziert. Duschen und WC bleiben geschlossen, der kleine Laden im Hafenmeisterbüro hat ein sehr bescheidenes Sortiment. Immerhin finden sich in den halbleeren Gestellen zwei gute Flaschen Rotwein und diverse Glacés.
Gefahrene Distanz: 20 km (Motor: 2454 Stunden).
Mittwoch 21. Juli 2021, Port du Houillon-Lagarde: Jetzt ist richtig Sommer, respektive richtig heiss. Keine Wolke am Himmel. Wir legen ab und fahren das kurze Stück zurück in den Rhein-Marne-Kanal. Nach 12 Km erreichen wir die Schleuse Réchicourt (Ecluse Nr. 2). Die Kammer weist die Standardmasse 39.5x5.13m auf, der Hub hingegen fällt mit imposanten 15.39 m aus der Reihe. Belegt wird an einem Rohr, an dem die Leine mit dem Schiff nach unten gleitet. Der Schleusenwärter instruiert im Detail die nächsten Schritte. Schwimmwesten sind obligatorisch! Dann tauchen wir ab, der Blick von unten nach oben ist eindrücklich.
Der Kanal gleicht nun einem Flüsschen, das sich mit leichten Kurven durch Wälder und Felder windet. Die Schleusen folgen sich in kurzem Takt. Wir beschliessen, in Lagarde zu übernachten. Der Hafen ist nur wenig belegt, das Dorf scheint zu schlafen. In Lagarde sei alles zu, inklusive das Bistro, Wirtesonntag, sagt der Hafenmeister. Wir glauben ihm, doch ein Spaziergang zur Kirche hätte sich gelohnt. Denn, das Restaurant De la Garde hat am Mittwoch offen, mit einer Gartenwirtschaft auf dem Vorplatz. Das Bistro PK 209 hingegen, direkt am Hafen ist jedoch tatsächlich am Mittwochabend geschlossen, genauso wie am Montag, am Dienstag und am Donnerstag. Somit wird das kühle Bier an Bord genossen, und wir kochen ebenfalls daheim.
Gefahrene Distanz: 20 km, inkl. 7 Schleusen (Motor: 2459 Stunden).
Donnerstag 22. Juli 2021, Lagarde-Einville-au-Jard: Das herrliche Wetter passt zur gemütlichen Tagesetappe. Wir gondeln den Kanal abwärts und machen eine längerre Mittagspause im Schatten der Bäume beim Campingplatz in Parroy. Die Nachmittagsetappe endet im Hafen von Einville. Dort legen wir uns an den Quai bei den Stromsäulen. Für deren Aktivierung sind spezielle Münzen nötig. Diese erhält man im Proxi-Minimarkt mitten im Dorf für 2,5 €. Die Jetons kommen uns bekannt vor. Es sind dieselben, die man im Hafen in Saverne für die Duschen benötigt. Das Dorf wirkt verschlafen, die wenigen Restaurants sind ferienhalber geschlossen. Also wird wieder auf dem Schiff gekocht.
Gefahrene Distanz: 18 km, inkl. 5 Schleusen (Motor: 2462 Stunden).
Freitag 23. Juli 2021, Einville-Nancy: Das Programm am Vortag hat gefallen, heute machen wir es gleich, mit Mittagspause im Schatten. Wir stoppen in Sommerviller. Auf den nächsten Kilometern wechselt die Landschaft schnell, wir gleiten aus der ländlichen Ruhe in die städtische Geschäftigkeit von Nancy. Diese zeigt sich zuerst in Fabriken und Gewerbezonen auf beiden Seiten des Kanals. Bei der Solvay-Chemiefabrik begegnen wir den ersten Fracht-Penichen, die Schleusen werden breiter und länger.
Am Horizont tauchen ein wuchtiger Doppelkirchturm auf. Nancy? Nein, die Kathedrale steht in Sainte-Nicolas-de-Port. Bis zur Stadt dauert es noch ein wenig. Wir überqueren den Fluss Meurthe über eine lange Brücke, dann weicht die Natur am Ufer endgültig und macht Wohnüberbauungen Platz. Wir sind in Nancy. Der Port de Plaisance Saint Georges liegt an der Backbordseite und ist ziemlich stark belegt. Wir zirkeln NAJADE rückwärts in eine schmale Lücke, daneben hat es auch Platz für die TRAMONDANA. Die Assistentin des Hafenmeisters betreut uns perfekt. Wir klarieren für zwei Tage ein. Die Duschen befinden sich im Bürocontainer, die Toiletten direkt daneben, und ins Stadtzentrum sind es zu Fuss nur ein paar Minuten.
Das Abendprogramm ist vorgegeben: Essen in der Bistromeile westlich des Place Stanilas, und danach zum Abschluss auf dem riesigen Platz das eindrückliche Lichtspektakel. Muss man gesehen haben.
Gefahrene Distanz: 27 km, inkl. 9 Schleusen (Motor: 2467 Stunden).
Samstag 24. Juli 2021, Nancy: Ruhetag in der Stadt mit Einkaufen, Flanieren, Essen und diversen Apéros. Am Abend klopfen wir die Restaurants im Neubauquartier gegenüber des Hafens ab. Einige sind für den Abend ausgebucht. So bleibt 100 Patates im Untergeschoss des Ibis-Hotels übrig. Das Essen schliesst über den Erwartungen ab, das Lokal ist durchaus eine Empfehlung wert.
Sonntag 25. Juli 2021, Nancy-Bois de Grève: Crewwechsel auf der TRAMONDANA. Christian und Hulda kommen gegen 11 Uhr mit dem Auto an, René fährt danach zurück nach Rheinfelden. Graue Wolken ziehen über den Himmel, der Sonnenschein fehlt, es sieht sogar nach Regen aus. Also kein guter Tag. Genau, es gibt einen trüben Tag, einen Tag zum Vergessen. Doch schön der Reihe nach. Wir legen in Nancy ab und fahren ein Stück weit retour auf dem Rhein-Marne-Kanal. Am Stadtrand stoppen wir bei einem riesigen Supermarkt und bunkern für die nächsten Tage alles Notwendige, das heisst vor allem Bier, Wasser und Wein.
TRAMONDANA holt uns ein. Nach der Schleuse 26 biegen wir nach Steuerbord ab. Hier beginnt der Verbindungskanal zwischen Nancy und dem Canal des Vosges, dem ehemaligen Canal de l'Est. Gleich zu Beginn wartet eine Schleusentreppe auf uns. Die ersten zwei Stufen bergwärts durchlaufen wir problemlos, dann passiert in der Schleuse 11 eine unglückliche Verkettung von Ereignissen. Es wird aufregend, Schleusenkino pur!
NAJADE ist vorne, TRAMONDANA dahinter. Wir belegen das Schiff je mit einer Leine am Bug und am Heck. Gestartet wird der Schleusenvorgang mit dem Anheben einer blauen Stange in einer Nische der Schleusenmauer. Danach schliessen sich die Tore, die bergseitigen Schieber öffnen sich und das Wasser schiesst wuchtig in die Kammer. NAJADE beginnt zu bocken, die starke Strömung zieht das Schiff nach vorne. Die Bugreling touchiert das Schleusentor, und, welch Unglück, ein vorstehender Bolzen verhakt sich im Relingsrohr. Wir hängen fest, das Wasser steigt weiter und drückt den Bug nach unten. Das Aktivieren des Schleusen-Notstopps (rote Stange) unterbricht zwar sofort den Wasserfluss, aber über das Schleusentor schwappt weiter Wasser von oben. NAJADE hebt sich mit dem steigenden Pegel, und die Reling knickt ein. Jetzt muss schnell gehandelt werden. Kurt greift zur Eisensäge und kappt das Geländer. Passiert ist passiert, wir knipsen Fotos für die Versicherung und warten auf den per Notruf alarmierten VNF-Schleusier.
Nach einer halben Stunde läuft die Schleuse wieder im Normalbetrieb, es geht weiter Richtung Mosel-Tal. Unterdessen ist die Zeit schon weit fortgeschritten. Punkt 17 Uhr stellen die Schleusen am Sonntag den Betrieb ein. Dies ist bei der Ecluse Nr. 3, Bois de Grève, der Fall: das Einfahrsignal bleibt stur auf Rot. Der unfreiwillig gewählte Übernachtungsplatz macht nicht gerade einen einladenden Eindruck. Wir befinden uns direkt bei einer Strassenbrücke, über die unaufhörlich Lastwagen donnern. Wir drehen um und fahren ein paar hundert Meter retour. Hier ist es nicht mehr so laut, eigentlich ganz akzeptabel. Gesprächsstoff für das Abendessen haben wir genug, wir sind heute um einige Schiffer-Erfahrungen reicher geworden.
Gefahrene Distanz: 12 km, inkl. 16 Schleusen (Motor: 2471 Stunden).
Montag 26. Juli, Bois-de-Grève-Charmes: Die Pechsträhne war gestern. Heute scheint die Sonne, also, teilweise, aber immerhin. Neue Woche, neue Wasserstrasse. Kurz nach dem Start erreichen wir die Mosel und fahren in den Canal des Vosges ein. Das Schleusen gehen wir entspannt an, mit einer neuen Methode. Der Rückwärtsgang bleibt meistens eingekuppelt, somit ist die Leine an der Mittelklampe stets unter Spannung und NAJADE bockt weniger, Doch die Schönwetterstimmung hält nicht lange an. Wolken am Himmel und Wolken am Auspuff. Die Maschine meldet mittels Dampffahne, dass es ihr nicht so gut geht. Der Seewasserfilter kanns nicht sein. Wir putzen ihn jeden Abend. Dieselexperte Christian, der auf der TRAMONDANA hinter uns fährt, hat Mitleid und greift zur Werkzeugkiste. "So kann es nicht weitergehen", meint er, und steigt in den Untergrund.
Wir haben eine komplette Wasserpumpeneinheit im Ersatzteillager dabei. Das gute Stück hat einen Katalogwert von 1200 Franken! Der Check des demontierten Kühlwasserkreislaufs zeigt keine Engpässe, es kann also nur die alte Pumpe sein, die nicht mehr genügend Kühlwasser durch Motor und Auspuff schaufelt. Stimmt, im Winter beim Wechsel des Impellers haben wir Laufspuren am Pumpendeckel festgestellt. Die Riefen senken offenbar die Pumpenleistung. Nach einer Stunde können wir die Maschine wieder starten. Und , oh Wunder, aus dem Auspuff kommt nun ein starker, kontinuierlicher Wasserstrahl. Vorher war das Wasser stossweise ausgetreten. Christian erhält für seine Fachkompetenz einen spontanen Applaus und die Einladung zu einem Abendessen.
Der Hafen in Charmes ist gleichzeitig Stellplatz für Wohnmobile. Das stört aber nicht. Strom ist vorhanden, und auch die Duschen und Toiletten können sich sehen lassen. Ein Hafenmeister zeigt sich nicht. Eingecheckt und bezahlt wird am Ticketautomaten an der Zufahrtsschranke. Das funktioniert bestens. Auch der auf der Quittung aufgedruckte Code für die Duschen passt.
Wir versprochen essen wir auswärts im Städtchen, in der Pizzeria L'Origano. Aufgedeckt wird draussen, es ist gemütlich.
Gefahrene Distanz: 34 km, inkl. 13 Schleusen (Motor: 2479 Stunden).
Dienstag, 27. Juli 2021, Charmes-Thaon-les-Vosges: Irgendwie will sich das stabile Hochsommerwetter noch nicht einstellen. Es hat mehr graue Wolken am Himmel, als blaue Löcher. Wir tuckern das Moseltal hoch, die Landschaft zeigt viel grün, dazwischen lockern Bauerndörfer die Ufer auf. In Thaon machen wir fest und klappen zügig das Verdeck hoch. Es beginnt zu regnen. Der Hafen bietet keinen Service.
Direkt neben dem Liegeplatz steht eine Petanque-Halle. Dort ist einiges los. Im Ort findet ein internationales Petanque-Turnier statt. Weiter flussaufwärts ist eine grosse Arena aufgebaut. Im Hafen spielen die Nachwuchsteams, begeistert angefeuert von Betreuern und Eltern.
Ausgerüstet mit Schirm und Regenjacke erkunden wir das Städtchen. Ein Lokal hat offen, und es entpuppt sich als gute Wahl. Le Vosgeois lässt die Gäste auf dem Tisch grillen, äh, das Fleisch natürlich. Und dazu gibt's, und das ist speziell, belgische Frittes. Sie sind wirklich gut, und echt, denn die Wirtin kommt aus Belgien.
Gefahrene Distanz: 18 km, inkl. 6 Schleusen (Motor: 2483 Stunden).
Mittwoch 28. Juli 2021, Thaon-les-Vosges-Chamousey: Vor der Abfahrt beschaffen wir im Supermarkt (10' zu Fuss, über die Brücke Richtung Stadt) alles für die nächsten Tage, vor allem Wein. Für heute ist eine Bergetappe angesagt, es geht hoch auf die europäische Wasserscheide zwischen Nordsee und Mittelmeer (338 M. ü. M.), wir haben somit wieder eine Schleusentreppe zu bestehen. Diese beginnt in Epinal. Die Stadt wäre sicher einen Besuch wert, doch uns läuft die Zeit davon. Wir haben uns entschieden, NAJADE für drei Wochen in Corre zu parkieren, spätestens am Sonntag sollten wir daheim in Wettingen sein.
Die Schleusentreppe meistern wir problemlos. Zuvor legen wir bei der Abzweigung nach Epinal aber einen Zwangsstopp ein. Die Schleusen machen über Mittag dicht, gleichzeitig öffnen sich die Schleusen von oben. Es giesst wie aus Kübeln. Dann drückt aber wieder die Sonne durch, und die erste Kammer der 14-teiligen Treppe schaltet auf grün.
Chamousey ist ein schöner Ort zum Übernachten, sehr ruhig, ohne Infrastruktur, aber dafür naturnah. Gleich gegenüber ist ein Haus mit Boulangerie angeschrieben, laut Flusskarte befindet sich die nächste Brücke aber ein paar Kilometer entfernt. Nicht eingezeichnet ist jedoch der Tunnel, der kurz nach der Anlegestelle den Kanal unterquert. Das frische Brot für den Morgentisch ist somit garantiert. Am Abend klart es auf, nach den Wolken folgt ein wunderbarer Sternenhimmel.
Gefahrene Distanz: 16 km, 19 Schleusen (Motor: 2488 Stunden).
Donnerstag 29. Juli 2021, Chamousey-Forges d'Uzemain: Auf dem Scheitelpunkt eines Kanals gibt es in der Regel eine grössere Strecke ohne Schleusen. Nicht auf dem Canal des Vosges. Kaum losgefahren, beginnt schon bald wieder die Talfahrt in 3-Meter-Schritten. Heute ist ein Feiertag, denn Karin hat Geburtstag. Was schenken? Wie wärs mit einer Wanderung? Zu Fuss an Land das Schiff begleiten? Eine gute Idee. Die dichte Kadenz der Schleusen lässt sich mit einer Landcrew effizienter bewältigen. Unsere beiden Matrosinnen marschieren deshalb mit der Fernbedienung voraus und tun so, als ob sie Schiffe wären. Für NAJADE und TRAMONDANA wird damit die Fahrt bequem, vor den Schleusen ist kein Stopp mehr nötig.
Nach zwei Tagen ohne technische Probleme meckert heute der Bugstrahler. Richtung Backbord bringt er nur noch die halbe Leistung. Hängt etwas im Tunnel fest? Wir tauchen zur Kontrolle am Abend ab, doch das Unterwasserschiff ist sauber. Sind vielleicht die Kohlebürsten verbraucht? Wir bestellen gleich Ersatz.
Leinen fest in Forges d'Uzemain. Der Liegeplatz am Waldrand gefällt, aber ein Restaurant für das Geburtstagsfest hat es hier nicht. Google weiss jedoch, dass zwei Kilometer kanalaufwärts die Ferme Auberge des 7 Pécheurs möglicherweise offen hätte. Wir satteln die Klappvelos und kontrollieren das. Tatsächlich, jemand werkelt dort in der Küche und wir reservieren für den Abend. Dieser wird unvergesslich, denn das Lokal und vor allem der Wirtin Maryline sind einmalig. Hier unsere Google Rezension: "Wenn sich die Ferme Auberge des 7 Pêcheurs in der Nähe einer Stadt befinden würde, dann hätte sie längst Kultstatuts. Zum Glück sind wir hier jedoch in der ländlichen Provinz Franche Comte weit weg vom städtischen Rummel. Deshalb hat die Auberge ihren einmaligen Charme behalten. Hier erlebt man echte Erlebnisgastronomie! Einfach, authentisch, durchsetzt mit einem Hauch der Filmfigur von Monsieur Hulot (Jacques Tati), das Menü variiert von Tag zu Tag, in der Küche kocht die Mutter und die Tochter ist der Chef, und manchmal singen längst verstorbene Chansonnier im Hintergrund ihre Lieder, näher in Frankreich als hier kann man nirgendwo sein".
Gefahrene Distanz: 14 km, inkl. 17 Schleusen (Motor: 2493 Stunden).
Freitag 30. Juli 2021, Forges d'Uzemain-Fontenoy-le-Chateau: Links und rechts Wald, der Canal des Vosges schlängelt sich abwärts der Saône entgegen. Die weite Ebene wird zum hügeligen Tal mit dem Kanal in der Talsohle.
Fontenoy ist eine Charterbootbasis von Le Boat. Das spürt man, es hat mehr Schiffe unterwegs. Wir checken den Treibstoffvorrat. Das Steigrohr am linken Dieseltank zeigt an, dass die beiden Reservoirs noch zu rund einem Viertel gefüllt sind. Seit der Übernahme der NAJADE im Oktober 2020 haben wir noch nie getankt. Gemäss Baubeschrieb beträgt die maximale Tankkapazität 1300 Liter. Wir rechnen, und kommen auf eine Nachtankmenge von gegen 1000 Liter. Ein bisschen viel? Dem Tankwart in der Le-Boat-Basis verschlägt es die Sprache, als er unsere Bestellung hört. Nein, das gehe nicht, meint er, er könne uns nur ein paar hundert Liter verkaufen. Kurt übernimmt die Zapfpistole, ich kontrolliere die Tanks. Nach zehn Minuten erreicht das Zählwerk die 500-Liter-Marke, wir füllen unbesorgt weiter auf, bis plötzlich die Überfüllsicherung auslöst, während gleichzeitig ein dicker Strahl Diesel über die undichte Entlüftungsleitung in den Motorraum schiesst. Oh jeh!!! Wir nehmen drei Dinge mit: Unsere Tanks sind vermutlich nur halb so gross, wie im Schiffsdokument beschrieben, und, Dieselgeruch gehört halt zu einem echten Schiff, und, pro Stunde verheizt NAJADE zwischen vier und fünf Liter Treibstoff.
Am Abend geniessen wir die laue Sommernacht mit fein grillierter Entenbrust und gutem Wein à la Christian. Eigentlich wäre alles perfekt, wenn Kurt beim Reinigen des Grills der Rost nicht ins Wasser gefallen wäre. Gemäss Echolot ist es hier 3,6 Meter tief, und das Hafenwasser lädt überhaupt nicht zum Tauchen ein, zudem fehlen Flossen, Taucherbrille und Schnorchel. Nun kommt unsere Fischerrute zum Zuge, die wir vor Jahren in Schweden gekauft haben, und deren Haken noch nie im Schlund eines Fisches gelandet ist. Einmal auswerfen, einziehen, und was hängt am Haken: der Grillrost.
Gefahrene Distanz: 17 km, inkl. 16 Schleusen (Motor: 2498 Stunden).
Samstag 31. Juli 2021, Fontenoy-le-Chateau-Corre: Der letzte Tag an Bord vor der Rückreise nach Hause. Unmittelbar nach der Marina schieben sich rechts Felsen an den Kanal und links Häuserzeilen. Fontenoy verabschiedet uns mit einer eindrücklichen Passage.
In Corre geht der Canal de Vosges zu Ende. Bei der letzten Schleuse steht ein automatisierter Schleusenwärter in Form eines Blechkastens, der die Schleusen-Fernsteuerung einsammelt.
Zum Abschluss der ersten Etappe hat NAJADE noch eine Überraschung für uns bereit. In der Marina Corre sind nur noch wenige Langzeitliegeplätze verfügbar. Wir werden sehr freundlich empfangen, in Schweizerdeutsch mit Freiburger Akzent, und die Frau Hafenmeisterin erkundigt sich nach der Breite unseres Schiffs. 3.7 Meter steht im Ausweis, die offerierte 4-Meter-Box dürfte genügend breit sein. Doch NAJADE passt nicht zwischen den Holzpollern durch. Wir messen nach: 3.99 Meter, unsere alte Dame hat offenbar in der Breite zugelegt.... Im hinteren Hafenbecken hat es Platz für Dickschiffe. Dort parken wir NAJADE für die nächsten Wochen. TRAMONDANA mit Hulda und Christian fährt am Sonntag weiter flussabwärts. Sie werden in St. Jean-de-Losne René wieder treffen und dann Richtung Dôle heimzu fahren.
Direkt im Hafen hat es ein Restaurant. Dieses ist jedoch ausgebucht. Wir spazieren ins Dorf, Christian und Hulda empfehlen das Hotel du Centre. Der Tip ist gut. Nur die Gartenwirtschaft ist zu, denn es regnet wieder einmal.
Gefahrene Distanz: 22,5 km, inkl. 11 Schleusen (Motor: 2504 Stunden).
Freitag 20. August 2021, Corre-Port sur Saône: Nach fast drei Wochen Pause ist NAJADE wieder on Tour. Wir sind jetzt zu dritt, Marlis muss daheim arbeiten. Corre erreichen wir am Donnerstag mit dem Zug über Basel, Mulhouse nach Belfort. Von dort fährt ein Regionalbus nach Vesoul. Hier wartet das Taxi, das uns das Hafenmeisterehepaar Zbinden organisiert hat. Perfekter Service!
NAJADE ist schnell reisebereit. Die Maschine springt sofort an, und auch der Bugstrahler tut wieder seinen Dienst. Es waren nicht abgenutzte Kohlebürsten, die zu weniger Schub führten, sondern der Stecker des Steuerkabels zeigte Kontaktschwächen.
Am Abend haben wir einen Tisch im Hafenrestaurant La Marina reserviert. Das Essen passt bestens, wir geniessen den kulinarischen Auftakt zur zweiten Etappe unserer Tour de France.
Die Fahrt auf der kleinen Saône talwärts ist wunderschön. Weite Landschaften wechseln mit Waldpartien, dazwischen verstecken sich hinter den Bäumen verwunschene Schlösser und Landsitze. Wir haben uns schnell wieder an die gemächliche Art des Reisens gewöhnt. Das schöne dabei: Die Kadenz der Schleusen hat deutlich abgenommen. Es ist richtig gemütlich. Einzig das Anlegen in Port sur Saône sorgt für einen leicht erhöhten Puls. Die Marina ist massiv verkrautet und wir erreichen durch den dichten Algen- und Wasserpflanzenteppich den Steg nur mit Mühe. Strom und Wasser ist vorhanden. Die sanitären Anlagen lassen wir links liegen. Getafelt wird im Châlet de la Plage direkt am Hafen. Der Spaziergang ins Städtchen dauert rund 20 Minuten, ein Supermarkt ist vorhanden.
Gefahrene Distanz: 38 km, inkl. 4 Schleusen (Motor: 2509 Stunden).
Samstag 21. August 2021, Port sur Saône-Nähe Rigny (Saône): Am Morgen deckt feuchter Nebel alles zu. Doch dann gewinnt schnell die Sonne Oberhand. Wir wühlen uns zurück durchs Kraut bis in den Kanal. Von wegen wenig Schleusen, auch die Saône weist zwischendurch anstrengendere Abschnitte auf. Dort, wo der Kanal eine Flussschlaufe abkürzt, sind jeweils zwei Schleusen im kurzen Abstand zu absolvieren. Aufgelockert wird die Fahrt durch zwei Tunnelpassagen (Tunnels von Saint-Albin und Savoyeux, km 353/km 307). Und Fenderfischen ist angesagt: Zum Glück schauen wir jeweils beim Ausfahren aus den Schleusen retour. Das weisse Ding, das dort schwimmt, ist kein Schwan...
In Charentenay (km 328) tasten wir uns rückwärts in Richtung Wehr und halten nach einer Anlegemöglichkeit am Ufer Ausschau. Im kleinen Dorf besitzt ein Bekannter von uns ein Ferienhaus. Leider ist er am Tag zuvor bereits in die Schweiz zurückgekehrt. Mit dem Besuch wird also nichts, aber wir machen hier Mittagspause.
Der Liegeplatz am Abend schlägt alles (km 291). Wir machen direkt am Ufer der Saône fest, oberhalb Rigny, weit und breit ist niemand sonst. Vom nahen Feld riechts nach frischem Heu, wir baden im 22 Grad warmen Fluss bei Sonnenuntergang, einfach herrlich. Wir grillen gutes Fleisch, trinken guten Wein und lassen die Landschaft auf uns einwirken. Der Schlaf danach wird jedoch gestört. Ein heftiges Gewitter liefert ein imposantes Blitzfeuerwerk mit Donnergrollen.
Gefahrene Distanz: 57 km, inkl. 2 Tunnels und 11 Schleusen (Motor: 2517 Stunden).
Sonntag 22. August 2021, Rigny-Auxonne: Kurz nach dem Start ein ungeplanter Stopp. Schleuse defekt, und das schon am frühen Morgen! Das Gewitter in der Nacht hat die Stromversorgung lahm gelegt. Doch wir kommen glimpflich davon, nach 20 Minuten nehmen die VNF-Leute ein Notstromaggregat in Betrieb, und die Tore öffnen sich. Und sonst: Ein wunderschöner Sonntag in einer wunderschönen Landschaft.
In Auxonne (km 233.5) erforschen wir auf einem Rundgang die kleine Stadt. Sie wird durch eine riesige Kaserne dominiert. Nach dem Apéro queren wir den Fluss auf die andere Seite und spazieren zum Bistro beim Camping, Le Pinocchio. Pizza ist angesagt.
Gefahrene Distanz: 51 km, inkl. 5 Schleusen (Motor: 2523 Stunden).
Montag 23. August 2021, Auxonne-Dôle: Der Morgen kündet das nahen des Herbstes an. Graue Wolken, kühler Wind und unsommerliche Temperaturen, trotzdem, raus aus der warmen Decke. Wir starten um 9 Uhr und kommen sehr gut vorwärts. Die Saône beeindruckt mit ihrer Breite, zwischendurch gibt sich der Fluss eher wie ein See.
Bei St. Symphorien biegen wir links ab, "Beginn einer neue Wasserstrasse" meldet das Roadbook. Wir fahren über die Schleuse St. Symphorien (km 219) in den Rhein-Rhone-Kanal ein. Ein VNF-Mitarbeiter bittet eine maskierte Person der Schiffsbesatzung zu sich, kontrolliert zuerst die Vignette und erklärt ausführlich das Handling der Fernbedienung. Diese ist um einiges ausgeklügelter als die Remotebox auf dem Rhein-Marne-Kanal. Der Test, ob wir die Bedienung begriffen haben, folgt 200 Meter weiter mit der nächsten Schleuse. Alles klappt. Der Kanal ist ziemlich schmal, gesäumt von Wald und Feldern. In La Mulotte tritt die Natur aber weit in den Hintergrund. Der Kanal durchquert das Gelände einer riesigen Chemiefabrik. Anhalten ist verboten, aber hier würden wir sowieso nicht freiwillig anlegen. Kurz vor Dôle mündet der Kanal in den Doubs. Die letzte Schleuse hat gerade noch eine Hubhöhe von 30 cm. Dafür bockt die Schleuse zum Hafen mitten in der Stadt. Die Tore sind zwar offen, doch das Signal bleibt bei Rot-Grün hängen. Wir fahren trotzdem ein, weil der Warteraum vor der Schleuse sehr eng ist. Doch nach dem Anheben der blauen Stange passiert überhaupt nichts. In diesem Moment fährt ein VNF-Mitarbeiter vor, raucht zuerst eine Zigarette und steuert dann die Schleuse manuell. Wir legen rückwarts im Port de Dôle an. Wir werden zwei Tage hier bleiben. Gefahrene Distanz: 33 km, inkl. 10 Schleusen (Motor: 2529 Stunden).
Dienstag 24. August 2021: Blauer Himmel, kalte Bise, die Kulisse für den Ruhetag in Dôle präsentiert sich wunderschön aber abgekühlt. Am Morgen widmen wir uns dem Einkaufen und am Nachmittag dem Ausgleichssport. Wir mieten Elektrovelos beim Bootsvermieter gegenüber. Mit 30 € für den Halbtag sind die Zweiräder zwar ziemlich teuer, dafür offerieren sie superstarke Motoren. Die Unterstützung setzt allerdings beim Losfahren jeweils sehr heftig ein, dafür reicht danach ein lockeres Mitpedalen, der Motor leistet die grosse Arbeit, eigentlich haben wir Elektrotöffli gemietet.
Die Fahrroute richten wir nach dem Wind, das heisst zuerst nordwärts dem Doubs entlang flussaufwärts, auf die Karte schauen wir nicht. Diese Art von Navigation führt uns in einen riesigen Wald, den Forêt de Chaux, wo offenbar vor allem Wildschweine heimisch sind. In einem grossen Gehege sieht man Schlammsulen und zerfurchte Böden, aber kein einziges Borstentier, vermutlich ist gerade Mittagspause. Die Waldwege führen kilometerweit geadeaus, mit den E-Töffli sind 40 km/h machbar. Wir peilen das Örtchen Rochefort-sur-Neon an. Dort soll der Doubs mit seinen Felsen am rechten Ufer besonders schön sein. Stimmt genau. Wir belohnen uns mit einem Bierchen und kehren um.
In Dôle sehen wir Leute auf dem Kirchturm. Dort hinauf müssen wir auch, der markante Turm hat uns als mächtiges Wahrzeichen auf der Velotour begleitet. 297 Stufen führen nach oben, das Panoarma ist überwältigend. Wir sehen bis in den Schweizer Jura, und wenn es noch klarer wäre, sogar bis zum Mont Blanc.
Mittwoch 25. August 2021, Dôle-Osselle: Wir starten um 9 Uhr und folgen virtuell der Velotour vom Vortag. In Rochefort sur Neon machen wir deshalb Pause. Zu Fuss geht es hoch zur Kapelle, die zuoberst auf dem Kalkstein-Riegel thront. Von oben haben wir den besten Überblick auf einen wirklich schönen Abschnitt des Doubs.
Ab hier fahren wir wechselweise im Fluss oder in kurzen Umgehungskanälen bei den Staustufen. Bei einer Schleuse steht ein Halbkreis mit Stühlen und Techniker bauen Scheinwerfer auf. Am Abend wird hier ein Konzert geboten, eine Schleusen-Serenade? Gute Idee, doch der Anlegeplatz ist bereits belegt. In Oselle hätte es Platz, bei der Ausweichstelle kurz vor dem Strandbad, doch das benachbarte Pumpenhaus nacht zuviel Lärm. Direkt nach der Schleuse 57 ist es ruhiger.
Gefahrene Distanz: 35 km, inkl. 15 Schleusen (Motor: 2536 Stunden).
Donnerstag 26. August 2021, Osselle-Besançon: Donnerstag ist Waschtag. Wenn wir unter Motor laufen, so liefern Maschine und Batterien genug Power für den Betrieb der Waschmaschine. Ob es an Bord Waschautomat und Tumbler braucht, darüber teilen sich die Meinungen. Doch offenbar zeigt die Waschaktion Auswirkungen auf das Wetter. Sobald die Wäsche an der Leine hängt, scheint die Sonne.
Wir erreichen Besançon als schwimmender Kleiderladen mit einer Kollektion von T-Shirts, Blusen und Hemden auf dem Achterdeck. Der kürzeste Weg zum neuen Hafen würde durch den Tunnel unter der Zitadelle führen, doch wir bevorzugen die Stadtrundfahrt auf dem Doubs aussen rum. Der Umweg lohnt sich, mit unserem Tiefgang von rund einem Meter haben wir keine Probleme um überall durchzukommen. Gegen Aussen macht die Stadt einen imposanten Eindruck. Hinter dem Befestigungswall sieht man wuchtige Fassaden, im Vergleich zu den verspielten Dachgiebeln von Dôle sind hier die Häuserzeilen herrschaftlich gestaltet.
Wir passieren den alten Hafen, an dem man auch anlegen könnte, doch eine Baustelle am Ufer verursacht mit ihren Pumpen Lärm, und auch die nahe Schleuse rauscht vermutlich auch während der Nacht. Für uns ist der neue Hafen das Ziel. Der Feierabend muss verdient werden, die Schleuse stammt noch aus dem Vorhydraulikzeitalter und verlangt eine manuelle Bedienung. Den Job des Schleusers übernimmt Kurt, da er als Brunnenmeister mit Aufgabenstellungen rund ums Wasser am besten vertraut ist. Der Aufwand ist recht gross, und die Schleusung dauert. Unvorstellbar, wie sich unsere Reise entwickelt hätte, wenn wir nur Hand- statt Automatikschleusen angetroffen hätten.
Der Schwimmsteg des neuen Hafens befindet sich direkt vor der Kunst- und Musikfachschule. Er bietet Strom und Wasser, und eine recht ruhige Athmosphäre, obwohl die Altstadt nur ein paar Schritte entfernt ist. Doch landseitig kommt man gar nicht vom Steg weg, denn das Zugangstor ist mit einem Nummernschloss verriegelt. Den Code erhält man durch einen Anruf in der Capitaneria am alten Hafen. Am besten setzt man dort eine Person ab, die im Büro gleich die Anmeldung und das Bezahlen der Gebühren übernimmt.
Gefahrene Distanz: 22km, inkl. ein Tunnel und 9 Schleusen (Motor: 2542 Stunden).
Freitag 27. August 2021, Ruhetag in Besançon: Der Besuch der Zitadelle über der Stadt ist ein Muss, oben auf dem Berg warten mehrere spannende Museen, ein Zoo und ein Affentheater. Allein schon wegen der Aussicht lohnt sich der Spaziergang nach oben.
Samstag 28. August 2021, Besançon-Baume-les-Dames: Kaum haben wir in Besançon abgelegt, finden wir uns schon wieder in der Unberührtheit des Doubs-Tals. Die geschäftige Stadt inklusive Zitadelle verschwindet nach der ersten Flussschlaufe hinter uns. Vor uns rücken die Hühgel auf der Seite näher zum Fluss, Felspfeiler steigen aus den Wäldern in die Höhe. Glasklares Wasser, unzählige Fischer mit ihren Familien am Ufer und wechselhaftes Wetter begleiten uns bis Baume.
Gefahrene Distanz: 37 km, inkl. 11 Schleusen (Motor: 2547 Stunden).
Sonntag 29. August 2021, Baume-les-Dames-L'Isle-sur-le-Doubs: Die Nacht in Baume war sehr ruhig, kein Verkehrslärm, kein Partysound. Am Sonntagmorgen schlendern die Fischer durch den Hafen und werfen Gummifrösche aus, ohne fangfrischen Fisch als Ergebnis. Die Fischer begleiten uns den ganzen Tag, etliche Zeltdörfer stehen am Ufer unter den Bäumen. Das enge Tal des Doubs öffnet sich wieder, die felsigen Hänge rücken zur Seite. Das gibt wieder Platz für Bauernbetriebe und grosse Felder. Kanalabschnitte und der offene Fluss wechseln sich ab, Distanzschilder am Ufer geben an, wo sich die Fahrrinne befindet. Kurz vor L'Isle-sur-le-Doubs fallen die ersten Regentropfen. Wir klappen das Verdeck hoch, und der Regen hört gleich auf. Dann bauen wir wieder ab, denn die letzte Schleuse vor unserem heutigen Anlegeplatz ist sehr niedrig. Der Quai in L'Isle-sur-le-Doubs ist leer, wir parkieren vor der hintersten Stromsäule. Es ist auch die einzige, die funktioniert. Bezahlt wird mittels Kreditkarte (8€ für Strom und Wasser während 12 Stunden). Ein Alternativliegeplatz findet sich vor der Schleuse Nr. 26, direkt in Front eines Intermarche-Supermarkts (mit Tankstelle). Gefahrene Distanz: 32 km, inkl. 15 Schleusen (Motor: 2553 Stunden).
Montag 30. August 2021, L'Isle-sur-le-Doubs-Montbéliard: Der Tag fängt nicht so gut an, bereits die dritte Schleuse (Nr. 24) zeigt Doppelrot. Die Fernbedienung gibt die Rückmeldung, dass der Support unterwegs sei. Eine halbe Stunde lang passiert nichts. Nun betätigen wir die Notruftaste am Schleusenhäuschen. Die Leitung ist tot. Wir probieren es mit dem Handy und wählen die VNF-Zentrale. Zehn Minuten später rollt das VNF-Fahrzeug an. Die Schleusenfrau öffnet die Tore manuell und lässt uns durch. Offenbar ist ein Ventil defekt. Die nächsten Stunden sind von Routine geprägt, alle ein bis zwei Kilometer folgen sich die Schleusen, wir klettern das Tal hoch, der Kanal führt durch kleine Dörfer und unter Brücken durch, die immer niedriger werden. 3,3 Meter ist der Tagestiefstwert, natürlich kommt NAJADE überall durch, wenn auch nur mit Kopfeinziehen. Abwechslung gibt's dann doch noch: zwei Hubbrücken! Und wir verlassen den Doubs! Bei Voujeaucourt queren wir den Fluss und biegen ins Tal des L'Allan ein. Fallls der Doubs den Pegel von 3,3 Metern überschreitet, so ist die Querung gesperrt (Website mit aktuellem Pegelstand).
Die Marina in Montbéliard ist halb leer, wir finden sofort einen Platz, mit Strom und Wasser für 13 €. Die nette Hafenmeisterin kommuniziert für uns mit der Schleuse Nr. 7. Dort muss man die Passage in Richtung Mulhouse am Vortag anmelden. Wir buchen den Zeitslot am Mittwochnachmittag um 14 Uhr, und bekommen die Antwort, dass es dann nicht mehr bis Dannemarie reiche. Dort will aber am Mittwochabend Marlis wieder zu uns stossen. Wir werden sehen, neue Erkenntnisse dürfte am Dienstag die Passage der CYNFOR bringen. Ihr Kapitän will am Morgen vor sieben Uhr in Montbeliard starten, und um 10 Uhr die Schleuse Nr. 7 erreichen. Er wird uns Bescheid geben, ob es geklappt hat. Die CYNFOR kommt aus Griechenland und ist auf dem Rückweg nach Speyer. Der Skipper erzählt spannende Geschichten, vier Jahre brauchte er von Speyer nach Speyer via Donau, Istanbul und Santorini! Das machen wir doch auch einmal. Und hier noch die Telefonnummer der Schleuse 7: 0033 680 659 458 (manchmal nimmt jemand ab....). Gefahrene Distanz: 24 km, inkl. zwei Hubbrücken und 13 Schleusen (Motor: 2558 Stunden).
Dienstag 31. August 2021, Montbéliard-Allenjoie (Pont de l'Allan): Die Planung der nächsten Etappe nach Dannemarie verschlingt alle Ressourcen, es scheint ziemlich kompliziert, und doch einfach, denn, wir beginnen wieder auf Feld 1. Auslöser ist der Reisefortschritt von CYNFOR. Micha und seine Freundin fahren um 06.45 Uhr in Montbéliard ab und melden uns laufend den Standort, gebucht haben sie die VNF-Begleitung ab der Schleuse 7 um 10 Uhr. Kurz vor Mittag erreichen sie Montreux Chateau, und um 15.30 Uhr machen sie in Dannemarie fest. Das sollte doch auch für uns machbar sein. Um am Morgen nicht so früh losfahren zu müssen, legen wir nach 16 Uhr in Montbéliard ab und fahren bis zur Pont de l'Allan, wo es einen sehr ruhigen Übernachtungsplatz hat. Per Telefon haben wir bei der Schleuse 7 das Zeitfenster auf 10 Uhr vorverschoben. Kurz vor dem Anlegen kommt noch ein VNF-Mann vorbei, und bestätigt den Fahrplan. Jetzt kann ja nichts mehr schief gehen! Was steht sonst noch im Tagebuch: Einkaufen, Besuch des Schlosses Montbéliard und eine 50-Kilometer-Klappradtour bis Montreux Jeune.
Gefahrene Distanz: 7.5 km inkl. 5 Schleusen (Motor: 2560 Stunden).
Mittwoch 1. September 2021, Allenjoie-Dannemarie: Start um 09.30 Uhr an der Schleuse 8, um 10 Uhr übernimmt uns der VNF-Begleiter an der Schleuse 7, um 11.45 Uhr sind wir auf dem Scheitelpunkt und machen Mittagspause, um 15.45 Uhr sind die Leinen fest in Dannemarie. Schleusenmarathon oder Treppensteigen mit dem Schiff: Wir passieren erneut die Wasserscheide zwischen dem Mittelmeer und der Nordsee. Am Abend ist die Crew wieder komplett: Marlis hat den Weg zurück zur NAJADE gefunden. Den ganzen Tag durch sind wir keinem einzigen Schiff begegnet. Auch das gibt es.
Gefahrene Distanz: 24 km, inkl. eine Hubbrücke und 21 Schleusen (Motor: 2566 Stunden). Ganze Reise: 153 Motorstunden
Donnerstag 2. September 2021, Dannemarie-Mulhouse: Nach dem getakteten Mittwoch folgt ein getakteter Donnerstag, Schleusenmarathon 2 Richtung Mulhouse. Wir haben für 9 Uhr das Rendezvous mit der VNF-Crew terminiert, und genau um 9 Uhr steht die Dame bereit, die uns bis Mulhouse begleiten wird. Der Fahrplan ist diesmal offen formuliert, weil kurz nach Mittag an einer Schleuse gebaut wird und wir mit zwei Schiffen im Gegenverkehr rechnen müssen. Nach der Mittagspause kommt tatsächlich ein Schweizer Schiff entgegen, in einem breiten Kanalbereich, wo kreuzen problemos möglich ist. Die zweite Begegnung kündigt sich über Funk an. GROSSER FRIEDEN hat unser AIS-Signal empfangen und nimmt auf Kanal 16 (Standardkanal auf dem Rhein-Rhone-Kanal Branche Sud) Verbindung auf. Der GROSSE FRIEDEN ist eine 24 Meter lange Peniche. Wir treffen uns genau in der Mitte zwischen zwei Schleusen, auch hier ist das Kreuzen gut möglich.
In Mulhouse kommen wir um 16.30 Uhr an, das ergibt 7 Stunden Fahrzeit, plus die einstündige Mittagspase nach der Schleuse 28. Die VNF-Betreuung ist ausgezeichnet. Im Bereich der Baustelle werden die Arbeiten kurz eingestellt, bis wir zwischen den Pontons durch sind.
Wir übernachten im Stadthafen, den wir auf unserer ersten Reise im Frühling 2021 schon kennen gelernt haben. Der Hafenmeister ist wieder sehr hilfsbereit und bucht uns für den Folgetag die Schleusung an der Schleuse Nummer 41.
Gefahrene Distanz: 23 km, inkl. zwei Hubbrücken und 24 Schleusen/ (Motor: 2571 Stunden).
Freitag 3. September 2021, Mulhouse-Hombourg/Niffer: Um 16 Uhr legen wir in Mulhouse ab, die Schleuse Nr. 41 wird pünktlich passiert. Wir stoppen ein paar Kilometer vor der Schleuse Niffer an einem kleinen Schwimmsteg. Zum Abschluss gibt es eine Nacht inmitten der Naturlandschaft, weit weg von überall.
Gefahrene Distanz: 16 km, inkl. 1 Schleuse (Motor: 2573 Stunden).
Samstag 4. September 2021, Hombourg/Niffer-Rheinfelden: Der Schleusier in Niffer weist uns die kleine, südliche Kammer zu. Nach der Talschleusung geht das Tor auf, doch die Ampel bleibt auf Rot. Der Mann hat uns vergessen, nach 10 Minuten fragen wir über Funk nach, bekommen keine Antwort, aber immerhin grünes Licht. Zurück auf dem Rhein, die Beschaulichkeit der Kanäle macht Platz für die Geschäftigkeit einer Grossschifffahrtstrasse. In Birsfelden machen wir im Schleusen-Vorhafen fest, und wer kommt denn da: Silvio vom Bootclub Rheinfelden ist ebenfalls auf dem Heimweg. Gemeinsam geht es nach Hause.
Gefahrene Distanz: 35 km, inkl. 4 Schleusen (Motor: 2580 Stunden).