Die erste Reise: Ziel Mulhouse

Fronleichnam 2021: Reisepremiere auf der NAJADE nach Mulhouse, trotz Corona.

Zur Einstimmung gehen wir bereits am Mittwochabend (2. Juni 2021) an Bord. Graue Wolken machen den Sonnenuntergang zunichte, wir freuen uns an einer Erdbeerbowle und besprechen die Lage. Diese ist nicht so klar. Frankreich verlangt nach wie vor einen negativen PCR-Test für die Einreise. Alternativ ist für grenznah wohnende Personen ein maximal 24-stündiger Aufenthalt ohne Einschränkungen erlaubt. Wir sind zwar alle schon vollständig oder teilweise geimpft, aber eigentlich wäre eine touristische Fahrt nach Mulhouse nicht möglich. Wir beschliessen deshalb, unseren Ausflug als technische Überprüfungsfahrt zu deklarieren, falls jemand fragen sollte. Doch es wird niemand fragen, wie es sich später zeigt.

Zur Reisevorbereitung gehört der Schleusenfahrplan. Unmittelbar vor dem Hafen Mulhouse befindet sich die Schleuse Nummer 41. Zuständig ist die französische Kanalbehörde VNF (Voies navigables de France). Die Durchfahrt muss 24 Stunden im Voraus angekündigt werden. Das versuchen wir mehrfach erfolglos: Die VNF-Zentrale gibt uns mehrere Telefonnummern an. Entweder sind sie falsch, oder es nimmt niemand ab. Offiziell wäre die Schleusen-Disposition zwischen Mulhouse und Montbéliard (Schleuse 7) unter der Nummer +33 680 65 94 58 erreichbar. Doch alle Anrufversuche laufen ins Leere. Aufgrund der besonderen Lage reservieren wir telefonisch einen Platz im Port de plaisance Mulhouse (Pro Bateaux, Tel. +33 617 03 31 50). Der Hafenmeister ist sehr freundlich und will auch die Anmeldung bei der Schleuse 41 erledigen. 

Nachtrag 2022: Laut VNF ist für die Schleusendisposition auf dem Rhein-Rhone-Kanal, Südabschnitt, die Nummer 0033 682 66 44 58 anzurufen (bis 15 Uhr am Vorabend).

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Am Donnerstag legen wir kurz vor halb zehn ab, um die angemeldete 10.05-Uhr-Schleusung in Augst nicht zu verpassen. TRAMONDANA mit Hulda, René und Christian begleitet uns bis Weil am Rhein. In Birsfelden müssen wir kurz warten, bis der leere Tanker BRIENZERSEE eingefahren ist. Dahinter hat es genug Platz für unsere Schiffe. Die Talfahrt durch Basel ist einmal mehr sehr eindrücklich. Wir geniessen den Ausblick. Punkt 12 Uhr legen wir beim Motorboot- und Yachtclub Weil am Rhein an. Der Präsident persönlich nimmt die Leinen entgegen und hilft beim Festmachen. 

Der Besuch des Gasthaus am Bootsteg lohnt sich. Freundliches Personal und die schöne Terasse mit Blick auf den Rhein machen das Platznehmen einfach. Aufgrund der Covid-Vorgaben erhalten nur Gäste Zugang, die entweder doppelt geimpft sind oder einen negativen Schnelltest vorweisen können. Der Test kann vor Ort gemacht werden, nach 10 Minuten erhalten wir grünes Licht, es wird aufgetischt. Das kulinarische Angebot ist ausgezeichnet, der Wein auch, und gerne würden wir noch länger bleiben. Doch TRAMONDA muss zeitig wieder zurück nach Rheinfelden, und NAJADE hat unterdessen ein Zeitfenster in der Schleuse Nummer 41 erhalten: 17.30 Uhr. 

Auf dem Rhein ist nichts los. Die Schleuse Kembs beantwortet unsere Funk-Anfrage mit dem grünen Einfahrtssignal, und auch in Niffer reagiert der Schleusenmeister sofort mit der Freigabe. Er hat offenbar anhand des AIS-Signal der NAJADE den Kurs mitverfolgt und das Tor geöffnet. Er erkundigt sich über unsere Weiterfahrt, die Gültigkeit der VNF-Vignette und informiert uns über die maximale Geschwindigkeit im Rhein-Rhone-Kanal bis Mulhouse, nämlich 12 km/h. Der Service ist echt vorbildlich: Der Schleuser kontaktiert auch nochmals die Schleuse 41 und meldet unsere Ankunft.

Der erste Abschnitt des Rhein-Rhone-Kanals steht der Grossschiffahrt offen, doch die Natur an beiden Seiten vermittelt eher Amazonas-Impressionen. Frösche quaken, Fischreiher lauern am Wasser, die Wiesen blühen, dschungelartige Wald- und Buschpartien stehen dicht am Kanal. Dahinter kündigen sich die Industriequartiere und Fabriken von Mulhouse an, zu sehen sind nur die Kamine und Wassertürme. Die Durchfahrtshöhe zum Yachthafen Mulhouse beträgt 3.5 Meter, zu niedrig für unser neues Verdeck. Das Zusammenklappen funktioniert bestens, die Massanfertigung von Martin Leitner zeichnet sich durch eine praxisgerechte Funktionalität aus.

Die Schleuse 41 wechselt auf grün, der VNF-Mann steht bereit. Vorbildlicher Service! Wir buchen für Samstag 10 Uhr die Schleusung für die Heimfahrt nach Rheinfelden. Zum Port de Plaisance sind es nun nur noch einige hundert Meter, mit zwei dunklen und niedrigen Passagen unter den Brücken durch. Wir sehen zwei Bisamraten voraus im Wasser. Gerade einladend ist die Welt unter den Brücken nicht. Um 18 Uhr sind die Leinen in Mulhouse fest. Der Empfang durch den Hafenmeister ist sehr freundlich, die Infrastruktur macht einen guten Eindruck. 

Freitag ist Ruhetag. Wir spazieren durch die Stadt, die Sonne brennt heiss, das könnte gegen Abend ein Gewitter geben. So passiert es denn auch. Kurz nach 18 Uhr nehmen wir im Restaurant "Zum Saüwadala" unter freiem Himmel Platz und studieren die Menükarte mit den elsässischen Spezialitäten. Das Dinner zieht sich in die Länge, wir geniessen es, unterdessen sind alle Tische besetzt, die ganze Strasse ist zum Bistro geworden. Um 21 Uhr beginnt die Ausgangssperre, wir machen uns auf den Heimweg. Unmittelbar nach der Rückkehr zur NAJADE öffnet der Himmel seine Schleusen. Das Sommergewitter bringt Abkühlung, wir schlafen bestens. 

Am Samstag um 10 Uhr passieren wir pünktlich die Schleuse 41. Die Überreste des nächtlichen Gewitters hängen immer noch über uns. Es ist sehr schwül, und bald beginnt es wieder zu regnen. Wir legen im Kanal an und beobachten die Sportfischer, die im strömenden Regen in Mini-Schlauchbooten ihr Glück versuchen. Einer schreit plötzlich, rupft an der Rute und zeigt mit den Händen den Fang eines Riesenfisches an. Doch die Beute entwischt und wir steuern via Schleuse Niffer wieder den Rhein an.

Der Strom zieht mächtig, gegenüber Donnerstag hat sich der Abfluss massiv erhöht. Wir erreichen noch eine Geschwindigkeit von knapp 8 km/h über Grund. Laut Messstation Rheinfelden bringt der Rhein über 1500 m3/sec. Unter der Schwarzwaldbrücke vor der Schleuse Birsfelden ist die Strömung am stärksten. Wir schaffen gerade noch knapp 4 km/h über Grund, obwohl die Maschine mit 3200 rpm am Limit läuft. Zum Glück ist der diensthabende Schleusenmeister Mitglied im BC Rheinfelden, die Tore zur grossen Kammer sind schon offen. Wir sind froh um den Stopp im ruhigen Wasser. Der extreme Regen mit stürmischen Windböen hatte die letzten Meter sehr ungemütlich gemacht.

Am Abend um halb acht Uhr machen wir im Heimathafen fest. Eine schöne Kurzreise geht damit zu Ende. Alles hat bestens funktioniert. NAJADE und wir sind bereit für längere Touren.

Infos Mulhouse

Reisezeit: 6 Std.

Strecke: 53 km, 4 Schleusen

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Thomas Renold
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