Mai 2022: Neckar, Fernziel Köln

 


Die Reisen mit NAJADE werden länger. Für 2022 planen wir einen Abstecher in den Neckar und ein Besuch von Köln. Dort soll das Bier richtig gut sein. Zurück via Mosel und Frankreich? Wir werden sehen. 

Dienstag 10. Mai 2022, Rheinfelden-Breisach: Wir starten! Eigentlich kennen wir diese erste Tagesetappe bestens, doch jedesmal bringt sie etwas Neues. Diesmal haben wir Gäste an Bord. Doch von Anfang an. Die Sommerreise 2022 geht bereits am Montag los. Christian, der in Würenlos arbeitet, nimmt uns auf dem Heimweg nach Rheinfelden mit. Das ist noch nicht alles: Hulda schiebt Pizza in den Ofen. Wir geniessen ein wunderschönes Abendessen und nachher noch einen Schlummertrunk an Bord.

Der erste Reisetag beginnt mit einem Frühstück, die Gäste bringen das frische Brot und die Gipfeli mit, und die Sonne scheint. Was will man mehr. Um 09.15 Uhr legen wir ab, 10 Uhr Schleusen in Augst, die nächsten Stunden sind wie programmiert. 12 Uhr Hafen Weil am Rhein, doch weil Dienstag ist, gibt's keinen Mittagshalt. Das Restaurant am Hafen ist geschlossen, JAAAAA, es ist ja Dienstag. 

Die Schleusen meinen es heute gut mit uns. Fast immer rutschen wir gleich durch. Entweder alleine oder dann im Verbund mit Berufsschiffen. Um 18 Uhr legen wir in Breisach beim Motorboot & Yachtclub Breisach (MYC Breisach) an. Für die Gäste steht der Aussensteg bereit. Den ganzen Tag lang haben wir 1, ja ein einziges, Sportboot unterwegs gesehen. 

Im Städtchen essen wir türkisch-deutsch im Restaurant Kapadokien, dann bringen wir unsere Tagesgäste auf den Zug, der sie nach Basel zurückbringt (Abfahrt jeweils XX.31 Uhr). Den Sonnenuntergang geniessen wir oben auf der Burg mit einem unglaublichen Fernblick durchs Rheintal, auf die Vogesen und den Kaiserstuhl. Für den den Schlummertrunk lassen wir uns an der Anlegestelle der Flusskreuzfahrtschiffe nieder. Die vier Schiffe vom Nachmittag sind weg, samt ihren vielen Passagieren. "Zum Glück", kommentiert die Wirtin den leeren Platz, denn nun hätten ihre Gäste endlich wieder einen freien Blick auf den Rhein. Sie empfiehlt für die Nacht "ein Viertele Rosé Blauburgunder" und garantiert uns danach einen ruhigen Schlaf. Gute Nacht.

Gefahrene Distanz: 74 km, inkl. 6 Schleusen (Motor: 2618 h).

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Mittwoch 11. Mai 2022, Breisach-Kehl: Die zweite Etappe der Rhein-Autobahn wird zur Sommerfahrt. Es ist schon fast heiss. Unterwegs passiert nicht viel Aussergewöhnliches. Bei fast allen Schleusen treffen wir grüne Einfahrtssignale an, nur in Rheinau müssen wir eine Viertelstunde warten, bis ein Frachter aufgeholt hat. Vor einem Jahr absolvierten wir die Etappe noch schneller, aber weniger gemütlich. Damals sorgte das Hochwasser für zusätzlichen Schub. Dafür war die Einfahrt in den Hafen beim Nautic Club Kehl schwieriger. Gegen die starke Strömung musste NAJADE damals alle Reserven locker machen. Von wegen Sommersaison: Die Sportschifffahrt scheint immer noch im Wintermodus zu sein. Gestern trafen wir ein Schiff an, und heute ebenfalls nur eines. Was ist da los?

Gefahrene Distanz: 66 km, inkl. 5 Schleusen (Motor: 2625 h)   

Donnerstag 12. Mai 2022, Kehl-Beinheim (Baggersee): Grosse Premiere, wir ankern das erste Mal für eine Nacht in der freien Natur. Ausgesucht haben wir das ehemalige Baggerloch von Beinheim am französischen Ufer ein paar Kilometer nach der Schleuse Iffezheim.

Doch zuerst gibt's noch grosses Kino, Schleusenkino auf Breitleinwand. Gleich drei riesige Flusskreuzfahrtschiffe überholen uns kurz vor der Schleuse Iffezheim. Sie fahren dicht hintereinander. Gleichzeitig nähert sich von hinten ein Frachter, und bergwärts ist die grosse Kammer mit zwei Berufsschiffen gefüllt. Zudem ist die kleine Kammer nicht in Betrieb. Stau! Für den Schleusenwärter eine ziemlich komplexe Situation. Er bittet uns deshalb, am Sportbootanleger festzumachen, denn "es könne länger gehen". 

Die Einschätzung ist korrekt. Zwischen der Schhleusenzentrale und den drei Kreuzfahrern entwickelt sich eine rege Kommunikation. Das hinterste Schiff des Trios - der Zuletztangekommene - bittet nämlich darum, als erster einfahren zu dürfen. Grund: Das Schiff sei gegenüber dem Fahrplan verspätet.... Der Kapitän von Flusskreuzfahrtschiff Nummer 2 ersucht um die Erlaubnis, unmittelbar nach der Schleuse für drei Stunden festmachen zu dürfen, denn man erwarte zwei zusteigende Musiker für ein Abendkonzert. Dem Schleusenmeister verschlägt es zuerst die Sprache, dann antwortet er kurz und bündig: "Nein, nein, so was geht nicht". Fünf Minuten später fragt er nach, welche Art von Instrumenten das Orchester gedenke einzuladen. Dies weiss der Käptn wiederum nicht, worauf der Schleusier nachgibt und die Aktion doch noch erlaubt. Die Erklärung für den Meinungsumschwung liefert er gleich nach. Bei den Musikern handle es sich eigentlich um eine Art von Besatzung, und den Flussschiffen sei das Wechseln der Mannschaft im Schleusenbereich explizit gestattet. Unterdessen ist die grosse Kammer bereit, das Einfahrtssignal wechselt auf Grün.  Und wer fährt zuerst ein? Natürlich der Vorderste, der auch als erster angekommen ist. Doch zeitlich bringt das keinen Vorteil, geschleust wird gemeinsam. Bis die drei dicken Brocken in der engen Schleuse parkiert sind, vergehen nochmals 20 Minuten. Und auch auch der Schubverband findet noch Platz, nur NAJADE muss oben bleiben. 

Wir schaffen Iffezheim dann auch noch, es ist aber schon halb acht Uhr. Der Anker fällt mitten im Baggerloch, es ist etwa 10 Meter tief. Wir grillen und geniessen den Abend in der Einsamkeit. Hier wird ja sowieso kein Schiff vorbeikommen, denken wir. Falsch: Um 7 Uhr am anderen Morgen hören wir Motorgeräusche. Ein leerer Kiesfrachter schleicht vorbei und lässt viel Abstand zu NAJADE. Sehr rücksichtsvoll, denn zum Aufstehen ist es noch viel zu früh. 

Gefahrene Distanz: 45 km, inkl. 2 Schleusen (Motor: 2632h).

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Freitag 13. Mai 2022, Beinheim-Speyer: Die Rennstrecke wartet... Bis Mannheim befahren wir einen Rheinabschnitt mit starker Strömung, und mit Rückenwind. So schnell wie heute waren wir noch nie unterwegs. Der Fluss schiebt uns mit acht bis zehn Kilometer pro Stunde talwärts. Unser Geschwindigkeitsmesser nagt an der 20-Kilometer-Marke. 

In Speyer steuern wir den neuen Stadthafen an. Vor acht Jahren übernachteten wir schon einmal hier, mit unseren kleinen Sportbooten. Damals waren die meisten Liegeplätze noch frei, nun ist fast alles belegt. Der Gästesteg befindet sich am Anfang des Hafens an Steuerbord. Über eine Telefonnummer muss man sich anmelden und erhält dann alle Infos und Zugangscodes. Das Einchecken inklusive das Zahlen der Gebühren erfolgt über den Automaten beim Parkplatz neben dem Clubhaus/Restaurant.

Der Platz ist ruhig und gut gelegen, einziges Handicap sind die Toiletten und Duschen in der Capitanierie (sehr sauber und grosszügig) auf der gegenüberliegenden Uferseite. Zu Fuss läuft man gut und gern fünf Minuten, das Nutzen des Velos ist in dringenden Fällen empfohlen... 

Gefahrene Distanz: 68 km (Motor: 2636h).

Samstag 14. Mai 2022, Speyer-Heidelberg: Bilderbuchwetter, wie im Sommer, ein sehr schöner Tag zum Flusswandern. Wir denken beim Morgenessen mal grob die Weiterreise mit den Ziel Stuttgart durch, und kommen zum Schluss, dass wir tanken sollten. In den beiden Reservoirs im Motorraum befinden sich zwar geschätzt noch etwa 300 Liter Diesel, doch volle Tanks beruhigen das Gewissen und man hat eine Sorge weniger. Wir wissen: Am Neckar gibt es keine Tankstellen direkt am Wasser. Somit peilen wir einen Tankstopp beim Motoryacht-Club Kurpfalz Mannheim (MCK) an. Negativ: Gemäss Internet öffnet die Tankstelle am Samstag erst um 14 Uhr. Positiv: An der Säule ist Shell GTL Fuel verfügbar, ein synthetischer Dieseltreibstoff, der besser verbrennen und weniger Wasser aufnehmen soll, da kein Biodiesel enthalten ist. Negativ oder positiv?: Der Liter kostet 2.20 €. 

Wir haben Glück, beim Einbiegen in den Hafen um 10 Uhr ist die Tankstelle bereits besetzt, wir können unsere Reservoirs auffüllen. Als erstes erhält NAJADE noch ein wenig Medizin gegen die Dieselpest: 1 Liter LiquiMoly 21317 Anti-Bakterien-Additiv (besser bekannt als Grotamar). Danach haben exakt 466 Liter Diesel in den zwei Tanks Platz. Das Bezahlen geht nur mit EC-Karte, der vierstellige Betrag auf der Quittung garantiert mindestens eine schlaflose Nacht... Es ist erst der zweite Tankstopp seit der Übernahme der NAJADE im Herbst 2020. Wir ziehen eine Bilanz über den Verbrauch. NAJADE ist garantiert keine Säuferin (genauso wie ihre Besatzung.....). Umgerechnet auf die gefahrenen Motorstunden ergibt sich ein Durchschnittsverbrauch von rund 4.3 Liter pro Stunde (inklusive Betrieb Webasto-Warmluftheizung und Wallas-Dieselkochfeld). Nicht schlecht. 

Die Glückssträhne bleibt uns treu. Bei den ersten beiden Neckarschleusen in Feudenheim und Schwabenheim lernen wir die vermutlich freundlichsten Schleuser Deutschlands kennen. Sie geben klare Informationen, empfehlen das Anlegen im hinteren, weniger wirbligen, Teil der Kammer und wünschen bei der Ausfahrt alles Gute und gute Fahrt. Sehr sympathisch, danke!

So geht es weiter, am Steg des Motor-Boot-Club Heidelberg e.V. (MBC) stehen die Hafenmeisterin Biggi und ihre Stellvertreterin schon bereit und nehmen die Leinen entgegen. Für die Gastlieger ist der äusserste Liegeplatz am Schwimmsteg reserviert. Im Clublokal erhalten wir gleich noch alle nötigen Infos und Hinweise für die Weiterfahrt neckaraufwärts. Die MBC-Stege (und diejenigen des benachbarten Motor-Yacht-Club Heidelberg, MYC) befinden sich am linken Flussufer. Die Infrastruktur ist ausgezeichnet (Toiletten, Duschen), das Stadtzentrum Heidelberg eine Spazier-Viertelstunde entfernt.

Der erste Tag auf dem Neckar schliesst nur positiv ab: Die Flusslandschaft ist wunderschön, und die Einheimischen sind ausgesprochen freundlich. Das gilt auch für die Polizei. Auf den Neckarwiesen gegenüber feiert die junge Generation relativ laut die erste sommerliche Nacht, so um 23 Uhr nähert sich ein Streifenwagen. "Ihr lieben Leute, ist es möglich, ein wenig leiser zu sein? Die Nachbarn möchten schlafen". tönt es aus dem Lautsprecher, "Ihr dürft schon weiter feiern, aber es wäre natürlich schon gut, wenn es leiser ginge, bitte seid doch so nett....Könnt ihr unsere Durchsage hören? Ja? Dann sagt doch alle laut Ja.....". Der erwartete Aufschrei bleibt aus, das Fest geht weiter. Uns stört die Party überhaupt nicht, wir sind eh schon längst eingeschlafen. 

Gefahren Distanz: 47 km, inkl. 2 Schleusen (Motor:2642h) 

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Montag 16. Mai 2022, Heidelberg-Zwingenberg: Mit dem Auffüllen der Wassertanks testen wir, ob die beiden Tanks allenfalls als variablen Ballast genutzt werden können. NAJADE hängt nämlich schief im Wasser. Die Backbordseite vereint offenbar mehr Gewicht. Toilette, Dusche und Küche mit Steinplatten befinden sich auf dieser Seite. Wir vermuten, dass das Ungleichgewicht den Geradeauslauf beeinträchtigt. Somit lassen wir den Tank links halbleer und füllen rechts fast voll auf. Das ergibt 100 oder 200 kg mehr an Steuerbord. Welche Überraschung: So austariert fährt NAJADE nun fast ohne Korrekturen geradeaus. 

Ab Schleuse Heidelberg geht es von der flachen Rheinebene in die Hügel des Nordschwarzwaldes. Das Neckartal sorgt für eine wunderschöne Kulisse links und rechts des Flusses. Burgen, Schlösser und kleine Dörfer lockern den tiefgrünen Wald auf. Das Fahren bergwärts ist sehr geruhsam. Mit knapp 10 km/h tuckern wir Richtung Stuttgart durchs Tal. Jeweils alle Stunden unterbricht eine der Schleusen die Fahrt. Unterbrechung ist übertrieben. Die Schleusenwärter stellen die Signale stets unmittelbar nach dem Funkanruf auf Grün. Das Schleusenpersonal ist sehr freundlich, die Kommunikation funktioniert bestens. Vielen Dank!

Genauso freundlich werden wir in Zwingenberg beim Motoryachtclub Neckar EV empfangen. Wir haben vorher angerufen, der Hafenmeister ist da und weist uns am Schwimmsteg ein. Die Marina ist mit einem Campingplatz kombiniert. Die Anlage ist weitläufig, Duschen und Tolietten finden sich im Clublokal direkt hinter dem Steg. Zwingenberg wird vom Schloss Zwingenberg dominiert. Dort logiert Prinz Ludiwg von Baden mit seiner Familie. Das Städtchen unter dem Schloss zeigt sich eher zurückhaltend, oder anders gesagt, es ist nichts los.   

Gefahrene Distanz 42 km inkl. 5 Schleusen (Motor: 2648h).

Dienstag 17. Mai 2022, Zwingenberg-Heilbronn: Man hat nie ausgelernt. Die heutige Lektion betrifft das Schleusen. Vor dem Liegeplatz beim Würtembergischen Motorbootclub Heilbronn e.V. (WMBC) wartet die Kaiser-Willhelm-Schleuse auf die ankommenden Gäste. Mit einer Hubhöhe von etwa drei Metern ist die Schleuse nicht besonders eindrücklich, aber oho, die Wilhelmsschleuse ist die einzige - noch - handbetriebene Schleuse am ganzen Neckar (siehe Wikipedia) und ein echter Zeitzeuge aus der Vergangenheit.

Das läuft dann so ab: Wir nähern uns den beiden Kammern. Beide Tore sind geschlossen. Also muss zuerst muss die Bedienmannschaft abgesetzt werden. Ein Mann geht von Bord. Auf der Schleusenbrücke hat sich bereits interessiertes Publikum eingefunden. "Sie müssen zuerst das Tor oben schliessen", empfiehlt eine ältere Frau. "Und dann die Schieber unten öffnen", rät der Mann daneben. Die Anleitung auf dem Plakat auf der Insel zwischen den Schleusen ist klar. 1. Bergseitige Tore schliessen, 2. Bergseitige Schieber auf Position "zu"... und so weiter. 

Das Schliessen der beiden Tore ist ein Kraftakt, aber sie schwenken langsam in die Mitte der Kammer. Punkt 1 erledigt. Auch der Schieber steht auf zu. Nun können die talseitigen Schieber geöffnet werden. "Sie müssen einfach den Hebel umlegen", sagt der Zuschauer, und die Frau daneben nickt, "wie auf der Anleitung geschrieben". Ganz einfach..., aber der Schieber tut keinen Wank.... Immerhin lässt sich das Drehrad des Schiebers auf der anderen Seite des Schleusentors drehen, talseitig strömt nun Wasser aus der Kammer, der Pegel senkt sich langsam. Doch der Blick in den hinteren Teil der Kammer lässt die Stirne runzeln. Dort schiesst noch immer Wasser zu. "Haben Sie die Anleitung genau gelesen?", kommentiert die Dame. Ja, aber, ja, ein Schieber ist offenbar immer noch offen. Beim zweiten Nachschauen klärt sich das Problem. Der Schieber 2 befindet sich direkt neben der zweiten Schleusenkammer, steuert aber den Wasserfluss in der Kammer eins. Nun ist auch dieser Hebel auf "zu". Alles paletti. "Kommen Sie eigentlich aus der Schweiz?", erkundigt sich die Rentnerin, "dann ist ja alles neu für Sie!". Aha, Schweiz? Binnenland? Landratten? Die haben ja keine Ahnung.... Am Schluss klappt dennoch alles: NAJADE fährt ein, Tore zu und dicht, und hoch. Die Zuschauerrunde klatscht Beifall und die alleswissende Frau schliesst die Lektion treffend ab: "Jetzt haben Sie aber ein grosses Bier verdient!".

Der Gästeliegeplatz für Boote mit mehr als 3,2 Meter Durchfahrtshöhe befindet sich direkt vor dem Clubhaus. Niedriger bauende Schiffe erreichen den Hafen ohne die Passage der Wilhelmsschleuse via Neckar von Süden her. Das Clubhaus ist eindrücklich, dessen Einrichtung ebenso. Der Hafenmeister zeigt uns alles. 2019 fand hier die Bundesgartenschau statt. Nun wird das Areal zu einem neu überbauten Stadtteil von Heilbronn. Mittendrin die Marina: zentraler geht kaum. Wir fühlen uns sehr wohl hier und reservieren gleich für zwei Tage.      

Gefahrene Distanz: 47 km, inkl. 5 Schleusen (Motor: 2656h).

Donnerstag 19. Mai 2022, Heilbronn-Besigheim: Das Motto vom Tag: Heiss, und es wird noch heisser, bis es am Abend kracht. Die Gegend: Man stelle sich vor, dass man von Morgen bis Abend entlang von Weinbergen fährt, man sieht terrassierte Rebberge, Reben in der Ebene, Reben an den Hängen der Hügel, und dann trinkt man am Abend eine Flasche Trollinger vom Besigheimer Wurmberg und spürt im Gaumen das, was man links und rechts des Neckars den ganzen Tagen lang bestaunt hat. Einfach gut!   

Die Aufgabe zum Auftakt der Tagesetappe lösen wir souverän: Talwärts durch die manuell bediente Wilhelmsschleuse. Kurt als wasserkundiger Experte legt die entscheidenen Schieber schon vor dem Morgenessen um, die Kammer füllt sich, und wir - respektive NAJADE - können bequem und sanft zu Tale sinken. 

Mit uns verlassen auch Anja und Ralph mit ihrem Daycruiser den Hafen. Ralph ist Hafenmeister beim Motorbootclub Benningen und kennt alle Windungen und Ecken des Neckars. Welch Zufall, in der Schleuse Besigheim treffen wir uns wieder, und auch der Übernachtungsort ist der gleiche: der Bootshafen Walter. 

Bis es soweit ist leiden wir den Tag durch ein wenig unter der Sommerhitze. In Lauffen fragen wir den Schleusenmeister, ob wir im Oberwasser für eine Pause anlegen dürfen. "Klar, kein Problem", tönt es aus dem Funkgerät. Das Städtchen Lauffen sieht vielversprechend aus. Rundum eine Stadtmauer, ein Schloss und zwei Wehrtürme, ein Stadtspaziergang ist angesagt. Die Exkursion wird eine trockene Sache: alle Beizen sind geschlossen, alle Läden auch, die Gassen sind ausgestorben. Also zurück aufs Schiff. An der Anlegestelle haben wir Nachbarn bekommen. Die THURGAU CASANOVA hat hinter uns festgemacht. Ein Doppelstock-Car nimmt die Gäste auf und fährt weg, dann dockt ein holländischer Lastwagen an. Er bringt Lebensmittel aus den Niederlanden auf's Schweizer Flusskreuzfahrtschiff, das im Reiseprospekt eine Küche mit "lokal-regionaler Kulinarik" verspricht! So was. 

Im Bootshafen Walter in Besigheim zirkeln wir NAJADE längsseits an die Betonmauer. Wir erhalten einen Schlüssel für das Eingangstor und den Tipp, den heissschwülen Tag in Kramer's Biergarten beim Freibad zu kühlen. Den Hinweis befolgen wir gerne. Das Bier ist gut und kühl, und die Currywurst dazu exzellent. Am Himmel ballen sich unterdessen schwarze Wolken zusammen. Wir trinken aus und spazieren heim. Kaum auf dem Schiff fallen die ersten Tropfen. Genau gesehen sind es zwei Tropfen, mit dem dritten setzt die Sintflut ein. Auf einen Schlag öffnet der Himmel seine Schleusen. Wir schaffen es in Rekordtempo, das Verdeck komplett zu schliessen. Draussen ist die Hölle los. Anja und Ralph sitzen immer noch im Biergarten, ihr Boot ist völlig offen. Bekleidet mit der Badehose gelingt es, wenigstens die Kabinentüre zu schliessen. 

Das Unwetter tobt eine halbe Stunde lang, im benachbarten Mundelsheim mit katastrophalen Folgen (Video). Dann klart es auf. Wir verbringen einen ruhigen Abend an Bord, legen uns in die Kojen, und werden kurz nach Mitternacht geweckt. Das Inferno geht wieder los, eine Kaskade von Blitz und Donner und Starkregen.  

Gefahrene Distanz: 25 km, inkl. 4 Schleusen (Motor: 2661h). 

Freitag 20. Mai 2022, Besigheim-Neckarrems: Zur Abwechslung mal ein wenig Action? Die Schleuse Poppenweiler erfüllt den Anspruch bestens. Auf der Anfahrt hören wir im Funk Stichwörter wie Feuerwehraufgebot und Polizeieinsatz. Dann funkt uns die Schleuse direkt an und fordert uns auf, im Vorhafen an Steuerbord anzulegen. Bis zur Schleusung könne es dauern, respektive der Zeitpunkt einer möglichen Bergschleusung sei offen. Was ist da los?

Feuerwehr, DLRG-Crew und Polizei sind bereits vor Ort, weitere Einsatzfahrzeuge machen sich mit Sirenen bemerkbar. Als eine Ambulanz-Crew eine Liege inklusive Reanimationsequipement vor uns bereitstellt, befürchten wir das Schlimmste. Wir hören den Funkverkehr ab, nach und nach ergeben sich Fakten. Verletzt ist niemand, in der Schleuse sind zwei Sportboote, eines ist gesunken. Die Feuerwehr legt eine Ölsperre um das gesunkene Schiff, zwei Taucher suchen vergebens nach einem Leck. Wir warten weiter und kochen das Abendessen. 

Die ganze Geschichte erfahren wir erst am Sonntagabend beim Bier im Clubhaus des Schifferclubs Neckarrems. Hafenmeister Klaus zeigt uns Bilder und erzählt. Das gesunkene Boot fällt seit Tagen durch Schlagseite auf. Die Crew stellt Wasser im Boot fest und will das Schiff zur nächsten Werft oberhalb der Schleuse schleppen. Doch während des Schleusens säuft das Sportboot komplett ab. Oh je. Einsatzbericht DLRG Ortsgruppe Vaihingen a. d. Enz  

Die Tagesetappe absolvieren wir im ersten Teil zusammen mit Anja und Ralph. Es ist immer noch heiss und schwül, Ralphs Geheimtipp kommt genau richtig: Ein Besuch von Heinzi's Biergarten in Mundelsheim. Anlegen kann man an der Mauer vor der Käsberghalle, der Biergarten befindet sich im benachbarten Freibad. Das Bad ist heute geschlossen, die Ursache ist augenscheinlich, das Gewitter vom Vortag hat die Badi mit Schlamm geflutet. Auf den Strassen liegen Schmutz und Steine. 

Gefahrene Distanz: 33 km, inkl. 4 Schleusen (Motor: 2666h).

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Samstag/Sonntag, 21./22. Mai 2022: NAJADE wechselt in Neckarrems in den Status "Ruhetag", wir verwandeln uns in Touristen und fahren Strassenbahn. Zuerst geht es nach Ludiwgsburg zum barocken Schloss und seinem unendlich grossen Park. Wunderschön! Unter verwunschenen Bäumen findet sich sogar ein Märchen-Wunderland, mit einer Wasserbahn und einem Knusperhäuschen samt Hexe. 

Am Sonntag besuchen wir die Wilhelma, zusammen mit Tausenden von Besuchern. Wilhelma, so heisst der Stuttgarter Zoo. Was gehört noch zum Programm: Selbstverständlich ein Glas Wein auf dem 217 m hohen Stuttgarter Fernsehturm und das Flanieren auf der Königsstrasse. Bereichert wird der Sonntagsfrieden mit einer friedlichen Ukraine-Antikriegs-Demo.

Die ganze Region befindet sich in Festlaune. Das Wetter passt, das Bier fliesst in Strömen, in Neckarrems wird die neue Mediathek eingeweiht, und wir feiern mit.  

Montag 23. Mai 2022, Neckarrems-Benningen: In der Schleuse Poppenweiler startet die Bergungsaktion für das gesunkene Sportboot. Die Schleusenzentrale beobachtet uns via AIS, stellt fest, dass wir in Neckarrems die Leinen gelöst haben und nimmt gleich Kontakt auf. Zuvor erkundigen wir uns telefonisch, ob heute allenfalls mit Restriktionen beim Schleusenbetrieb zu rechnen sei. Nö, eigentlich nicht, meint der Schleusenmeister, und wenn doch, ja, dann müssten wir halt wieder warten, so wie am Freitag... 

Doch alles klappt. Bei der Einfahrt in den Vorhafen sehen wir, dass die Bergungsaktion angelaufen ist. Etliche Polizeifahrzeuge stehen herum. In der landseitigen Kammer kommt eine Schwimmplattform samt Kran hoch. Wir können gleich danach einfahren.

Nach der zweiten Schleuse in Marbach, der Schillerstadt, versuchen wir an einem Steg anzulegen, doch die Wassertiefe reicht nicht aus. Also fahren wir gleich weiter nach Benningen, wo wir am Steg des Motorbootclub Benningen (MBC) übernachten. Hafenmeister Ralph freut sich auf uns. Zusammen mit dem grossen Wohnboot "TUKAN" (Bericht in der Esslinger Zeitung) legen wir am Gaststeg an. 

Der Spaziergang nach Marbach dauert etwa eine halbe Stunde und lohnt sich. Enge Gassen mit Riegelhäusern prägen das Schiller-Städtchen. Die Marktgasse ist das Zentrum, es gibt einige spannende Läden zu entdecken (zum Beispiel eine offene Werkstatt mit raren Töffli-Ersatzteilen). 

Am Abend treffen wir im Hotel Neckarmühle nebst Anja und Ralph eine grossse Tischrunde mit Bootfahrern. Ein Bier gibt das andere, dazu essen wir ausgezeichneten "Schweizer Wurstsalat". Zum Finale lädt uns das Ehepaar Rath noch in das selbstgebaute Aida-Häuschen zu einem Schlusstrunk ein. Die beiden lieben Kreuzfahrten über alles und gehen nur auf Aida-Kreuzern an Bord. An der Decke des kleinen Giebelhauses sind alle Namen und Signete der Aida-Kreuzfahrtschiffflotte verewigt. Die Bar ist reichhaltig mit feinen Tropfen bestückt, weshalb wir ein bisschen länger bleiben. Ralph begleitet uns zum Abschied in den Hafen zurück und genehmigt sich an Bord der NAJADE noch ein echtes Schweizer Feldschlösschen (nicht des Durstes wegen, sondern weil ihm die blau metallisierte Aludose so gut gefällt).   

Gefahrene Distanz: 15 km inkl. 2 Schleusen (Motor: 2668h).

Dienstag 24. Mai 2022, Benningen-Lauffen: Der Regenradar verspricht um 9 Uhr Niederschläge, und so ist es dann auch. Es regnet heftig und dazu kommen starke Windböen. Wir nutzen die Zeit und basteln ein wenig. Die Webcam wird in den Motorraum montiert. Nun können wir von zuhause aus die Bilge kontrollieren. Im Schutzhafen Hassmersheim kündigen wir telefonisch unsere Ankunft für Donnerstag an. Der Hafenmeister-Stellvertreter ist orientiert. Zuhinterst im Hafen hält er uns einen Platz frei.

In Lauffen legten wir schon vor zehn Tagen an. Damals spazierten wir durch die Altstadt auf der rechten Neckarseite. Der Rundgang war eine Enttäuschung. Deshalb wählen wir nun den Stadtteil auf dem linken Neckar-Ufer als Ziel. Na ja, viel mehr läuft auch da nicht. Immerhin finden wir einen Aldi zum Einkaufen, und einen Biergarten zur körperlichen Ertüchtigung. 

Dafür glänzt der Übernachtungsort Lauffen am Abend. Wir haben ausserhalb des Schleusenbereichs an der Spundwand angelegt, das Heck schaut nach Westen. Ein farbenprächtiger Sonnenuntergang bahnt sich an. Zwischen dunklen Wolkenbändern nähert sich die Sonne dem Horizont. Die Rebberge glänzen im Abendlicht golden, grün und gelb. Wunderschön. Wir sitzen und schauen, Kino auf Breitleinwand. Die Nacht schleicht heran, Fledermäuse tanzen ums Schiff, und nochmals regnet es, wie am Morgen.

Gefahrene Distanz 29 km, inkl. 4 Schleusen (Motor:2672 h)

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Mittwoch 25. Mai 2022, Lauffen-Offenau: Es muss nochmals gesagt werden, die Damen und Herren im Bedienstand der Schleusen am Neckar sind wirklich sehr freundlich. Man wird nach der Anmeldung per Funk herzlich begrüsst, und schon steht das Einfahrsignal auf grün. In Kochendorf hat uns ein grosses Binnenschiff schon beinahe eingeholt, und der Schleuser weist uns die Anlegestelle am Ufer zu. Doch Anbinden ist nicht nötig. "Wir ziehen Sie vor", heisst es plötzlich und auch hier können wir gleich in die Kammer einfahren und talwärts schleusen.

Wir parken am Steg des Motorbootclubs Mittlerer Neckar (MCMN), ein sehr ruhiges Plätzchen. Strom, eine kalte Dusche und Wasser sind vorhanden, aber kein Vereinshaus mit Toiletten. Dafür ist die Landschaft einen Spaziergang wert. Im Rahmen des Autobahnausbaus im Raum Stuttgart erfolgten am Offenauer Neckarufer Ausgleichsmassnahmen in Form einer renaturierten Auenlandschaft. Riesige Bäume, zum Teil wegen Mistel-Befalls abgestorben, beeindrucken entlang des Wegs durch die Wiesen. Wir schlendern nach Bad Wimpfen. Die Altstadt trumpft mit engen Gassen, schiefen Riegelhäusern und vielen Gaststätten auf. Am Abend bevorzugen wir die griechische Küche in der Taverne Delos in Offenau. Die Portionen sind gigantisch, und erst noch gut.  

Gefahrene Distanz: 28 km, inkl. 4 Schleusen (Motor: 2675h).

Donnerstag 26. Mai 2022 (Auffahrt, Vatertag), Offenau-Hassmersheim: Viele Wolken am Himmel, und ein kalter Wind macht das Aufstehen nicht sehr attraktiv. Wenn es zusätzlich noch regnen würde, dann, ja dann, dann würde man sich nicht aus den Decken schälen. Wir legen trotzdem ab..., zu einer sehr kurzen Tagesetappe in den Schutzhafen Hassmersheim. Dort wollen wir NAJADE für die nächsten drei Wochen parkieren. 

Zwei positive Ereignisse stehen im Tagebuch. Erlebnis Nummer 1: An der Schleuse in Gundelsheim werden wir gebeten, kurz anzulegen. Das Binnenschiff JAAP WOUTER darf zuerst in die Kammer. Der Frachter ist 80 Meter lang, am hintersten Poller finden wir hintendran gerade noch Platz. Wir sind nur ein paar Meter vom Heck des Grossschiffs entfernt. Wenn dessen Käptn jetzt die Schraube drehen lässt, dann spült es uns direkt ins obere Schleusentor, denken wir. Doch JAAP WOUTER lässt die Hauptmaschine ruhen und fährt mit dem Bugstrahler aus der Kammer, nicht die kleinste Welle ist zu spüren. Vorbildlich! Wir bedanken uns auf Kanal 10 freundlich. Das Lob kommt gut an. Ein paar Kilometer weiter erkundigt sich der Berufsschiffer bei uns, ob wir in Neckarzimmern wieder gemeinsam schleusen möchten, er würde dann gleich beide Schiffe bei der Schleuse anmelden. So was von rücksichtsvoll! Wir verneinen und drehen in den Schutzhafen Hassmersheim ab, wo uns der stellvertretende Hafenmeister an den Liegeplatz lotst. 

Positives Erlebnis Nummer2: In den letzten Tagen hat der Bugstrahler nur noch gejault und gemault und fast keinen Schub mehr erzeugt. Wir demontieren das Teil, reinigen Kohlen und Kollektor, füllen Öl im Getriebe nach und bauen alles wieder zusammen. Und, welche Überraschung, der Bugstrahler funktioniert wieder wie neu!

Im Hafen Hassmersheim verlassen wir NAJADE mit guten Gefühlen. Der Schutzhafen des Hassmersheimer Bootsvereins ist ein sicherer Hort, der Hafenmeister hat einen Schlüssel zum Schiff erhalten und kann im Notfall handeln. Wir schliessen alle Seeventile und bringen am Motorstartschlüssel einen entsprechenden Warnhinweis an. Der Bahnhof ist in einer Viertelstunde zu Fuss erreichbar. Die Heimfahrt via Heidelberg, Mannheim und Basel dauert gut fünf Stunden, länger als geplant, die Deutsche Bahn leidet unter Verspätungen und Pannen.  

Gefahrene Distanz: 11 km, inkl. 1 Schleuse (Motor: 2677h).

Donnerstag 16. Juni 2022, Hassmersheim-Eberbach: Wer günstig reist, soll sich nicht beklagen, wenn nicht alles reibungslos klappt. Was bei den Billigfliegern gang und gäbe ist, nämlich grosse Versprechen und kleine Dienstleistungen, toppt momentan die Deutsche Bahn mit ihrem 9€-Monatsabo. Die IC-Strecke zwischen Singen und Stuttgart ist in diesem Abo inbegriffen, ein echtes Schnäppchen, wir greifen zu. Für die Fahrt nach Hassmersheim fahren wir deshalb via Waldshut, günstiger geht wirklich nicht. Im IC-Schnellzug reservieren wir uns ein Abteil. Das kostet zwar 4€ pro Person zusätzlich, aber man gönnt sich sonst ja nichts. Als wir in Waldshut in den deutschen Zug steigen, ist die Welt noch in Ordnung, und wir tragen Schutzmasken. Die Belegung ist nicht allzu dicht, wir sitzen zwar im Fahrradabteil, aber wir sitzen. 

In Singen ist die Zugfahrt zu Ende. Streckenunterbruch, stattdessen gehts mit dem Schienenersatzbus weiter. Dessen Abfahrtsort muss man suchen, der Bus  wartet nicht etwa bei der offiziellen Bushaltestelle, sondern auf der anderen Seite des Bahnhofs im Industriequartier. Dort stehen etliche Busse in der Warteschlaufe und alle fahren irgendwie nach Rottweil. Nur erklären kann das keiner, denn die Busfahrer sprechen kein Deutsch. Wir finden das richtige Gefährt - ein luxuriöser Reisehochdecker -, verstauen das Gepäck unten und kuscheln uns oben in bequeme Ledersitze, ideal für ein Nickerchen. 

In Rottweil steht ein leerer IC auf Gleis 5, und mächtig viel Gäste möchten dort einsteigen. Kein Problem, denken wir, wir haben ja ein Abteil mit Tisch gebucht. Dann lesen wir auf der Anzeigetafel "Dieser Zug fällt aus", als nächste Fahrgelenheit wird der in zwei Stunden abfahrende IC empfohlen. Alle Wartenden sind vorerst sprachlos, und dann komplett still, als der leere Zug tatsächlich einfach wegfährt.

Wir konsultieren den Fahrplan und finden einen Regionalzug, der in einer Stunde abfahren soll. Den nehmen wir! Alle anderen haben ebenfalls dieselbe Idee, der gesamte Pulk verschiebt sich durch die Unterführung aufs Nachbargeleise. "Les Vacances" von Monsieur Hullot lassen grüssen. Unterdessen stehen wir dicht an dicht, die Schienenersatzbusse bringen noch mehr Leute, und alle mutmassen, dass jetzt ein sehr langer Zug nötig ist, um alle Passagiere aufzunehmen. Irren ist menschlich, ein dreiteiliger Kurzzug fährt ein. "Gehen Sie in die erste Klasse, wenn man über 60 ist, darf man dort bei grossem Andrang Platz nehmen", raunt uns eine Frau zu. Den Geheimtipp kennen jedoch offenbar auch alle anderen, der 1.-Klass-Wagen wird geflutet, aber immerhin schaffen wir es noch in den Zug. "Jetzt haben wir halt reservierte Stehplätze", scherzen wir, aber lustig ist anders. In unserem Wagen ist nämlich auch die Klimaanlage inaktiv. So schmorren wir in der Hitze, eine Art Niedertemperaturgaren "à la 9€-Euro-Ticket".

Die Fahrt von Rottweil nach Stuttgart entwickelt sich echt nicht spassig, aber unterhaltsam. Die Akteure in der Reihe ihres Auftritts: eine türkische Grossfamilie mit einem kleinen Buben, der entweder schreit oder trotzt oder schreit, eine redselige ältere Dame (bekannt durch ihren "1.Klass-Geheimtipp"), die ihre Tochter besucht um dort Kinder zu hüten und Familieninternas zum besten gibt, und eine jüngere Frau mit Panikattacken, die explodiert, wenn sich jemand näher als 1,5 Meter annähert. Wahrlich eine hochspannende Atmosphäre.... In Stuttgart haben alle genug und möchten möglichst schnell aussteigen, die türkische Grossfamilie überrollt mit ihrem Kinderwagen sämtliche Füsse und weil der Mindestsicherheitsabstand nicht mehr gewährleistet, entlädt sich die Panikattacke mit Getöse. Wir fliehen in die S-Bahn, atmen auf, bis wir dann in Bad Reichenhall nochmals stranden, weil der Anschlusszug soeben abgefahren ist. Immerhin gibt's hier eine Bahnhof-Bar und drei kühle Tannenzäpfle. 

Und nun, 24 Stunden später, sind wir wieder auf dem Neckar unterwegs, ohne Hektik und Panik, wir schippern entschleunigt talwärts, ein laues Lüftchen macht die Hitze erträglich, und das Gute daran: Das 9€-Ticket ist noch bis Ende Juni gültig! Falls es also auf dem Wasser zu langweilig werden sollte, so können wir jederzeit wieder ins Chaostheater Bahn umsteigen. 

Aber im Moment ist der Wasserweg viel, viel, viel angenehmer als die Schiene. NAJADE hat die lange Pause in Hassmersheim bestens überstanden. Die Maschine springt sofort an. Die Batterien sind voll geladen und die Vorräte haben wir am Vortag noch aufgefüllt. Zehn Minuten weg vom Hafen Hassmersheim findet sich eine Lidl-Filliale. 

In Eberbach legen wir an und spazieren in die Altstadt. Von Aussen sieht sie idyllisch aus, Innen nur noch teilweise. Irgendwie machen die meisten Häuser und Läden einen heruntergekommenen Eindruck. Zum Abschluss des Rundgangs finden wir in einer Pizzeria einen freien Tisch, lernen einen schnellen Araber im Service kennen und warten lange auf ein Bier. 

Gefahrene Distanz: 29 km inkl. 3 Schleusen (Motor: 2681 h)

Freitag 17. Juni 2022, Eberbach-Heidelberg: Lärmige Zwangstagwache um 05.45 Uhr, die vereinigten Heerscharen der Laubbläser und Rasentrimmer haben sich exakt den Quai von Ebersbach für ihr frühmorgendliches Konzert ausgesucht. Munter starteten sie ihre Fräsen und Bläser. An Schlaf ist nicht mehr zu denken, leider, denn die Temperaturen wären in dieser Herrgottsfrühe angenehm kühl um weiter zu träumen. Die Motoren-Kakophonie findet ihren Höhepunkt exakt dann, als bei uns der Frühstückstisch mit frischen Gipfeli gedeckt ist. Nun bläst die Truppe Laub und Dreck direkt in Richtung NAJADE. Wir liften den Anker, respektive lösen die Leinen, und verlegen uns ans gegenüberliegende Ufer. Ah, welch wohltuende Ruhe. 

Eberbach lassen wir somit mit einer eher negativen Gesamtbilanz hinter uns, nach einer der nächsten Neckarschlaufen kommt bereits Hirschhorn in Sicht. Wir legen an der Mauer (rechtes Ufer) direkt vor dem Städtchen an. Von Weitem sticht einem zwar ein Anlegeverbot ins Auge, doch aus der Nähe betrachtet liefert die Zusatztafel die alles entscheidenden Infos: "Kleinboote bis 15 Meter Länge Anlegen gestattet". Das genaue Hinschauen lohnt sich: Hirschorn ist ein Besuch bei Weitem wert. Wir schlendern durch die Gassen, kraxeln schmale Treppen zum Schloss hoch und bewundern dort oben die herrliche Aussicht und das vergitterte Standesamt. Wer dort drin ist, kann nicht mehr entweichen. Bei der Griechin an der Hauptgasse trinken wir einen kühlen griechischen Wein. Besser kann es einem gar nicht gehen. 

Auf der Weiterfahrt nach Heidelberg zeigen sich wieder einmal die Vorteile des AIS-Transponders. Vor einer engen Kurve meldet der Garmin-Plotter eine Kollisionswarnung vor einem möglichenn Zusammenstoss in rund 5 Minuten. Das angezeigte Schiff kommt schnell näher, ist aber noch nicht zu sehen. Wir verdrücken uns deshalb noch mehr an den rechten Rand des Fahrwassers. Plötzlich meldet sich der Käptn via Kanal 10 und bittet um eine Vorbeifahrt "Steuerbord an Steuerbord". Nichts wie weg! Wir wechseln zügig auf die andere Fahrwasserseit und schon schiesst das Schiff um die Ecke: Es ist der Ausflugsdampfer EUROPA aus Heidelberg. Ohne AIS hätten wir von der kommenden Begegnung nichts erfahren, und der Dampferkäptn von unserer Anwesenheit hinter der Kurve ebenfalls nichts. Den nächsten AIS-Bonus erhalten wir wenig später bei der Schleuse Neckargemünd. "Hallo NAJADE, ich hab die Bergkammer schon mal auf Grün gestellt", orientiert uns der Mann im Kommandoraum, obwohl wir uns noch gar nicht angemeldet haben. Das ist ein vorbildlicher Service!

Den Steg des MBC Heidelbergs kennen wir bereits. Und wie vor vier Wochen wartet Hafenmeisterin Biggi schon auf uns. Auch das ist ein vorbildlicher Service! Herzlichen Dank!

Gefahrene Distanz: 34 km inkl. 4 Schleusen (Motor: 2685 h)

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Samstag 18. Juni 2022, Heidelberg-Worms: Die letzten zwei Schleusen, ab jetzt frei Fahrt bis zur Nordsee. Die Schleuse Feudenau schliesst den Neckar ab. Wir werden gebeten, an der Spundwand anzulegen, da noch ein Frachter vor uns durch soll. Doch kaum sind die Leinen fest, gibt uns der Schleusier freie Fahrt. Wir legen wieder ab und fahren in die Kammer ein. Wer winkt da oben? Hallo, das ist doch jemand von uns! Huch, wir haben unbemerkt einen Drittel der Crew verloren...

Oh, wie war der Neckar ruhig, auf dem Rhein nichts mehr davon. Beim Motor-Yachtclub Worms wiederholen wir den 4-Meter-Test, nach dem Debakel in Corre im letzten Sommer: Die Box ist für 4-Meter-Schiffe vorgesehen, ja, NAJADE passt hinein. Die Temperatur steigt über 30 Grad und wir baden am Rheinstrand in Worms. Das Wasser sieht zwar nicht gerade einladend aus, aber es kühlt ab. Wassertemperatur 25 Grad!

Ein Nachtrag zu Worms. An diesem Wochenende finden im Flösserhafen in Worms die Weltmeisterschaften im Reinspringen, nein, im Rheinspringen statt. Aufgebaut ist eine Sprungschanze, wer mit Skis, Velo oder sonstwas am weitesten springt, ist Sieger. Ein grosses Fest, wir zollen diesem wichtigen Anlass selbstverständlich Tribut und reihen uns in die WM-Besucher ein. Was nehmen wir mit: Die Wormser Backfische sind Zander, kommen aus Kasachstan und sind in Holland aufbereitet worden. Aber sie schmecken ausgezeichnet. Der Wassersportclub Posseidon feiert 2026 das 100-Jahr-Jubiläum seiner Wasserball-Mannschaft. Dessen Teamchef ist zwar schon 60, splelt aber immer noch in der ersten Mannschaft mit. Wasserball ist der gesundeste Sport der Welt, obwohl man literweise Rheinwasser schluckt. Wer dabei untergeht, muss mehr trainieren. Dass aber um 23 Uhr das Bier ausgeht, ist nicht seine Schuld. Das nächste Mal passiere das nicht mehr, sagt der Chef, und lädt uns ein, wieder zu kommen. Warum eigentlich nicht? 

Gefahrene Distanz 42 km, inkl. 2 Schleusen (Motor: 2690 h).

Sonntag 19. Juni 2022, Worms-Erfelder Altrhein: Ankern im Erfelder Altrhein, mitten in einem bedeutendem Naturschutzgebiet, das tönt doch toll. Da heute Sonntag ist, tummeln sich unzählige Boote im Altrhein. Es wird geschwommen und gegrillt. Das Betreten des Ufers ist verboten. Dort spielt sich das Lied "Fuchs, du hast die Gans gestohlen" als reales Drama ab. Meister Reineke schleicht sich an eine Entenfamilie heran, die auf dem Sand sonnt, die Gruppe stiebt auseinander, ein Junges läuft in die verkehrte Richtung und der Fuchs packt zu. Oh je.

Der Sonntag hat zu Rekordtemperaturen geführt, so etwa 38 Grad dürften es gewesen sein. Der Blick aufs Wetterradar zeigt, dass sich in der Nacht ein Umschung abzeichnet, es könnte Gewitter geben.

Gefahrene Distanz: 35 km (Motorstunden: 2693 h).

Montag 20. Juni 2022, Erfelder Altrhein-Mainz (Winterhafen): Unglaublich aber wahr: Gestern stöhnten wir wegen der Hitze und heute frieren wir, Temperatursturz von 38 auf 17 Grad! Ein schöner Sonnenuntergang schloss den Sonntag ab. Ausser NAJADE lagen in direkter Umgebung im Altrhein nur noch zwei Boote vor Anker.

So gegen 4 Uhr am Morgen ist es vorbei mit der Ruhe. Heftige Böen zerren am Schiff, dunkle Wolken jagen über den Himmel und weit weg zucken Blitze. Immer wenn es stark windet, kommt automatisch die Frage: Hält der Anker? Ja, er hält bestens, doch als plötzlich aus den zwei schwankenden Anklerleuchten der Nachbarboote mehrere sich bewegende Lichter werden, schrillen im Kopf die Alarmglocken. Die Vermutung, dass die Boote auf Drift gegangen sind, zerschlägt sich schnell. Grund für die Verwirrung ist ein vorbeifahrendes Frachtschiff, dessen Navigationslichter den Damm zwischen Altrhein und Fluss überragen. 

Am Morgen setzt starker Regen ein. Wir frühstücken in der Kombüse und ziehen uns Pullover über. Für die Arbeit an Deck kommt noch die Regenjacke dazu. Wir schrubben Fender und Gangway, dies ist eine angenehme Arbeit, denn dank 25-grädigem Rheinwasser bekommt man warme Füsse. Der Verkehr auf dem Rhein ist dicht. Besonders eilig hat es eines der Flusskreuzfahrtschiffe. Obwohl die Fahrrinne eng ist, überholt der Kahn trotz Gegenverkehr. Via Kanal 10 sprechen wir uns mit dem Kapitän ab, drehen zur Seite und verlangsamen die Fahrt bis der Riese vorbei ist. 

Im Winterhafen in Mainz (Yacht-Club Mainz eV.) sind die freien Plätze mit grünen Schildern markiert. Mit unserer Breite von 4 Metern passen wir aber nicht in jede leere Box. Direkt vor dem Clubhaus des Yachtclubs Mainz ist jedoch der Fingersteg frei, ein perfekter Platz. Mainz ist eine schöne Stadt, mit dem imposanten Dom im Zentrum. Zufällig betreten wir den Dom während der Einspielprobe der neuen Orgel. Geprüft und gestimmt werden die langen Pfeifen mit den tiefen Tönen. Die dumpfen, kaum hörbaren Bässe lassen den Kirchenraum und den eigenen Bauch vibrieren.   

Gefahrene Distanz: 25 km (Motor: 2696 h) 

Dienstag 21. Juni 2022, Mainz-Schierstein: Gemütliches Bummeln auf dem Rhein, die heutige Tagesettape entspricht einem Katzensprung. Mit einer Whatsup-Nachricht buchen wir beim Wassersport-Verein Schierstein einen Gastplatz. Die Antwort kommt prompt, mit allen Details und dem Türcode. Perfekter Service!

Der Hafen Schierstein hat die Grösse eines kleinen Sees, der Spaziergang rundherum misst 5 Kilometer und dauert gut zwei Stunden, inklusive Pausenbier. Eine ganze Reihe von Clubs haben hier ihren Sitz, man fühlt sich wie in einer grossen Marina am Mittelmeer. Am späten Nachmittag starten die Clubaktivitäten. Drachenboote, Segelboote, Ruderer, Kanuten und Standup-Padler wuseln hin und her. Das Wetter kippt wieder in Richtung Hochsommer. Einfach herrlich.    

Gefahrene Distanz: 9 km (Motor: 2697 h)

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Donnerstag 23. Juni 2022, Schierstein-Bingen: Der Mittwochsausflug nach Wiesbaden lohnte sich. Mit dem Bus Nr. 23 (oder 18) erreicht man direkt die Fussgängerzone der Altstadt. Wahrzeichen der Altstadt ist die Marktkirche mit ihren Spitztürmen. Ihre Türen öffnen sich erst um 12 Uhr. Der Markt daneben offeriert alles, was in der Region wächst, und zusätzlich den Catch of the Day aus der Nordsee. Ebenfalls am Marktplatz konzentrieren sich die Prunkbauten der Landesregierung und des Landtags Hessen. sehr eindrücklich. Nächste Station ist der Kurpark mit Theater, Casino und Kursaal. Unbedingt nicht verpassen: Eine Fahrt mit der Nerobergbahn (Endstation Bus Nr. 1). Die Standseilbahn funktioniert laut eigenen Angaben nur mit Wasser. Das Bähnchen oben füllt seinen Tank und zieht mit dem Gewicht beim Herunterfahren den anderen Wagen hoch. Oben weiss einerseits das Panorama zu begeistern (am Horizont hinter Mainz die wuchtigen Blöcke des ZDF-Sendezentrums), anderseits sind das Opel-Freibad und die russisch-orthodoxe Kirche ebenfalls beeindruckend. Badehose nicht vergessen! Wir haben sie nicht dabei und können deshalb nicht ins erfrischende Becken hüpfen (oder via eleganter Wasserrutsche gleiten). Als Alternative wählen wir die Terasse des Opelbad-Restaurants (sehr schön, sehr freundliche Crew) und kühlen uns mit einer Flasche Rheingau-Rosé. Zum Abschluss tauchen wir in die Welt der russischen St. Elizabeth-Kirche. Männer mit kurzen Hosen erhalten beim Eingang (2 € Eintritt) einen Rock, um die gestählten Waden zu bedecken... Das Kircheninnere zeigt eine komplett andere Kultur als die Domkirchen von Speyer und Mainz, das ist nicht überraschend, aber ein wenig überwältigend, wir fühlen uns fast wie in Griechenland.

Am Donnerstagmorgen liften wir in Schierstein den Anker, und legen ab, rheinabwärts. Die Hügel links und rechts werden höher, und die Rebberge grösser. Am Ufer beeindrucken wuchtige Villen, und schon taucht das monumentale Niederwald-Denkmal oberhalb von Rüdesheim als Wegmarke auf. Wir lassen die mit der Kaiserkrone winkende Germania aber rechts liegen und biegen links in das Binger Hafenbecken ab. Ganz zuhinterst befinden sich die Stege des Motor-Yacht-Clubs Bingen. Wir gehen beim Clubschiffrestaurant "Winterhafen" längsseits und checken selbständig ein (Formular findet sich im Zelt auf dem Steg). 

Die Sonne sticht vom Himmel, wir fühlen uns wie tote Fliegen und hängen in den Stühlen. Ab und zu fächelt ein Windhauch etwas Abkühlung durch den Hafen. Die Siesta dauert bis zum Abendessen, wir bewegen uns immerhin auf die Terasse des "Winterhafen", das sind etwa 10 Meter... Mit dem Untergehen der Sonne türmen sich immer dichtere Wolken auf. Kommt das Gewitter? Wir sagen Nein und entscheiden uns für einen spätabendlichen Besuch der Drosselgasse in Rüdesheim auf der anderen Rheinseite. Die Autofähre nimmt uns mit. Wir spazieren durch den Touristenort und finden vor allem verschlossene Türen. Alle Weinstuben, in denen tagsüber vermutlich die Post abgeht, ruhen still und leer. An der Wasserfront gibt's doch noch ein Glas Wein, aber nichts von beschaulicher Abendstimmung. Alle zehn Minuten rauscht mit mächtig Lärm ein Güterzug vorbei. Die fortgeschrittene Zeit und das sich nähernde Wetterleuchten lassen uns aufbrechen. Mit der zweitletzten Fähre vor Mitternacht kehren wir nach Bingen zurück. Wir machen das Schiff dicht, legen uns hin, und zwei Stunden später prasselt Regen aufs Deck.

Gefahrene Distanz: 23 km (Motor: 2699 h).

Freitag 24. Juni 2022, Bingen-St. Goar: Das Wetter ist so eine Sache, kaum ist es heiss, so wünscht man sich Abkühlung, die kommt dann in Form von Regen, und schon wieder möchte man es lieber heiss. Am Freitagabend haben wir noch geschwitzt, jetzt am anderen Morgen ist es so kühl, dass wir in der Küche frühstücken.

Die Mittelrhein-Strecke bis Koblenz hat es in sich. Einerseits lauert die Loreley auf unvorsichtige Schiffsleute, und anderseits ist die Navigation auf diesem Rheinabschnitt ziemlich komplex. Dies lässt jedenfalls der Revierführer vermuten. Das Buch beschreibt ausführlich, wo sich Gefahren verstecken und wie die Wahrschau als Prävention vor dem Untergang funktioniert. Wir lesen uns durch und sind nachher nicht schlauer als vorher.

Als wir abfahren wollen, streikt der Plotter. Anstelle des Fahrwassers und der Flusskarte zeigt er weisse Kacheln. Super, dass das genau jetzt passieren muss! Wir checken alles, auch die Support-Hotline von Garmin. Diese ist inexistent, das Web verrät keine Telefonnummer für einen Notanruf. Also checken wir das Gerät nochmals, mit Erfolg. In einem der SD-Slotts hat sich die der Datenträger gelöst. Nun funktioniert der Plotter wieder und wir stürzen uns ins Abenteuer Loreley.

Wir hängen uns ans Heck eines Binnenschiffs, und das wars schon. Im Windschatten des grossen Frachters passieren wir alle Engstellen problemlos und meistern die Begegnungen mit den entgegenkommenden Bergfahrern sorglos. Und schon machen wir in St. Goar in der Funboat-Marina fest. Zurück zum Wetter: Mit Windjacke und Pullover trotzen wir den kühlen Temperaturen und hoffen auf Sonne. Diese kommt dann auch, und schon ist es wieder schwülheiss. 

Wir klettern zum Schloss Rheinfels hoch, schwitzen, setzen uns für ein kühles Bier in die Schlossschenke, und schon ziehen wieder Gewitterwolken auf.  Gefahrene Distanz: 29 km (Motor: 2701 h). 

Samstag 25. Juni 2022, St. Goar-Koblenz: Die zweite Hälfte der Mittelrhein-Bergstrecke passieren wir genauso unaufgeregt, wie den ersten Teil. Wir folgen zuerst einem talfahrenden Frachter. Das Berufsschiff ist aber deutlich schneller unterwegs, und bald sind wir alleine. Vermehrt kommen die Bergfahrer mit der blauen Tafel zu Berg. Ein gutes Fernglas schafft schon von Weitem Klarheit, alle Begegnungen verlaufen unkritisch. Wir parken NAJADE in der Rhein-Marina Kaiser Willhelm für die nächsten zwei Wochen.  Gefahrene Distanz: 33 km (Motor: 2704 h).

Mittwoch 13. Juli 2022, Koblenz Köln: Back onboard NAJADE, diesmal zu viert. Endlich ist die gesamte Crew im Ruhestand, somit erweitert sich unser Reisegebiet auf den gesamten Erdball, denn Zeit haben wir nun mehr als genug.

Vorerst allerdings ist noch ein wenig Geduld angesagt, denn wir reisen am Montag 11. Juli  mit der Deutschen Bahn nach Koblenz. Ja, mit der Deutschen Bahn, denn statistisch gesehen haben wir nach drei Verspätungs-Reisen beste Chancen auf ein ungetrübtes Eisenbahnvergnügen. In Basel steigen wir in den EC nach Koblenz, die Sitzreservation hat bestens geklappt, wir sitzen im Viererabteil eines SBB-Waggons, der bis Hamburg durchfährt. Genau, wir fahren mit einem Schweizer Zug, mit Schweizer Speisewagen, aber mit deutschem Zugspersonal. Der Start in Basel erfolgt superpünktklich, und auch den Badischen Bahnhof verlassen wir exakt zur Fahrplanszeit. Doch zwei Kilometer weiter ist Schluss, der Zug steht, und der verantwortliche Zugsbegleiter entschuldigt sich für den "unplanmässigen Halt von unbestimmter Dauer". Halb so schlimm, im Schweizer Speisewagen findet sich Weisswein aus den Genferseereben von bester Qualität. Die beiden Fläschchen sind fast leer, als der Zug wieder Fahrt aufnimmt, "mit einem Notfallfahrplan...", wie der Zugbegleiter durchgibt. Wir erreichen Koblenz dann doch recht pünktlich mit 45 Minuten Verspätung. Wir richten uns auf dem Schiff ein und gehen danach in der Altstadt von Koblenz im Alten Brauhaus zum Diner. 

Am Dienstag bunkern wir im hafennahen Discounter alle nötigen festen und flüssigen Lebensmittel und entscheiden, am Mittwoch früh abzulegen. Der Weg nach Köln ist immerhin fast 100 Kilometer lang. Wir sind bereits um 8 Uhr unterwegs und stellen fest, dass der Pegel des Rheins empfindlich tief ist. An allen Ecken fehlt Regen. Wenn es weiterhin heiss und trocken bleibt, so ist unsere Rückreise-Route via Mosel, Nancy und Canal Marne-Rhine gefährdet. Die ersten Kanäle in Frankreich sind bereits nicht mehr befahrbar. Doch zuerst geht es nach Köln. Die Fahrt talwärts führt ab Neuwiwed wieder durch ein schmales Tal mit Hügeln und Schlössern links und rechts, eine Art Loreley im Kleinformat. Die Temperaturen sind angenehm kühl, erst beim Auftauchen des Kölner Doms am Horizont stellen sich die angekündigten 31 Grad ein, schwüle 31 Grad. Wir biegen in den Rheinau-Hafen ab, telefonisch hat uns der Hafenmeister einen Platz zugewiesen. In der Lücke befindet sich zwar noch ein motorisiertes Gummiboot, aber NAJADE passt trotzdem an den Steg. Wir haben das Saisonziel Köln erreicht und genehmigen uns zur Feier ein erstes, kühles Pils. Das Kölsch gibt's später noch zur Genüge

Gefahrene Distanz: 99 km (Motor: 2711 h).

Freitag 15. Juli, Köln-Bad Honnef: Eine Tagesetappe mit 49 Kilometern ist ja nichts, könnte man meinen. Aber oho, wir starten um 10 Uhr und kommen erst um 20.30 am Ziel an. Bergaufwärts zieht sich der Rhein in die Länge. Wir bewältigen zwar nur etwa 20 Höhenmeter, aber diese haben es in sich. NAJADE erreicht beim Klettern nur noch 4 bis 5 km/h, zwischendurch kriechen wir mit 3 km/h aufwärts. Das ist noch nicht alles. Eigentlich planen wir die Übernachtung in der Marina Oberwinter, doch daraus wird nichts.

Der Reihe nach, ab Mittwochabend, wir erinnern uns. Nach dem Anlegen im Rheinauhafen köpften wir noch ein Pils an Bord, um uns dann den touristischen Must-to-See-Highlights zu widmen. An erster Stelle steht eigentlich der Kölner Dom, doch bereits die Umgebung des Rheinauhafens bringt uns zum Staunen. Ähnlich wie die Hafencity in Hamburg haben die Kölner rund um den alten Hafen eine topmodernes Quartier mit historischer und neuer Bausubstanz aus dem Boden gestampft. Drei riesige Büro- und Wohnkomplexe ragen in den Himmel. Sie symbolisieren die alten Hafenkräne am Quai. Im Untergrund versteckt sich eine kilometerlange Tiefgarage, und ein Uriinoir, das sich wie ein Poller am Abend um 22 Uhr aus dem Boden schiebt, damit sich die biertrinkenden Partygänger erleichtern können. Soweit sind wir noch nicht, wir haben noch kein einziges Kölsch intus!!

Wir sehen den Dom, echt beeindruckend, obwohl die beiden Türme erst vor 140 Jahren entstanden sind. Dann wandern wir mit tausend anderen wie Ameisen durch die Einkaufsstrassen. Am Ende stranden wir in Hafennähe in einer griechisch-gregorianischen Kneipe, und, ja, steht die erste Serie Kölsch auf dem Programm.

Den Donnerstag verbringen wir touristisch, zuerst auf dem Hochhaus auf der anderen Rheinseit. Von dort sieht man auf den Dom hinunter und muss keine 500 Treppenstufen hochkraxeln, der Lift macht's bequemer. Station 2 ist der Biergarten Deutz, wo das Kölsch noch richtig serviert wird. Leeres Glas heisst dort volles Glas. Höhepunkt Nummer 3 ist am Abend das Treffen mit Puppenbauer Markus und seiner Freundin. Beide arebiten beruflich im Hennschen-Puppentheater, wo Kölsch gesprochen und nicht getrunken wird. Wir erhalten einen exklusiven Einblick hinter die Theaterkulissen. 

Freitag ist Reisetag, nein, Freitag ist Abenteuertag. Der Hafenmeister in Köln hat uns geraten, vor der Einfahrt in den Hafen Oberwinter auf die aktuell sehr tiefen Pegelstände, respektiven die deswegen überall lauernden Untiefen zu achten. Am Ufer weisen uns ein paar Ortskundige den Weg (die fast nicht sichtbare Boje mit der Aufschrift "Hafeneinfahrt" an Backbord liegen lassen...), doch die Sandbank in der Einfahrt ist zu seicht, wir laufen auf. Auch beim zweiten Anlauf bleiben wir stecken. Aus dem Hafen nähert sich ein Boot, und dessen Skipper meint, mit unserem Tiefgang von 1 Meter sollte der Hafen eigentlich erreichbar sein, er fahre mit dem Boot voraus. Auch das nützt nichts, wir hocken wieder fest. Nun ist genug Dreck aufgewirbelt. Wir setzen Plan B um, und der heisst Hafen Bad Honnef. Der Entscheid ist goldrichtig. Der Hafen dort ist echt schön, naturnah und ruhig, bestens organisiert. Der Hafenmeister weist uns telefonisch den Liegeplatz zu. Strom ist vorhanden, Wasser auch. Zum nahen Clubhaus mit seinen grosszügigen Sanitäranlagen gelangt man mittels Pin, einfach perfekt. Nur die Hafeneinfahrt verlangt es Sorgfalt, die markierte Fahrrine ist schmal. Dafür gibt's noch eine Einlage zum Zuschauen: Das Vierer-Ruderboot vor uns biegt ebenfalls in den Flussarm ein, übersieht aber die Angelschnüre der Fischer. Die Ruten wackeln, die Petrijünger spirngen auf und die Ruder sind gefangen.  

Gefahrene Distanz 49 km (Motor: 2722h) 

Samstag 16. Juli 2022, Bad Honnef-Koblenz (Mosel): Ein langer Tag auf dem Rhein endet festlich. Wir legen am ersten möglichen Ort an der Mosel an, beim Segel- und Motor-Yachtclub Koblenz (SMC Koblenz) an und präzis heute wird hier Hafenfest gefeiert. Zum Abschluss führt der benachbarte Segelclub noch eine Lampionfahrt durch, wunderschön, besser als jedes Feuerwerk. Unterwegs heisser Motor und dreifaches Überholmanöver. Erstmals schlkeusen wir wieder nach langer Pause, oh Schreck, jetzt werden die weiss gerubelten Fender wieder schmutzig.

Gefahrene Distanz: 53 km, inkl. 1 Schleuse (Motor: 2733 h).

Sonntag 17. Juli 2022, Koblenz-Brodenbach: Der Rhein ist die Grossstadt, die Mosel die ländliche Region, entschleunigt, gemählich, stressfrei, einfach schön. Wir fahren gemütlich flussaufwärts, die Maschine schnurrt mit 1600 U/min, wir geniessen den Sonntag in vollen Zügen. Schnellboote und Wassertöffs rasen vorbei, ab und zu ein Binnenschiff, und wir sehen zwei Flusskreuzfahrtschiffe entgegenkommen. In Brodenbach meclen wir uns telefonisch an, wir erhalten einen Steg zugeteilt, alles paletti.  

Gefahrene Distanz 23 km, inkl. 1 Schleuse (Motor: 2736 h).

Montag 18. Juli 2022, Brodenbach-Cochem: Die Stichworte vom Tag: Bunkern in Treis-Karden, Schwimmen in der Mosel und schwitzen den den ganzen Tag. Uahh, es ist wirklich heiss. Das Einkaufen im gekühlten Supermarkt buchen wir als coole Pause ab. In Cochem legen wir uns Aussen an die Mole, entgegen allen Empfehlungen. Der Berufsverkehr hat stark abgenommen. Vielleicht auch deswegen, weil eine Moselschluese wegen Personalmangel ausfällt (Kein Witz....). Doch über die Moselschleusen wollen wir uns nicht beklagen. Der Schleusier in Müden hält für die Sportschiffe das Tor offen, obwohl bereits ein Flusskreuzer der Arosa-Reederei in der Kammer festgemacht hat. 

In Cochem essen wir gut, zusammen mit vielen anderen Touristen. Das Panorama des schmucken Städtchens wird in der Nacht noch schöner, fast wie ein Weihnachtsdorf.

In Cochem gibt es rechtsufrig einen langen Quai zum Anlegen, und dahinter ein kleines Hafenbecken, das besseren Schutz bietet. Wir machen Aussen fest, auch wenn in diversen Foren und Handbüchern vor dem Schwell von schnell durchfahrenden Schiffen gewarnt wird. Als Gegenmittel hängen wir alle Fender auf die eine Seite und lassen die Landleinen und Springleinen relativ locker. Wir nächtigen sehr gut und auch ruhig, ab und zu gibts ein wenig Wellen, aber nichts bedrohliches. Am Morgen um 9Uhr kommt der Hafenwart und kassiert 13 €, Wasser ist an der Spundwand ganz am Anfang verfügbar, Strom gibt's nicht.  

Gefahrene Distanz: 22 km, inkl. 1 Schleuse (Motor: 2746 h).

Dienstag 19. Juli 2022, Cochem-Zell: Die Ferienzeit ist auf dem Wasser gut spürbar. Etliche Boote sind unterwegs, und man trifft sich ab und zu wieder in den Schleusen oder an den Anlegern. Subjektiv scheinen mehr Sportboote moselabwärts zu reisen als aufwärts.

Für heute haben die Wetterfrösche den heissesten Tag der aktuellen Hitzewelle angekündigt, die Prognose stimmt exakt. Ein heisser Wind bläst, aber die Föhnluft reicht für etwas Abkühlung. Beim Schleusen wählen wir die Anlegeseite nun aufgrund des vorhandenen Schattens. Aber wir überleben den Tag und trinken literweise. Ja, Wasser. In Zell ist der Hafen in der Bucht beim Campinplatz ungeeignet. NAJADE ist zu dick! Hafenmeisterin Pauli (ja, Pauli) leitet uns an den Steg der Stadt Zell weiter, der von der Weinbauernfamilie Weis betreut wurd. Ein guter Tipp: am Steg hat es Strom und gleich dahinter befindet sich im rosa Gebäude die Kellnerei. Das Bezahlen der Liegegebühr ist mit einer Weinprobe gekoppelt. Wir degustieren die Flasche "Schwarze Katz halbtrocken", was einem klassischen weissen Riesling entspricht. Dazu erklärt Frau Weis, ja, die Mutter der aktuellen Zellner Weinkönigin Julia I., warum der lokale Wein "Schwarze Katz" heisst. Mehrere Weinhändler aus Mainz machten in der Gegend Halt, um ein paar Fässer voll Wein zu kaufen. Sie degustierten sich durch die Keller und kamen zum Schluss, dass alle Wein gleich gut seien. Die Entscheidung fällte dann die schwarze Katze des Hausherrn. Sie setzte sich auf eines der Fässer und liess sich nicht mehr dazu bewegen, herunter zu klettern. Für die Händler war damit klar, welches das beste Fass war, und dessen Inhalt stammte, ja genau, aus dem Weinberg von Zell. Die Geschichte ist glaubhaft, mit ein paar Flaschen "Schwarze Katz" im Handgepäck kehrten wir auf die NAJADE zurück. Manchmal kann das Bezahlen des Liegegelds eine längere Angelegenheit werden... 

Gefahrene Distanz: 36 km, inkl. 2 Schleusen (Motor: 2753 h).

Mittwoch 20. Juli 2022, Zell-Bernkastel-Kues: Heiss ist es immer noch, aber gegen Abend soll es Gewitter geben. Die ersten Wolken kleben schon am Mittag am Himmel, ihr Weiss verändert sich langsam in Grauschwarz, und ganz weit weg hört man erstes Grollen. Die Hitze hat Auswirkungen auf die Effizienz beim Schleusen. In der Schleuse Zeltingen werden wir an den Wartequai gebeten, weit und breit zeigt das AIS aber keine sich nähernde Binnenschiffe. Nsch einer halben Stunde kommt die leere Kammer nach unten, und plötzlich pressiert es. Wir dürfen einfahren und werden alleine hoch geschleust, oben wartet bereits ein Flusskreuzfahrtschiff. Zuerst warten, dann stressen, das kennen wir doch irgendwie aus der militärischen Vergangenheit. 

In Bernkastel-Kues erleben wir etwas, das uns bisher noch nie widerfahren ist. Es hat keinen Platz mehr in der Marina. "Komplett ausgebucht bis Samstag", meldet der Hafenmeister. Die Alternative finden wir kurz vor dem Städtchen. Dort hat am linken Ufer ein privates Unternehmen im Juni 2022 einen 25 Meter langen Schwimmsteg eröffnet. Fast der ganze Steg ist noch frei, wir legen an. Strom und Wasser sind da, und auf dem Plakat neben der verschlossenen Zugangstüre stehen alle nötigen Infos. Den Code für das elektronische Schloss erhalten wir telefonisch. Alles klappt, ausser dass sich nicht alle Vorbeifahrenden (Sportschiffer und Kapitäne von einheimischen Ausflugsschiffen) an das Gebotssignal "Wellenschlag vermeiden" halten. Es schaukelt manchmal ziemlich stark. Unsere Fenderbatterie und die locker hängenden Festmacher und Springleinen verhindern gröbere Stösse. 

Der Abendspaziergang führt in die engen und verwinkelten Gassen von Bernkastel. Und es beginnt zu regnen! Nicht allzustark, aber immerhin.

Gefahrene Distanz: 41 km, inkl. 2 Schleusen (Motor: 2750 h).

Freitag 22.Juli 2022, Bernkastel-Kues-Schweich: Die Hitzewelle hat ein wenig nachgelassen und wir legen in Bernkaste-Kues einen Ruhetag ein. Zeit zum Bunkern, der nahegelegene Supermarkt (Edeka) macht die Arbeit einfacher. Mit den Klappvelos geht es nach Lieser, einem Weinbauerndorf ohne Tourismus. Heute wirkt der Ort ein wenig verschlafen. Im Oktober hingegen dürfte hier die Post abgehen. Fast jedes Haus hat eigene Keller. Von einem Weinmakler, der nebenberuflich am Steg einige Böötchen vermietet, erfahren wir, dass die Idylle trügt. Der klasssiche Weinbauer mit Familienbetrieb ist am Aussterben. Grosskellereien übernehmen das Geschäft. Eine dieser Weinfabriken befindet sich in Bernkastel-Kues, diskret versteckt im Industriegebiet. Pro Tag sollen hier bis zu einer Million Flaschen gekelltert werden, verrät der Grosshändler. Je nach Nachfrage als teurerer Qualitätswein oder günstiger Landwein, die Trauben seien jedoch dieselben. 

Am Freitag fahren wir weiter. Ziel ist der Hafen Schweich. Wir haben unterdessen die Grobplanung für die Heimfahrt aktualisiert. Nach Trier werden wir die Mosel verlassen und in die Saar einbiegen. In Saarbrücken haben wir beim Motorboot-Club Saar einen Liegeplatz für zwei Wochen reserviert. Danach führt die letzte Etappe der Sommerreise über den Saar-Kanal und den Rhein-Marne-Kanal nach Strasbourg.

Die Tagesetappe nach Schweich verspricht nichts aufregendes, trotzdem reichts für zwei Premieren. Kurz nach Lieser ertönt ein komisches Geräusch über unseren Köpfen. Im Tiefflug rattert ein gelbes Wasserflugzeug über uns hinweg und setzt zur Landung in der Mosel an. Beim Piloten, der uns aus dem Fenster zuwinkt, handelt es sich um Norbert Klippel, der mit seiner einmotorigen Piper als Wasserflugzeugfluglehrer tätig ist. Er wendet die Maschine auf dem Wasser, lässt NAJADE links liegen und startet dann gleich wieder über uns hinweg. Echt spektakulär!

Die heutige Premiere Nummer 2 geht bin Trittenheim über die Bühne. Direkt beim dortigen Schwimmponton (erstellt und betrieben von derselben Privatperson, der auch der Steg in Bernkastel-Kues gehört) findet sich ein Curry-Wurst-Stand. Wir parken für eine Stunde und essen Wurst mit Pommes und Mayo, einfach perfekt.

Zum Hafen Schweich gehört ein grosser Campingplatz. Die Fingerstege sind für NAJADE estwas kurz, aber es reicht. Wir werfen den Grill an und essen an Bord. 

Ein Hinweis zur Schleuse Detzem: Beim Warten im Unterwasser nicht in den Vorhafen einfahren, respektive nicht an der Spundwand landseitig anlegen. Beim Absenken der Kammer verursacht das auslaufende Wasser hohe Wellen und starken Schwell. 

Gefahrene Distanz: 48 km, inkl. 2 Schleusen (Motor 2757 h).

Sonntag 24. Juli 2022, Schweich-Sarrburg: Am Samstag haben wir Trier zu Fuss erkundet, heute fahren wir auf der Mosel an der der ehemaligen römischen Kaiserresidenz vorbei. Vom Wasser aus sieht die Stadt nicht sehr beeindruckend aus, aber der Spaziergang durch die Gassen, Kirchen und Pärke lohnt sich. Der Hafen Schweich ist ein guter Ausgangspunkt. Der Bus 220 (Haltestelle an der B53 oder beim Schulzentrum) fährt direkt zur Porta Nigra, das wuchtige Wahrzeichen von Trier. Dort steigen wir aus. Weil es drückend heiss ist, lockt uns die kaiserliche Therme mit ihren Katakomben. Unter dem Boden ist es tatsächlich ein wenig kühl, und die alten Kavernen lassen uns rätseln, wie das mit dem römischen Thermalbad damals funktionierte. Wir lernen: Das Bad wurde nie fertig gebaut, genutzt wurde es vor allem als Exerzierplatz und Kaserne für die Legionäre.

Wir passieren die Schleuse Trier und wenig später biegen wir links in die Saar ab. Die Saar ist ein wenig kleiner als die Mosel, und als kurz später auch noch Rebberge am Ufer auftauchen, fühlen wir uns wie auf dem Neckar. Für die Nacht legen wir beim Wassersportclub-Saarburg an.  Der Hafen ist klein, aber gemütlich, zum Clubhaus gehört ein schattiger Biergarten. Dort trinken und essen wir fast so, wie einige Wochen zuvor in Neckarrems.

Gefahrene Distanz: 33 km, inkl. 2 Schleusen (Motor: 2762 h)

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Montag 25. Juli 2022, Sarrburg-Merzig: Der Himmel ist überzogen, und beim Warten vor der Schleuse Serrig regnet es zweimal kurz, aber heftig. Wir verbringen rund anderthalb Stunden am "Startpunkt", respektive an der Spundwand. Dann erlöst uns ein bergfahrendes Berufsschiff. Dahinter findet NAJADE in der Schleusenkammer gerade noch Platz. Im Windschatten des Frachters winden wir uns durch die engen Saarschleifen. Der Käptn vorraus übernimmt die Kommunikation. Vor jedem engen Flussabschnitt muss sich der Bergfahrer (oder der Talfahrer) per Kanal 10 melden. Eine Kreuzen wäre unmöglich. Gegenverkehr gibt's heute keinen, und auch die Schleuse Mettlach passieren wir im Zweierpack.

Für die Übernachtung steuern wir den Yachthafen Merzig an. Starker Seitenwind erschwert das Anlegemanöver in die Box, aber wir schaffen es. Der Hafen ist recht gut ausgestattet, auch eine Waschmaschine hat es hier. 

Gefahrene Distanz: 33 km, inkl. 2 Schleusen (Motor: 2766h).

Dienstag 26. Juli 2022, Merzig-Völklingen: Heute harzt der Schleusenbetrieb. Offenbar ist der Zentralrechner ausgefallen, was dazu führt, dass sich die Kammern nicht mehr bedienen lassen. Seit Schweich treffen wir ab und zu einen französischen Skipper, der mit seinem Schiff alleine unterwegs ist. Vor der Schleuse wartet er ebenfalls. Da er kein Deutsch spricht und das Schleusenpersonal kein Französisch, helfen wir bei der Kommunikation dolmetschend aus.

In Völkingen legen wir beim öffentlich Steg nach der Brücke an (rechtes Ufer, kurz nach dem stillgelegten Stahlwerk). Den Zugangscode für die Türe zum Steg liefert die Feuerwehr. Die Stromsäulen schlucken 1-€-Stücke. Bei der Ankunft am Dienstag wäre der Besuch der Völkischen Hütte ab 16 Uhr kostenlos. Wir sind erst um 17 Uhr da, somit verschieben wir den Museumsbesuch auf Mittwoch.

Es ist sehr ruhig hier und ein paar Spazierminuten entfernt finden wir sogar ein Restaurant mit einer Art Biergarten. Auf den ersten Blick präsentiert die Gastwirtschaft nicht gerade von der besten Seite, doch das Abendessen verändert die Einschätzung. Es war recht gut, sehr gemütlich und unschlagbar preiswert. 

Gefahrene Distanz 32 km, inkl. 2 Schleusen (Motor: 2771 h).

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Mittwoch 27. Juli 2022, Völklingen-Saarbrücken: Der Besuch der Völkischen Hütte gehört zum Pflichtprogramm, das stillgelegte Stahlwerk ist ein gigantisches Monument der Industriealisierung. Wir haben für den Rundgang etwa zwei Stunden eingeplant, doch das reicht bei Weitem nicht. Am Schluss sind wir fast während vier Stunden durch die beeindruckende Stahllandschaft marschiert, aber man könnte noch viel länger verweilen.

Imposant ist das ehemalige Stahlwerk auch aus aktuellem Anlass, wir erinnern uns im Labyrinth aus Hallen, Gängen, Leitern, Treppen, Förderanlagen, Hochöfen und Seilzügen an die Kriegsberichterstattung aus der Ukraine, wo während Wochen im Asow-Werk gekämpft wurde. Die Anlage in Völkingen sieht immer noch so aus, wie am Tag der Stillegung 1986. In einigen Teilen des Werks lässt man die Natur gewähren, Sträucher und Bäume überwuchern unterdessen die Maschinen und Bauten. Eingeflochten in die Industrieruine sind moderne Kunstinstallationen. Eine höchst spannende Kombination. 

Am Morgen hat uns auf der Saar das Vermessungsschiff MOSEL passiert. Mit sinen beiden Auslegern, an denen die Messsonden befestigt sind, füllt das Schiff das Fahrwasser komplett aus. Zwei Blinkleuchten markieren das Ende der Messausleger. Kaum sind wir am Nachmittag losgefahren, sehen wir die MOSEL vor uns. Sie fährt im Schritttempo, über Kanal 10 informiert uns der Kapitän, dass er an der nächsten Brücke Platz machen wird. Wir können überholen, warten aber dafür in der nächsten Schleuse wieder auf das Messschiff. 

Zum Abschluss des Tages offeriert uns die Saar noch eine Stadtrundfahrt durchs Zentrum von Saarbrücken. Mitten in der Stadt kann man an mehreren Orten für maximal 72 Stunden anlegen. Wir ziehen jedoch weiter bis zum Osthafen. Dort haben wir beim Motorboot-Club Saar einen Liegeplatz für zwei Wochen reserviert. Wir fahren nämlich wieder einmal nach Hause.

Gefahrene Distanz 14 km, inkl. 1 Schleuse (Motor: 2774 h). 

Donnerstag 11. August 2022, Saarbrücken-Sarreguimes:

Die vermutlich letzte Etappe unserer Reise beginnt. Vermutlich deshalb, weil die Pegelstände nach wie vor am Sinken sind. Hier an der Saar verspürt man davon noch nicht viel, Staustufen halten den Wasserstand stabil. Am Rhein hingegen wird die Lage langsam kritisch. Der Schiffscorso für den Event "Rhein in Flammen" am Wochenende ist schon mal abgesagt, aus Sicherheitsgründen, das Fahrwasser zwischen Koblenz und Bingen lässt keine Schiffsmassierungen mehr zu. Für uns steht der Saarkanal in Fokus. "Kein Problem, da kommt ihr gut durch", sagen diejenigen, die das Revier wie ihre Hosentasche kennen.

Bei der Schleuse Güdingen machen wir eine Zeitreise zurück ins Gegenteil des trockenen Sommers 2022 in die Weihanchtstage 1993. Damals schnellte der Pegel der Saar innert Stunden immer höher und höher. Eine Marke auf Fensterhöhe am Güdinger Schleusenhaus zeugt von der Flut. Die Flusslandschaft wurde zum grossen See. Alles sei unter Wasser gewesen, erzählt der Schleusenwärter, der damals in Saarbrücken am Nadelwehr Dienst hatte. Auch der St. Johanner-Markt, wo wir gestern duchschlenderten. Unvorstellbar, aber wahr. Über die Befahrbarkeit des Saarkanals liegen dem Mann an der Schleuse keine negativen Infos vor. Er gibt uns ein informatives Merkblatt über die Funktion der kommenden 30 Automatik-Schleusen mit und entlässt uns mit einem Winken in Richtung Frankreich und Elsass. 

Von nun weg sind die Schleusen wieder klein und NAJADE dick und gross. Entsprechend vorsichtig fahren wir in die engen Schleusenkammern ein. Doch keine Sorgen, alles passt bestens. Wir parken beim Yachtclub Hanweiler für die Nacht und geniessen die sympathische Gastfreundschaft im Clubhaus. Für die Tranksame gibt's eine Strichliste und dazu spannende Geschichten rund um die schifffahrenden Leute. Und natürlich wird auch hier über das fehlende Wasser diskutiert. Nach Strasbourg? Die Antwort kennen wir: Kein Problem in Sicht, heisst es auch hier., da kommt ihr noch locker durch.

Tja, eine Info fehlt noch, diejenige über die Reise aus der Schweiz nach Saarbrücken. Das beste Angebot punkto Preis und Reisedauer hat erneut Flixbus vorgegeben. Ab Zürich reisen wir im Bus für 24 € nach Saarbrücken, mit einem Umsteigestopp in Strasbourg. Auch diesmal gibt's nur Lob: Das Klima im Bus ist sehr angenehm, der Sitzabstand ist grosszügig, die Pünktlichkeit gibt zu keiner Kritik Anlass und die Fahrer geben ihr Bestes. Dies zeigt sich auf der Autostrasse zwischen Colmar und Strasbourg. Unerwartet biegt der Bus auf die parallel geführte Landstrasse ab. Ein paar Minuten später kommt die Erklärung: Eine Baustelle verursacht einen kilometerlangen Rückstau, und wir fahren einfach so daran vorbei. Bravo!

Gefahrene Distanz: 15 km, inkl. 2 Schleusen (Motor: 2777 h).

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Freitag 12. August 2022, Sarreguimes-Wittring: Für NAJADE beginnt die Kletterpartie aufwärts Richtung Elsass. Für uns heisst das: schmale Schleusen, schmaler Kanal. Alles geht ein bisschen langsamer über die Bühne, Slow-Traveling also, das kennen wir vom vergangenen Jahr. Der Saar-Kanal zeigt sich von seiner schönen Seite. Wir sind stets ein paar Meter höher als der natürliche Flusslauf der Saar und geniessen die Aussicht. Trotz Trockenheit auch heute kein Problem mit den Wassertiefen, und die Befürchtung, dass das warme Wasser die Verkrautung beschleunigt, bewahrheitet sich nicht. Alles ist frei, nur ein paar wenige Meter auf dem Weg nach Wittring sind dichter bewachsen. 

Unmittelbar vor der Schleuse 27 legen wir einen Versorgungstopp ein (km 63.5). Das Schild "Intermarche 20 m" an der Hausmauer markiert den exakten Anlegeplatz. Von hier aus ist nicht nur der Supermarkt sehr nahe, sondern auch die dazugehörige Tankstelle. Sie verkauft den Diesel für 1,79 € pro Liter, was in der aktuellen Situation ein Schnäppchen ist. Die lange Warteschlange von Autofahrern beweist, dass hier das Tanken attraktiv sein muss. Wir reihen uns mit unseren Kanistern und dem Sackkarren in die Kolonne ein. Die Tanksäule akzeptiert alle gängigen Kreditkarten, doch der maximale mögliche Betrag für das Tanken beträgt 100 €. Diese Begrenzung überbieten wir bei Weitem. Somit sind zwei Tankvorgänge nötig, um alle vier Kanister zu füllen. Wir karren insgesamt 165 Liter Diesel aufs Boot. 143 Liter landen im Tank, einen Kanister mit 22 Litern lagern wir im Motorraum, als Notvorrat, oder Überbrückung, falls Vor- und Feinfilter unerwarteterweise verstopft wären.  

Im Oberwasser der Schleuse 27 befindet sich der Port de Plaisance Sarreguimes. Die Attraktion des Hafens ist das Kreuzfahrtschiff MAJESTY OF THE SEAS, das weltweit grösste Schiffsmodell. Die Schale ist über 33 Meter lang und beherbergt eine luxuriöse Wohnung mit 160 m2 Wohnfläche. 

Am Abend sind wir beim Club Nautique L'Eau-Rhine in Wittring zu Gast. Einfach perfekt, Marc und Yolande, das Hafenmeister-Ehepaar, beherrschen die Rolle der Gastgeber auf einem einmaligen Level. Das benachbarte Restaurant Victoria hat ebenfalls beste Empfehlungen, doch ohne Reservation ein paar Tage im Voraus ist da gar nichts zu machen: ausgebucht. Doch auch dieses Problem lösen Marc und Yolande souverän. Sie decken uns in der Marina einen Tisch, und die Victoria-Crew liefert die bestellten Menüs pünktlich ans Schiff. Das Essen ist ausgezeichnet, die Gastgeber sind excellent, einfach nur gut. 

Gefahrene Distanz: 13 km, inkl. 5 Schleusen (Motor: 2780 h).

Samstag 13. August 2022, Wittring-Sarralbe: Ein Tag ohne Überraschungen, der Kanal führt nach wie vor genug Wasser und die Verkrautung ist minim, respektive sozusagen inexistent, entgegen allen Gerüchten und Prognosen. Obwohl immer noch Ferienzeit ist, sind nur wenige Boote unterwegs. Entgegen kommt ein einziges Sportboot, und bergwärts sehen wir nur diejenigen, mit denen wir in den letzten Tagen teilweise in den gleichen Häfen übernachtet haben. 

Direkt vor der Schleuse Nr. 20 hat die Stadt einen neuen Quai gebaut, mit Wasser und Strom, eine Liegegebühr wird nicht verlangt. Dominiert wird das Städtchen durch die wuchtige Kirche (St. Martin Cathédrale de la Sarre) mit ihren spitzen Doppeltürmen. Störche sind das zweite Wahrzeichen von Sarralbe. Gastronomisch präsentiert sich die Lage eher zurückhaltend, ebenso sieht es beim Stichwort Einkaufen aus. Lohnenswert ist eine kleine Velotoru via Eich (Soldtanefriedhof) hoch ausf Plateau Kopp. Dort befindet sich der Wasserturm, das Panorama ist sehr schön. Hier befand sich ein Kommandoposten der aquatischen Maginot-Linie. Die Pläne sahen vor, die Saarebene weiträumig zu überfluten. 

Gefahrene Distanz: 11 km, inkl. 2 Schleusen (Motor: 2782 h)

Sonntag 14. August 2022, Sarralbe-Harskirchen: Hafenanlage mit kurzen Fingerstegen, Strom und Wasser (1-€-Automat), Duschen und Toiletten in der Capitaneria. Unter der Woche kann der Zugangscode telefonisch auf der Gemeindeverwaltung abgefragt werden, am Wochenende kommt jemand am späten Nachmittag vorbei, die Liegegebühr beträgt 10 € pro Nacht. So ist es im Anschlagkasten beschrieben, und so läuft es dann auch ab. Ein älterer Mann klopft ans Verdeck, erkundigt sich freundlich nach unserer Befindlichkeit, und erzählt uns einiges über Wetter, Land und Leute und Sehenswürdigkeiten. Wir bedanken uns und möchten gleich die Liegegebühr bezahlen. Das eile überhaupt nicht, meint der Hafenmeister, morgen sei auch noch ein Tag, und er sehe es als Bürgermeister als seine Aufgabe an, die Gäste im Hafen persönlich zu begrüssen.  Und schon ist er weg, um uns anderntags nochmals mit einem Besuch zu beehren. 

Aussergewöhnliche Sehenswürdigkeiten hat Harskirchen nicht zu bieten, ein Spaziergang durchs Dorf ist aber alleweil schön. Genauso wie eine Velotour hoch zum Reservoir mit der dortigen Ruhebank. Die Aussicht ist wunderschön, und das kurze Schwitzen im Anstieg wird durch eine schnelle Abfahrt und den Fund eines klappbaren Sonarpanels im Strassengraben doppelt entschädigt. 100 Watt Leistung soll das Teil erzeugen, was für den Tagesbetrieb der Kompressorkühlbox gut reichen würde. Leider fehlt ein passender Solarregler, laut Messgerät funktioniert das Fundstück, also nehen wir es mit an Bord.      

Die Konditionen im Saarkanal sind nach wie vor ungetrübt. Tendenziell bessert sich die Pegelprognose sogar leicht, denn in der Nacht regnet es kurz, aber heftig.

Gefahrene Distanz: 5 km, inkl. 3 Schleusen (Motor: 2784 h).

Montag 15. August 2022, Harskirchen-Mittersheim: Das erstemal Doppelrot an einer Schleuse: Nr. 15 bockt. Heute ist in Frankreich Feiertag und zudem fällt die Panne genau in die Mittgszeit. Das könnte länger gehen. Wir legen zuerst an der Spundwand steuerbord an, das heisst wir probieren es. Näher als ein Meter kommen wir nicht heran, das Loten mit dem Bootshaken zeigt weshalb. Das Ufer ist untief, wir sitzen auf. Auf der anderen Kanalseite klappt es besser. Wir nageln zwei Eisenpfähle in den Boden und legen an. Der Skipper eines bereits wartenden Bootes informiert uns. Der VNF ist offenbar bereits unterwegs. Zu allem Elend setzt ein kurzer, aber heftiger Regen ein. Wir machen blitzschnell das Verdeck dicht, um kurz später darunter zu schwitzen, nach dem Regen scheint bekanntlich die Sonne, und heute scheint sie zwischendurch ziemlich heiss.

Nach rund einer Stunde schaltet das Einfahrtssignal auf Grün, Panne behoben. Wir lassen dem anderen Boot den Vortritt. Eine halbe Stunde später sind wir im Hafen Mittersheim am Fingersteg fest. Dss kurze Auflaufen nahe der Spundwand ist kein Alarmzeichen für einen zu tiefen Wasserstand. Der ist immer noch gleich hoch wie in den Tagen zuvor. In den Schleusen zeigen die Verfärbungen, dass rund 15 cm Wasser gegenüber dem Normalpegel fehlen. Dies kommt uns bei den Brückendurchfahrten zugute. PC Navigo meldet bei allen tiefen Brücken eine Durchfahrtshöhe von 3.85 m. Das entspricht in etwa der Höhe von NAJADE inkl. Verdeck. Bei der ersten Schleusenbrücke haben wir das Verdeck vorscihtshalber noch heruntergeklappt, doch nun vertrauen wir den Angaben des Navigationsprogramms voll und ganz. Wir gehen die Brücken trotzdem langsam an, jedesmal bleiben aber 20 cm Reserve frei. 

In Mittersheim genehmigen wir uns den Anlegerschluck im Cafe du Port, was sich zu einer längeren Angelegenheit entwickelt. Nach dem Bier gibt's noch Kaffee und Kuchen. Ein Spaziergang durchs Dörfchen und entlang des Sees rundet den Feiertag ab. Vom lokalen Traktoren- und Oldtimertreffen kriegen wir am Rande noch etwas mit. Ab und zu rattert ein Oldie über die Landstrasse. 

Die Infrastruktur im Hafen ist nicht schlecht. Strom und Wasser funktionieren auf Anhieb, es hat Duschen und Toiletten, und die Übernachtung soll pauschal 11 € kosten. Jetzt warten wir auf das Inkasso. Vielleicht kommt ja auch der Bürgermeister vorbei, wie in Harskirchen.

Gefahrene Distanz: 13 km, inkl. 4 Schleusen (Motor: 2787 h).   

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Dienstag 16. August 2022, Mittersheim-Port du Houillon: Schleusenmarathon am Ende des Saarkanals. Auch heute läuft alles wie am Schnürchen. Gefahrene Distanz: 18km, inkl. 13 Schleusen (Motor: 2792 h).

Mittwoch 17. August 2022, Port du Houillpn-Niderviller: 300 Liter Diesel in Hesse getankt (2.20 €/l), Wassersituation im Rhein-Marne-Kanal-Ost unkritisch, der Pegel liegt ca 20 cm tiefer als normal, kein Bewuchs, keine Einschränkungen bei der Befahrbarkeit. Vor einem Jahr haben wir die Wasserpumpe ausgewechselt. Unterdessen bläst der Motor unter starker Belastung wieder eine weisse Dampffahne aus dem Auspuff, die Kühlwassertempertaur steigt jedoch nicht an. Präventiv tauschen wir in Niderviller deshalb den Impeller, für den Notfall wäre vor Ort die Werkstatt der Kuhnle-Werft verfügbar. Der Pumpendeckel zeigt bereits wieder Einlaufspuren, und die Flügel des Impellers sind angerissen. Die Ursache des starken Verschleiss lässt sich nicht eruieren. Gefahrene Distanz: 20 km (Motor: 2795 h).

Donnerstag 18. August 2022, Niderviller-Lutzelbourg: 2x Tunnel plus einmal Hebewerk (inkl. 2 Stunden Warten wegen starkem Charterboot-Traffic, plus Crewwechsel, plus Regen. Gefahrene Distanz: 15 km, inkl. 3 Schleusen, 2 Tunnels und 1 Hebewerk (Motor:).

Freitag 19. August 2022, Lutzelbourg-Saverne: Keine besonderen Einträge im Logbuch. Der Ostteil des Rhein-Marne-Kanals ist trotz Wasserknappheit bestens befahrbar. Gegenüber dem Normalpegel fehlen etwa 15 bis 20 cm, die Wassertiefe liegt immer noch bei mehr als zwei Metern. Der Bewuchs mit Wasserpflanzen ist nicht alarmierend, das Kontrollieren des Filters im Seewasserkreislauf gehört so oder so zur täglichen Bordroutine. Gefahrene Distanz: 11 km, inkl. 10 Schleusen (Motor:).

Samstag 20. August 2022, Saverne-Ingenheim: Gefahrene Distanz 14 km, inkl. 9 Schleusen (Motor:).

Sonntag 21. August 2022, Ingenheim-Strasbourg

Montag 22. August 2022, Strasbourg-Kehl

Dienstag 23. August 2022: Kehl-Illkirch-Graffenstaden: Die Stammcrew ist wieder komplett an Bord. Statt direkt den Rhein hoch in Richtung Basel zu dampfen, wählen wir die gemütlichere, aber längere Variante über den nördlichen Ast des Rhein-Rhone-Kanals. Dieser beginnt in Strasbourg und erreicht nach rund 36 Kilometern unterhalb der Schleuse Rhinau wieder den Rhein. Die Strecke enthält 11 Schleusen, bietet aber ein schönes Umfeld mit Platanen-Alleen und ruhigen Landschaften.

Ursprünglich führte dieser Ast des Rhein-Rohne-Kanals bis nach Mulhouse. Der durchgehende Wasserweg fiel aber dem Autobahnausbau zum Opfer oder verlandete mangels Unterhalt. Pläne sehen vor, wenigsten die Verbindung von Strasbourg nach Colmar wieder befahrbar zu machen. Doch dem Staat Frankreich fehlt dazu momentan das Geld.

Via Schleuse Strasbourg Nord erreichen wir das Bassin de Remparts, der Beginn unserer Stadtrundfahrt durch Strasbourg. Hier waren wir 2013 schon einmal mit unseren kleinen Sportbooten und erlebten eine unvergessliche Durchfahrt durchs Altstadtquartier Petite France (Reisebericht). Mit der bauchigen und grossen NAJADE ist diese abenteuerliche Route nicht befahrbar, wir zuckeln deshalb gemütlich aussenrum, zuerst ins Bassin de la Citadelle mit dem Port de plaisance Strasbourg, Betreiber: Europe Boat Trading, dann vorbei am trendigen Bassin d'Austerlitz mit seinen ausgedienten Hafenanlagen, Strandtavernen und Wasserspielen. 

Abenteuer gibt's dann doch noch. Die Ecluse Nr. 86 ist als Automatikschleuse auf der Kanalkarte verzeichnet. Ein Mietboot fährt aus, und das Einfahrsignal wechselt von Rot auf Grün. Wir fahren durchs offene Schleusentor in die Kammer ein und belegen unser Schiff wie immer mit einer Leine am Mittelpoller. Das kommt beim Schleusenmeister gar nicht gut an. Er schimpft los, stürmt aus dem Schleusenhaus und will wissen, weshalb wir in die Kammer eingefahren seien. Unsere Französischkentnisse halten einer vertieften Diskussion nicht stand, aber wir versuchem dem Mann klarzumachen, dass wir nur dem grünen Einfahrsignal Folge geleistet hätten. Offenbar befindet sich die Schleuse im Automatikmodus, denn während der Diskussion schliesst sich talseitig die Kammer, auf der Bergseite öfnen sich die Schieber, das Wasser strömt ein. Das bringt den Schleusenmeister noch mehr in Rage. Wir hätten kein Recht, ohne sein Zutun die Schleuse zu betätigen, knurrt der junge Mann und zieht den Notstopp. Wir zucken mit den Schultern und sind uns keinerlei Schuld bewusst, immerhin, das Wasser beruhigt sich und auch der Schleusier. Er erkläre uns nun, wie man richtig schleuse, sagt er, und zwar langsam und Schritt für Schritt. Zuerst müss jemand aussteigen, dann eine Belegleine am Bug übernehmen, danach eine zweite Leine am Heck. Erst dann, wenn das Schiff fest an der Schleusenwand liege, dürfe mit dem Schleusen begonnen werden. Wir nicken pflichtbewusst, machen ohne Gegenrede alles wie befohlen und langsam geht es aufwärts.

Der Schleusenmeister notiert den Vorfall in sein dickes Buch, genauso wie unsere geplante Ausfahrtszeit aus dem Kanal bei der VNF-Schleuse Rhinau am übernächsten Tag, ein sehr wichtigtes Detail, denn ohne Terminreservierung 24 Stunden im Voraus kann es passieren, dass kein Bedienpersonal vor Ort ist. Dann entlässt er uns ins Oberwasser: Prüfung bestanden! Wir winken freundlich zurück, biegen nach links ins Flüsschen Ill ab und nehmen den linken Ast - den Kanal - Richtung Norden. (Telefonnummer Reservation Schleuse Rhinau: +33 6 84 60 02 11).

Good bye Strasbourg. Die hektische Stadt verschwindet im Rücken, vor uns öffnet sich eine Platanenallee bis zum Horizont, wo der Kanal im Grünen verschwindet. Wir sind fast allein unterwegs, doch von Weitem nähert sich etwas ganz Grosses. Auf dem Nordabschnitt des Rhein-Rhone-Kanals beschränkt sich der Berufsverkehr auf zwei Penichen, die Kies und Sand transportieren. Genau ein solcher Kiesfrachter kommt uns entgegen. Wir verdrücken uns ganz an den Rand des Fahrwassers, das Echolot meldet piepsend untiefes Wasser. Die Peniche kann nicht gross ausweichen, sie wühlt sich mehr durch den Dreck als dass sie schwimmt. 

Ein wenig Aufregung bleibt uns treu: In der Schleuse Nr. 84 will sich das Ausfahrtor durch die automatische Steuerung nicht mehr öffnen lassen. Ein VNF-Team ist schon im Anrollen. Wir lachen und scherzen mit der Frau, die im Schleusenhaus wohnt. Sie erzählt von ihren Katzen und Hühnern und ihrer Familie, und der Arbeit. Nach einer halben Stunde geht's weiter, nicht mehr weit, auf der Höhe des Golfplatzes legen wir an an einem einsamen Platz mitten unter den hohen Bäumen. Die positive Erfahrung vom Tag: Der Wasserstand im Rhein-Rhone-Kanal Nord ist sehr hoch, kein Kraut weit und breit in Sicht. Gefahrene Distanz: 16 km, inkl. 5 Schleusen.

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Mittwoch 24. August 2022: Illkirch-Graffenstaden-Weisweil:

Weiter auf dem Rhein-Rhone-Kanal Richtung Süden, bei perfekten Bedingungen: herrliches Sommerferienwetter. Völlig entspannend wird die Etappe trotzdem nicht, das sich anbahnende Unheil macht sich durch reduzierte Fahrt und reduzierte Ruderwirkung bemerkbar. Wir checken den Motor: alle Filter sind frei. Wir checken das Ruder: nichts Alarmierendes zu sehen. Doch NAJADE lässt sich kaum mehr Steuern, nun blockiert auch noch das Getriebe, einzig der Einsatz des Bugstrahlers verhindert, dass wir an der Kanalwand stranden. Was ist hier los? 

Wir schicken einen Taucher ins Wasser. Das Übel ist schnell erkannt. Um den Propeller hat sich ein grosses Tuch inklusive Tau gewicklet. Die Welle ist blockiert. Unser Sägezahn-Rettungsmesser kommt zum ersten Unterwassereinsatz. Nach der Befreiungsaktion läuft alles wieder normal.   

Der letzte Abschnitt des Kanals verlangt etwas mehr Aufmerksamkeit. Offenbar lässt man hier die Natur frei wirken. Umgefallene Bäume schränken die Durchfahrtsbreite ein, und es treibt sehr viel Schwemmholz und Kraut an der Wasseroberfläche. Wie zwei Tage zuvor in Strasbourg angekündigt, erreichen wir Mitte Nachmittag die Kanalschleuse in Rhinau. Sie steht offen, der Schleusenmeister hat auf uns gewartet. Wir bedanken uns und fädeln uns nach der Schleusenpassage wieder in die Schifffahrtsautobahn Rhein ein.

Eine Stunde oberhalb der Rheinschleuse Rhinau biegen wir beim Wehr nach links ab zum Hafen des VWWC Weisweil (Vereinigung Weisweiler Wassersportclubs e.V.). Am gleichen Standort befindet sich auch die Marina des MYC Weisweil (Motorboot und Yachtclub Weisweil e.V.) Wir werden sehr freundlich empfangen und zu einem Kopfsteg geleitet, der einfacher zu erreichen ist als die Gästplätze in Ufernähe. Der Platz ist wunderschön, man fühlt sich eher auf einem See statt in einem Fluss. Wir baden und schwimmen bis zum Sonnenuntergang. Und wie es der Zufall will, fährt auch noch das Binnenschiff AARGAU flussaufwärts vorbei. Dort arbeitet ein Vereinskollege des Bootclubs Rheinfelden als Matrose. Wir winken symbolisch per Whatsapp und erhalten ein Foto retour, auf dem man weit am Horizont die NAJADE als weissen Punkt erkennen kann.

Gefahrene Distanz: 36 km, inkl. 10 Schleusen.

Donnerstag 25. August 2022: Weisweil-Breisach: Routinetag auf dem Rhein, keine besonderen Ereignisse im Logbuch. Das Anlegen am Aussensteg des MYC Breisach (Motorboot und Yachtclub Breisaich) kennen wir ebenfalls bereits sehr gut. Wir spazieren ins Städtchen und genehmigen uns erneut einen Schlummertrunk direkt am Rheinufer. 

Gefahrene Distanz: 13 km, inkl. 1 Schleuse.

Freitag 27. August 2022: Breisach-Kembs: Wer vom Rhein-Seitenkanal in den Rhein-Rhone-Kanal einbiegt, hat zwei Optionen. Links oder rechts rum: Eine bewaldete Insel teilt das Fahrwasser. Über Funk teilt uns die Schleusenmeisterin die kleine Niffer-Schleuse zu. Somit führt für uns der direkte Kurs durchs Oberwasser der Insel. Ein grüne Boje markiert die Einfahrt. Auf der Karte ist sie nicht eingezeichnet. Wir haben sie schon auf beiden Seiten passiert. Doch diesmal sind wir offensichtlich zu nahe der Insel, denn NAJADE stoppt sanft und lässt sich weder vorwärts und rückwärts bewegen. Wir sind aufgelaufen!

Das Loten mit dem Bootshaken ergibt eine Wassertiefe von etwa einem Meter. Somit kann man direkt neben NAJADE locker stehen, das Wasser ist angenehm warm. Wir versuchen im ersten Anlauf, das Schiff mit Muskelkraft von der Sandbank zu schieben. Kein Erfolg! Was nun? Der Anker kann vielleicht helfen. An Backbord wird das Wasser schnell tiefer, wir schaffen es, den schweren Anker samt Kette ein paar Meter seitlich zu versenken. Mit Hilfe der Ankerwinde bewegt sich der Bug Zentimeter um Zentimeter Richtung Fahrwasser. Der Anker wird nochmals neu gesetzt, und tatsächlich schwimmt der Rumpf plötzlich wieder frei.

Eine gute halbe Stunde haben wir für das Manöver benötigt. Wir entschuldigen uns bei der Schleusenmeisterin für die Verzögerung. Während des Schleusens putzen wir den Seewasserfilter, Er ist komplett voll Sand und Schlamm.

Die nächsten zwei Hürden meistern wir gut: Die Passage durch das schmale Einlassbauwerk in den den Canal de Huningue und das Anlegen im engen und strömungsbelastenen Hafen des Nautic-Clubs Kembs. Bei der Reservation des Liegeplatzes hat uns Hafenmeister Gabriel auf die hohe Belegung aufmerksam gemacht. Uns fallen vor allem Boote mit AG-Kennzeichen auf. Beim Einchecken begegnen wir einer ehemaligen Berufskollegin. Jetzt ist alles klar. Der Bootsverein Aaretal aus Schinznach ist an diesem Wochenende in Kembs zu Gast. 

Gefahrene Distanz: 24 km, inkl. 4 Schleusen (Motor: 2829 h).

Samstag 28. August 2022, Kembs-Rheinfelden: Der letzte Tage der Sommerreise 2022 ist da. Seit Mai haben wir rund 1500 km auf dem Wasser absolviert. Ohne ernsthafte Probleme, fast ohne Regen und mit viel, viel Sonnenschein. Heute geht es nun nach Hause, in den Heimathafen, nach Rheinfelden. Wir planen eine Ankunftszeit um 17 Uhr. Dann beginnt die Schiffstaufe der MARIA JOHANNA, dem neuen Schiff von René.

Die Armada des Bootsvereins Aaretal startet zuerst. Wir winken und winken, wünschen gute Fahrt. Dann sind wir dran. Das Ablegen im Port de Plaisance Kembs braucht die ganze Konzentration. Wir stehen vorwärts in der Box, von Vorne drückt die Strömung, und hinter dem Heck bleibt nur wenig Platz zum Schwenken. Ein Mitglied des lokalen Vereins unterstützt uns mit einer Leine vom Steg zum Heckpoller der NAJADE. Diese Achterspring hält das Heck beim Rückwärtsfahren im sicheren Abstand zu den gegenüberliegenden Schiffen und wir können mit dem Bugstrahler den Bug Richtung Ausfahrt schwenken. Das Manöver klappt einwandfrei. Wir erreichen das freie Waser und gleiten langsam im schmalen Kanal Richtung Schleuse Niffer.

Viel Aufregendes passiert in den nächsten Stunden nicht mehr. Die Schleusen Kembs, Birsfelden und Augst gehören unterdessen zum Routineprogramm. Kurz vor 17 Uhr legen wir in Rheinfelden an. Motor aus, Reise fertig! Wir haben einen tollen Sommer erlebt, der Winter kann kommen.     

Gefahrene Distanz: 39 km, inkl. 4 Schleusen (Motor: 2835 h).

 

 

 

      

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