Endstation Rheinfall

Hier geht es nicht mehr weiter. Eine 23 Meter hohe Wasserwand stoppt unseren Ausflug. Wir sind am Rheinfall, und drehen um. Neuhausen/Laufen ist der Wendepunkt unseres Zweitages-Ausflugs Ende Mai 2014. Wir fahren ab Eglisau den Rhein hoch.

Der Rhein bildet die Nordgrenze des Kantons Aargau. Somit gehört der Strom eigentlich auch zum Heimrevier von YELLOW DONKEY. Aber so einfach ist das Bootfahren auf dem Rhein nicht. Es mangelt an zugänglichen Einwasserungsstellen. Sliprampen sind zwar bei jedem Wasserkraftwerk vorhanden, doch Benutzen darf man sie nicht. Sie sind für das Einwassern von Rettungs- oder Feuerwehrbooten reserviert und für den Privatgebrauch gesperrt. 

Freundlich haben wir uns mit einem Brief bei der Kraftwerk Reckingen AG erkundigt, ob es ausnahmsweise möglich wäre, YELLOW DONKEY und GREEN FROG dort im Rhein einzusetzen. Geht nicht, so die knappe Antwort, nur Boote mit Wasserliegeplatz zwischen Mellikon und Kaiserstuhl seien zugelassen. Noch weniger Musikgehör für unsere Reisepläne mit den Trailerbooten haben die Betreiber der Bootsrampe beim Schwimmbad von Lienheim (Deutschland). Schweizer Boote seien hier nicht willkommen, heisst es vor Ort. 

Flussabwärts wäre die nächste freie Einwasserungsstelle oberhalb der Eisenbahnbrücke von Koblenz. Doch von hier aus ginge die Fahrt rheinauwärts durch den Koblenzer Laufen. Diese Passage mit grossen Steinen wäre zwar nahe beim deutschen Ufer passierbar, doch das Risiko von Schäden ist gross. Somit weichen wir nach Eglisau aus. Die dortige Rampe (linksufrig) ist grosszügig gestaltet. Sogar ein Parkplatz für Trailer findet sich in der Nähe (300 m flussabwärts). Das Besondere in Eglisau: Am Online-Schalter der Gemeinde lassen sich Gästeliegeplätze für mehrere Nächte buchen.  

Beim Start in Eglisau begleitet uns herrliches Frühsommerwetter. Wir legen ab und tuckern gemütlich flussäufwärts. Die Kulisse mit der Altstadt und den Rebbergen dahinter ist wunderschön. Gegenüber Natur pur, mit schattigem Wald am Ufer und noch mehr Wald an den Hügeln dahinter. Einen Fahrplan haben wir uns nicht vorgenommen, der Törn soll vor allem gemütlich werden. Genau, an Steuerbord taucht zwischen den Bäumen ein Schild mit der Aufschrift "Besenbeiz am Rhein" auf. Es riecht nach Grill und Würsten. Diesen Verlockungen können wir nicht widerstehen. Mach mal Pause im Waldheim-Beizli!

Navigatorisch stellt der Rhein in diesem Abschnitt keine hohen Herausforderungen. Der Rückstau des Kraftwerks Eglisau hemmt die Strömung bis kurz unterhalb der Brücke Rüdlingen. Die Wassertiefen sind unbedenklich, hier fahren schliesslich auch die grossen Passagierschiffe der SZR-Flotte durch. in Ufernähe erleichtert das klare Wasser das Umfahren von Hindernissen. Einzig im Bereich Tössmündung/Tössegg lauern backbords ein paar tückische Sand- und Schlammbänke auf unvorsichtige Bootsleute. 

Gegenüber des Campingplatzes Flaach wird es Zeit für den nächsten Halt, diesmal wird im Alten Rhein Apéro serviert. Durch eine schmale Durchfahrt im Damm steuern wir den gut geschützten Anleger am Rüdlinger Ufer an. 

Den Rest der Tagesetappe schaffen wir im Nu. Es ist nicht mehr weit bis nach Ellikon. Dort werfen wir unmittelbar vor dem Gasthaus zum Schiff Anker... respektive wir ziehen unsere kleinen Flitzer von Hand auf die Kiesbank und belegen die Leinen an den dort verankerten Booten. Koffer ausladen, Einchecken im Hotel, Feierabend. Die Sonne geht bald unter, Zeit für einen Sundowner in der Gartenwirtschaft. Das Abendessen ist ausgezeichnet, und der Schlaf danach in den rustikal eingerichteten Zimmern ebenfalls. 

Tag zwei beginnt dem Reisemotto entsprechend wieder gemütlich. Aber nicht mehr lange. In der Flussschlaufe um das ehemalige Kloster Rheinau versperren drei Wehre die Weiterfahrt auf dem Rhein. Sie gehören zum Kraftwerk, das den Höhenunterschied zwischen Rheinfall und der Halbinsel nutzt. Drei Bootsübersetzanlagen müssen überwunden werden. Gesteuert werden die kameraüberwachten Anlagen von der Kraftwerkzentrale aus. Eine sonore Frauenstimme aus dem Lautsprecher kommandiert uns mit den zwei Booten auf den im Wasser wartenden Schlitten. Offenbar machen wir das Manöver nicht zufriedenstellend gut. "Ihr müsst noch ein bisschen üben", kommentiert die Dame unsere Arbeit und startet das Übersetzen in den nächsten Flussabschnitt.

Oberhalb des Stauwehrs haben wir wieder freie Fahrt. Auf dem grünen Rheinwasser kommen uns verstärkt weisse Schauminseln entgegen, ein Zeichen, dass es bis zum Rheinfall nicht mehr weit ist. Wir passieren das Flussbad bei Dachsen. Ab dort verkehren Kursschiffe, auf denen Schwimmer bis kurz vor den Rheinfall gebracht werden. Zuerst taucht links das Schlössli Wörth auf, dann wird der Rheinfall in seiner ganzen Pracht sichtbar. Der weisse Wasserfall beeindruckt bereits bei der Anfahrt. Ein mulmiges Gefühl macht sich bemerkbar. Die Gewalt des Wassers, dass über die Felsen nach unten stürzt, ist sehr gut spürbar. Wir hängen uns ans Heck eines der Rundfahrtenboote. Das Rheinfallbecken darf eigentlich frei befahren werden, aber in unserer kleinen Nussschale fühlen wir uns nicht so sicher aufgehoben und bleiben auf Abstand zu den tosenden Fluten. Zudem macht der Wassernebel alles nass, und schnell wird einem kalt. 

Die Rückreise Richtung Eglisau fällt am Schluss ins Wasser...., es beginnt zu regnen und wir ändern kurzfristig die Reisepläne. Auf die Schlaufe zum Kraftwerk Rheinsfelden/Eglisau verzichten wir. Den erneuten, dreifachen Bootstransport in Rheinau haben wir übrigens gut absolviert, die Dame in der Zentrale verzichtete jedenfalls auf kritische Voten... Und, unterwegs begegneten wir noch einem Wikingerschiff der Neuzeit, das mit Ruderkraft (und Aussenbordmotor) unterwegs nach Holland war. 

Infos Rheinfall

Strecke: 19.4 km bis Rheinfall

  • 3x Übersetzen in Rheinau

Einwassern: Sliprampe Eglisau

 

Übernachten: Ellikon a. Rh.

Video:Rheinaufwärts bei Ellikon 

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