März 2021: Für vier Wochen verlässt NAJADE das Wasser. Wir sanieren in Biesheim vis à vis von Breisach das Unterwasserschiff, die Welle und den Propeller. Auch das neue Verdeck wird angepasst.
Es ist die erste Reise, die wir mit NAJADE unternehmen. Zuvor hatten wir einzig ein paar Manöver im Bereich des BCR-Stegs in Rheinfelden gefahren. Dabei hatten sich Probleme im Antriebsstrang gezeigt. Bei höheren Drehzahlen des Motors setzte ein hochfrequentiges Sirren ein, danach begann die Welle heftig zu vibrieren. Eindeutige Zeichen, dass eine Revision von Welle, Propeller und Lagern nötig ist.
Die nächstgelegene Auswasserungsmöglichkeit ist der Schwerlastkran im Ultra-Brag-Auhafen. Der Weitertransport zur Werkstatt würde danach auf der Strasse vollzogen. NAJADE verlangt eine Transportstrecke mit einer fahrbaren Höhe von rund 4.3 Metern. Mit diesen Ausmassen wird der Transport komplex und teuer. Da unser Schiff bereits früher in Breisach gewartet wurde und dort ein hydraulischer Slipwagen ein schonendes Auswassern ohne Kran ermöglicht, war die erste Entscheidungsgrundlage gegeben. Die zweite fand sich in der grossen Halle im Fuchs Hafen (Port de plaisance, Marina sur l'Île du Rhin ) am französischen Ufer. Wir konnten dort einen Hallenplatz für zwei Wochen mieten und viele Arbeiten selber ausführen. Den Termin hatten wir bereits im November reserviert, mit dem Risiko, dass allfällige Covid-Auflagen in Frankreich das Projekt tangieren könnten. Jetzt, im April 2021, erlaubte Frankreich technisch nötige Fahrten auf dem Wasserweg, verlangt wurde jedoch das Mitführen eines negativen PCR-Tests (nicht älter als 72 Stunden).
Für die Überführung zeigte sich das Wetter von der garstigen Seite. Angekündigt war ein Aprilsturm mit kräftigen Böen aus Nordwesten und starken Regenfällen und Schauern, bei einer Temperatur von sechs Grad. Die Prognose stimmte exakt. Die Schleusung in Augst hatten wir für 08.05 Uhr angemeldet. Unsere beiden Ehefrauen und René vom BCR winkten uns dort zum Abschied zu, dann ging es rheinabwärts. NAJADE stampfte tapfer gegen Wellen und Wind an, und wir auch. Wir passierten Basel noch bei relativ ruhigen Verhältnissen, ab der Schleuse Kembs wurde es heftiger. Die Sturmböen waren in den Schleusenkammern unberechenbar und zerrten von allen Seiten am Schiff. Zeitweise war Motorunterstützung nötig, um den Festmacher am Mittelpoller zu entlasten.
Es herrschte wenig Verkehr, wir steuerten die meiste Zeit in der geheizten Kabine, alles klappte bestens. Um 17 Uhr machten wir in Biesheim fest. Kurz darauf kam Dirk (Bootsservice Breisach) an Bord, um den Antriebsstrang zu begutachten. Wir fuhren eine kurze Runde, die Diagnose des Fachmanns war klar: Die Welle schwingt rund einen Zentimeter hin und her, die Lager sind ausgeschlagen, ein Komplettersatz ist unumgänglich.
Während zwei Wochen wird die Werfthalle zu unserem Zuhause. Feierabend ist jeweils um 18.45 Uhr. Ab 19 Uhr gilt in Frankreich eine Ausgangssperre. Die Nacht verbringen wir im Hotel Le Caballin, quasi im Status Hausarrest. Punkt 19 Uhr werden alle Aussentüren verschlossen. Das Abendessen serviert das Personal auf dem Zimmer, genauso wie das Morgenessen.
Eine Woche lang schleifen wir, dann wird eine Woche lang gemalt. Wir bringen drei Lagen Antifouling International Ultra 300 auf. Oberhalb der Wasserlonie setzen wir International Toplac ein. In den Trocknungsphasen erneuern wir die Badeplattform. Die verrotteten Holzleisten ersetzen wir durch WPC-Dielen (Fichtenholzfasern/PVC). Sieht gut aus, und macht einen robusten Eindruck.