Ende Winterruhe, NAJADE und Crew freuen sich auf den Hafengeburtstag in Hamburg. Der Besuch am grössten Hafenanlass weltweit wird im Mai unsere Reise 2025 eröffnen. Danach steuern wir Holland an. In Friesland suchen wir im Herbst ein Winterquartier.
Der zweite Winter in Mölln ist vorbei. In der Halle 12 ist künftig kein Winterlager mehr vorhanden. Die Davidswerft zieht aus, der Standort Mölln am Elbe-Lübeck-Kanal wird aufgegeben. Die Werft konzentriert sich auf ihren neuen Hauptsitz in der Marina am Stau zwischen Lübeck und Travemünde. Der Hafen liegt direkt an der Trave, gut geschützt hinter der Herreninsel. Der Wegzug aus Mölln hat einen Hauptgrund: Der Elbe-Lübeck-Kanal ist kein zuverlässiger Wasserweg mehr. Seit Oktober wird an der Donnerschleuse gebaut. Somit ist der Kanalabschnitt in Richtung Lübeck gesperrt. Erst Ende Mai soll die Durchfahrt zur Ostsee wieder möglich sein. Für eine Werft bedeuten derart lange Sperrungen das wirtschaftliche Aus. In der Öffentlichkeit und der Politik läuft die Diskussion über diese untragbare Situation. Die Geschäftsleitung der Davidswerft wird in den nächsten Tagen besucht von einem Kamerateam des Norddeutschen Rundfunks erhalten, das die Kanalsperrung in einem TV-Bericht thematisieren will.
Donnerstag 17. April 2025, Einwassern in Mölln: Nach sechs Monaten Winterpause ist das Bereitmachen eines Schiffes stets mit Fragezeichen verbunden. Hat NAJADE die kalte Jahreszeit in der Halle gut überstanden? Sind Technik und Motor heil geblieben? Klappt das Kranen der schweren und dicken Dame? Diesmal liegen unsere Sorgen jedoch auf einer anderen Ebene, bei unserem Auto. Auf der 950 Kilometer langen Fahrt aus der Schweiz nach Norddeutschland treten plötzlich Vibrationen am linken Hinterrad auf. Wir stoppen auf dem nächsten Parkplatz und schauen nach. Das Rad ist sehr heiss, ein Zeichen, dass die Bremse nicht mehr vollständig löst. Wir steuern eine Werkstatt an, um den Schaden zu behebn. Doch dort winkt man ab: Osterwoche, kein Personal, kein Termin frei! Der Werkstattleiter rät uns, vorsichtig weiter zu fahren und ab und zu das Rad abzukühlen. So machen wir es. Gegen Abend erreichen wir das Hotel Waldeslust in Mölln, Hier haben wir schon vor einem Jahr bestens übernachtet.
Dienstag und Mittwoch bringen wir NAJADE in der Halle auf Vordermann und unser Auto wird nach Lübeck zur Reparatur abgeschleppt. Am Schiff stellen wir keine negativen Überraschungen fest. Alles ist in Ordnung. Die Batterien haben die sechs Monate ohne Anschluss ans Ladegerät bestens überstanden, die Smartmeter zeigen immer noch 90 Prozent Kapazität an. Wir übermalen einige Rostflecken, ziehen den Wasserpass neu und flicken Kleinigkeiten. Der Einbau des abgedichteten Wärmetauscher klappt bestens. Alle Verbindungen sind dicht, somit können wir den inneren Kühlkreislauf mit neuem, gelbem Volvo-Penta-Frostschutz auffüllen. Gut 20 Liter Kühlflüssigkeit passen in den Motor.
Am Mittwochnachmittag wird NAJADE ins Freie gezogen, damit am Donnerstagmorgen um 10 Uhr der Transport in den nahen Hafen ohne weitere Rangiermanöver erfolgen kann. Kurz nach 11 Uhr schwimmt unser Schiff wieder. Der Motor springt beim ersten Versuch an. Wir verabschieden uns definitiv von der Crew der Davidswerft und verholen in den nahen Hasfen der Wassersportvereins Mölln. Dort parken wir NAJADE bis zum 2. Mai 2025. Dann beginnt unsere diesjährige Reise. Der erste Höhepunkt ist gesetzt. Unser Gesuch für einen Liegeplatz im City Sporthafen Hamburg während des Hafengeburtstags wurde positiv beantwortet. Somit werden bei diesem Riesenfest vom 9. bis 11. Mai mittendrin sein.
→ Video: Ausfahrt aus der Halle (Zeitraffer)
→ Video: Mit dem Kran ins Wasser (Zeitraffer)
Sonntag 4. Mai 2025: Mölln-Lauenburg: Am Freitag 2. Mai haben wir es wieder gewagt. Wir wollen mit der Deutschen Bahn nach Mölln reisen. Und wieder einmal hat es nicht so geklappt, wie geplant. Zwei Monate im Voraus haben wir die Zugsfahrt gebucht, inklusive Sitzreservationen. Kurz später meldet sich die DB mit einer "Wichtigen Information an die Fahrgäste". Unsere Zugsverbindung fällt offenbar aus. Das bereits bezahlte Sparticket wird von der Zugsverbindung befreit. Wir beginnen mit der Planung nochmals von vorne und reservieren in zwei früher abfahrenden Fernverkehrszügen Sitzplätze ab Basel. Doch hoppla, auch diese Verbindung scheitert am Reistetag, Verspätungen verunmöglichen das fahrplankompatible Umsteigen in MannheimUmsteigen. Nun steigen wir in Basel ohne Reservation in den ICE und machen es uns in einem Abteil bequem, das jedoch ab Frankfurt als reserviert bezeichnet ist. Alles gut, doch in Freiburg gibt der Lokführer durch, dass seine Maschine störungsbedingt nicht mehr weiterfahren möchte. Nach einer halben Stunde dann die gute Nachricht: wir können wieder fahren. Die Panne hat einen Vorteil. Wir kommen derart verspätet in Frankfurt an, dass die Fahrgäste für unsere Sitzplätze scbon längst abgereist sind. Ohne weitere unvorhergesehene Zwischenfälle erreichen wir unbeschadet Mölln. Die letzte Etappe absolvieren wir in einer Weltneuheit: dem ersten Batterie-Zug von Stadler-Rail.
Die Nacht an Bord sorgt für einen entspannten aber leicht unterkühlten Schlaf. Am Morgen weckt uns die wärmende Sonne. Das Frühstück wird an Decck serviert. Ferienbeginn! Arbeiten am Schiff heisst das Motto für Samstag. Wir schruppen das Deck und kriechen durch den Motorraum. Die Maschine erhält frisches Öl und saubere Filter. Der Versuch, den Geber des 50 Jahre alten Seafarer-Echolots zum Leben zu erwecken, scheitert. Altersbedingt ist das Kabel direkt oberhalb des Gebers abgebrochen. Nur noch ein paar Litzendrähte lassen sich kopfüber mit dem Lötkolben erreichen. Zwar kommt ein Signal durch das Ersatzkabel, aber für eine klare Tiefenanzeige reicht es nicht.
In der Nacht frischt der Wind auf, und zwischendurch regnet es. Wir starten Richtung Hamburg. Entgegenkommende Schiffe fehlen. In Ricjhtung Lübeck ist der Elbe-Lübeck-Kanal unpassierbar. Seit einem halben Jahr ist die Donnerschleuse defekt. Die Reparatur soll sich bis zum 25. Mai hinziehen. Grundwasser drückt von unten die frisch betonierte Grundplatte in der Kammer hoch. Taucher versuchen nun, den Wassereinbruch zu stoppen.
Auch in Richtung Elbe läuft nicht alles reibungslos. Gestern war die Schleuse Witzeeze wegen Unterhaltsarbeiten geschlossen. Heute soll sie in Betrieb sein. Auf den Funkanruf antwortet jedoch niemand, und das Einfahrsignal steht auf Doppelrot. Wir warten ab. Doch dann erlischt eine der roten Leuchten, aha, es tut sich was. Wenig später schliesst sich das talseitige Tor, die Kammer kommt hoch und wir können schleusen.
Noch schneller lässt uns die Schleuse Lauenburg durch. Wir sind am Ziel. Schiffe über 10 Meter Länge müssen sich vor dem Anlegen am Schwimmsteg des Wasser-Sport-Clubs Lauenburg beim Hafenmeister melden. Das machen wir. Sehr freundlich wird uns die Stegnummer zugewiesen. Der Hafen ist klein, aber zweckmässig. Doch heute sind die freie Liegeplätze rar. Nicht nur der ELK ist gesperrt, sondern ebenfalls das Schiffshebewerk Lüneburg-Scharnebeck am Elbe-Seitenkanal, auch die Elde-Müritz-Wasserstrasse ist bis auf weiteres nicht durchgehend befahrbar, und die Elbe glänzt mit sehr niedrigem Pegel. Deshalb: Stau in Lauenburg!
Gefahrene Distanz: 35 km, 2 Schleusen (Motor: 3340 Stunden)
Freitag 9. Mai 2025, Hamburg, Paraden Hafengeburtstag
Seit Montag liegen wir im City Sporthafen Hamburg und geniessen die einmalige Hafenatmosphäre. Die Hansestadt ist einfach toll. Ab Mittwoch spürt man das ansteigende Festfieber rund um den 836.Hafengeburtstag. Hunderte von Verpflegungsständen werden aufgebaut, kilometerweit Absperrgitter, und als am Donnerstagabend das erste Mal die schwimmende Konzertbühne vor den Landungsbrücken probehalber platziert wird, bleibt der Mund offen. Einfach gigantisch!
Unterdessen ist der Sportboothafen platschvoll. Am Freitag machen sich alle für die das Mitfahren an der Einlaufparade bereit, Flaggen montieren, Fender putzen, Deck schruppen. NAJADE strahlt, und wir sind ein wenig aufgeregt, weil sich draussen auf der Elbe eine Armada von historischen Grosseglern, Marinekreuzern, Behördenschiffen und ein Eisbrecher aufreiht. Dann läuft die CAP SAN DIEGO, das Wahrzeichen an den Landungsbrücken, aus. Nun sind die Kleinen an der Reihe. Die Flotte bewegt sich elbeabwärts, kreuz und quer bahnen sich Barkassen und Ausflugschiffe gnadenlos ihren Weg durchs Geschwader. Hupend, schimpfend, am Funk gehen die Wellen hoch, doch nur die Ruhe kann es bringen. Unbeschadet erreichen wir den Köhlbrandhafen, wo wir auf den offiziellen Paradenstart warten. Die Verkehrsdichte zu diesem Zeitpunkt illustriert das Plotter-Bild mit den AIS-Signalen.
Flussaufwärts reihen sich die unzähligen Sportboote zwischen den dicken Pötten wieder ein. Gemächlich geht es zurück zur Marina. Unterwegs stockt der Zug, wir verkriechen uns in das Werfthafenbecken und drehen Warteschlaufen‘
Montag 12. Mai 2025: Hamburg-Stade
Welch ein Unterschied: Gestern Sonntag feierten wir im proppenvollen City-Sporthafen den letzten Tag des Hafengeburtstags in Hamburg, heute liegen wir 35 Kilometer flussabwärts im Stadthafen von Stade. Es ist sehr ruhig hier, der schnelle Takt der Grossstadt ist von ländlicher Bedächtigkeit abgelöst worden, schön und entspannend.
Von der Elbe führt der Fluss Schwinge nach Stade, ein Tidengewässer, das beinahe trockenfällt. In Hamburg haben wir uns informiert. Eine Stunde vor und eine Stunde nach Hochwasser passt, sagten die einen. Nein, meinten andere, ihr kommt auch bei Niedrigwasser in den Hafen. Wir wählen die sichere Variante und peilen die Ankunft in Stade auf 16.30 Uhr an, dann, wenn die Tide am höchsten ist. Dies hat den Nachteil, dass wir Hamburg bei Niedrigwasser verlassen, also gegen den Strom elbeabwärts fahren. Dies kostet ein wenig Tempo und ein paar Liter Diesel, doch garantiert uns eine unbeschwerte Zufahrt in den Stadthafen Stade. So ist es dann auch. Punkt 16.30 Uhr sind die Leinen fest, und schon senkt sich der Pegel abwärts.
Nach dem Trubel des Hafengeburtstags ist die Elbe heute leer. Ein paar Binnenschiffe kommen uns entgegen. Kurz vor der Mündung der Schwinge in die Elbe taucht dann doch noch ein Gigant auf, die ONE TRUTH, ein Mega-Carrier der 400-Meter-Klasse mit mehr als 20‘000 Containern an Bord. Wir staunen, und verdrücken uns ganz nah den Rand der Fahrrinne, nach dem Motto „Der Klügere gibt nach“.
Hafeninfo: Der Stadthafen wird von den Stadtwerken betreut. Laut Website können die Liegeplätze via BoatPark reserviert und bezahlt werden. Wir befolgen den Tipp. Es funktioniert nur tweilweise. Die Liegegebühr lässt sich online abrechnen (13.50 €, inkl. Strom und Duschen), aber die Liegeplätze sind in der App nicht anwählbar und der Zugangscode zum Sanitärgebäude wird nicht übermittelt. Der Hafenmeister hat an der BoatParking-Dienstleistung deshalb keine Freude und schimpft nur. Achtung: Die an der Tafel von Hand notierten Tidenzeiten stimmen nicht zuverlässig.
Gefahrene Distanz: 35 km (Motor: 3358 h).
Mittwoch 14. Mai 2025: Stade-Wischhafen: Wieder mal eine Premiere: NAJADE fällt erstmals trocken. Normalerweise wünscht man sich ja eine Handbreit Wasser unter dem Kiel, doch im Yachthafen Wischhafen bleibt dies ein frommer Wunsch. Die Zufahrt durch die Frischhafener Süderelbe leert sich bei Niedrigwasser fast vollständig.
Die heutige Etappe haben wir intensiv kalkuliert, Wasserstandvorhersagen studiert und beim Hafenmeister Rat geholt. Doch in der Rückschau gibt’s für die Rechenarbeit aber nur die Bewertung „genügend“. Obwohl wir am Morgen um 04.15 Uhr noch vor dem Hochwasser in Stade losgefahren sind, fehlen am Schluss einige Zentimeter. Wir erreichen den Liegeplatz beim Wischhafener Yachtclub Niederelbe nicht mehr ganz und stecken kurz vor dem Ziel fest. Zwischen Schiff und Schwimmsteg bleibt eine meterbreite Lücke frei. Diese überbrücken wir mit der Gangway. Nun warten wir auf das Hochwasser, um NAJADE optimal belegen zu können.
Hafeninfo: Der Wischhafener Yachtclub Niederelbe tritt mit einer wunderschönen Website auf, die gluschtig macht. Man kann sogar mittels Formular einen Liegeplatz reservieren. Nur, eine Antwort kommt nicht zurück. Und die angekündigte Präsenz eines Hafenmeisters korrigiert ein Aushang: "Aktuell ist das Amt des Hafenmeisters nicht besetzt". Trotzdem ist der Hafen sehr schön und gastfreundlich. Sogar eine kleine Küche steht zur Verfügung. Duschen kostet 2x1€ für 6'. Mit unserem Tiefgang von 1,1 m haben wir zweieinhalb Stunden nach Hochwasser den Schwimmsteg nicht mehr erreicht.
Gefahrene Distanz: 29 km (Motor: 3362 h)
Donnerstag 15. Mai 2025, Wischhafen-Cuxhaven
In Wischhafen erreicht die Tide am Morgen etwa um 6 Uhr ihren Höchststand. Dann schliesst jeweils das Sperrwerk für drei Stunden, damit der Seitenarm der Elbe durch Spülung vom Schlamm befreit werden kann. Also timen wir unsere Abfahrt auf 05.15 Uhr. Der Himmel ist wolkenfrei, der nicht mehr ganz volle Vollmond verabschiedet sich im Westen, im Osten färbt die aufwachende Sonne den Himmel orange. Eine prächtige Kulisse für den Start in den Morgen.
Allerdings stört helles Scheinwerferlicht die Idylle. Ein riesiges Baggerschiff passiert das Sperrtor, alle Signale zeigen deshalb Doppelrot. Oh jeh, was nun? Über Funk versuchen wir das Arbeitsschiff auf diversen Kanälen zu erreichen. Keine Antwort! Man erinnert sich an den Funker-Kurs, respektive an die Möglichkeit von DSC-Anrufen. Also MMSI-Nummer des Schwimmbaggers eintippen, und einen Selektivanruf starten. Sofort meldet sich der Kapitän. Die Vorbeifahrt und die Ausfahrt in die Elbe sei kein Problem, so die gute Nachricht.
Nun geht die Sonne auf. Ein riesiges Containerschiff gleitet flussaufwärts in Richtung Hamburg. Wunderschön, ein bleibendes Bild fürs Erinnerungsalbum. Mit der ablaufenden Tide wird unsere behäbige NAJADE flink wie ein junges Reh. Und so erreichen wir Cuxhaven viel früher als geplant, und können endlich Morgenessen.
Gefahrene Distanz: 54 km (Motor: 3366 h).
Montag 19. Mai 2025, Cuxhaven-Bremerhaven
Eine Fahrt über das offene Meer ist für uns immer noch ein Abenteuer. Diesmal geht es über die Nordsee, ein Gewässer, das wir Binnenländer eher als rau und wild einschätzen. Ein mulmiges Gefühl macht sich deshalb bereit, als wir am Morgen um 8.30 in Cuxhaven die Leinen lösen. „Fahrt etwa zwei bis drei Stunden nach Hochwasser los“, hatte uns der Hafenmeister am Vorabend geraten, „dann klappt das schon.“
So ist es. Die Tide schiebt uns wie mit Rückenwind durch das schmale Fahrwasser aus der Elbemündung in Richtung Helgoland. Nach 20 Seemeilen, auf halbem Weg, verzeichnet der Tidenkalender Niedrigwasser, die Tide kippt. Ab nun rutschen wir mit der Flut Bremerhaven zu. Knapp 8 Stunden Reisezeit für etwa 50 Seemeilen, kein schlechtes Ergebnis!
Und was machte der Magen? Tja, die einen halten sich beim Abendessen beim Rotweinkonsum etwas zurück und die anderen schöpfen aus dem Vollen. Es hatte Wellen unterwegs, aber keine schlimmen, es war mehr ein stetes Schaukeln und Wiegen im angenehmen Sinn, für die einen wenigstens.
Die Einfahrt in Bremerhaven ist eindrücklicher als die Durchfahrt durch den Hamburger Hafen. Dicke Mega-Container-Riesen parken unter den Kränen, ganz nah rutschen wir daran vorbei. Im Funk hören wir Lotsen, Kapitäne und die Hafenverwaltung. Hoch spannend! Dann passieren wir die neue Schleuse und machen im neuen Hafen fest, inmitten eines neuen Stadtquartiers mit den Prachtbauten der Bremerhavener Skyline im Hintergrund.
Gefahrene Distanz: 102 km (Motor: 3375 h).
Donnerstag 22. Mai 2025, Bremerhaven-Elsfleth: Die Weser bringt uns heute weiter landeinwärts, weg von der Nordsee, und noch immer liegen grosse Frachter an den Verladekais. Vor allem Schüttgut wird verladen, aber auch Tragrohre für Windanlagen und Teile für den Flugzeuhersteller Airbus.
Der direkte Meeranschluss beeinflusst unseren Fahrplan. Die Tide spielt weiter eine wichtige Rolle. In Bremerhaven hat unser Stegnachbar, mit Heimathafen Bremen ein Kenner von Ebbe und Flut, für uns die optimalen Startzeiten ausgerechnet. Wir erhalten zwei Zettel mit allen Angaben, einen für die Abfahrt am frühen Morgen, der andere für den Start am späten Nachmittag. Wir entschädigen uns für den fachlichen Support mit frischen Brötchen für den Morgentisch.
Um 7 Uhr passieren wir die Schleuse zum Neuen Hafen. Die Weser begrüsst uns mit hohen, ruppigen Wellen. Kein Wunder, die ganze Nacht hindurch hat es in Sturmstärke aus nördlichen Richtungen geblasen. Auch heute gilt wieder eine Sturmwarnung mit Böen bis 9 bf. Uns kümmert das wenig, denn nach der ersten Biegung der Weser nehmen die Wellen deutlich ab, und auch der Wind gibt nach.
Wie vorausberechnet schiebt uns die Tide in knapp 3 Stunden nach Elsfleht. Dort biegen wir in die Hunte ein, legen am Steg beim Bahnhof an und kaufen Brötchen für das späte Frühstück. Draussen hupt es plötzlich. Gleich drei Schiffe unter Schweizer Flagge passieren uns: ZATTERA, LINNA und TARANAKI. Sie sind von Oldenburg nach Bremen unterwegs. Wir tauschen uns via Funk kurz aus und wünschen gute Fahrt.
Der Tag bringt auch schlechte Nachrichten: Erstmals seit unserem Start Anfang Mai regnet es richtig, es donnert und blitzt, und beim Anlegen holen wir uns wegen des starken Seitenwinds eine Schramme im Bug.
Hafeninfo: Die Steganlage in Elsfleth wir privat geführt. Das Liegegeld wird per Couvert in einem gelben Kasten in Stegmitte deponiert. Dort finden sich auch die Codes für den Zugang, die Dusche (2€), das WC und die Mülltonne. Für den Strombezug ist der Einwurf von 50-Cent-Münzen nötig.
Gefahrene Distanz: 34 km (Motor: 3379 h).
Freitag 23. Mai 2025, Elsfleth-Oldenburg: Die Seefahrt ist in Elsfleth im Städtchen überall präsent. Das Wahrzeichen des Hafens ist der Dreimaster „Grossherzogin Elisabeth“. Das stolze Segelschiff fährt häufig mit Ziel Nordsee aus. An Bord sind dann angehende Berufsseeleute, die an der Seefahrtsschule Elsfleth studieren. Bei der Einfahrt in die Hunte fällt an steuerbord ein Turm mit einem Rettungsboot auf. Hier üben die Studenten den Seenotfall.
Beim abendlichen Spaziergang durch die Häuserzeilen spricht uns spontan ein Einheimischer an. Er weiss viel über die Geschichte und das lokale Leben zu erzählen. Kapitäne wohnten hier, aber auch der Juwelier und Uhrmacher Gerhard Wempe, der rund um den Erdball eine Kette mit Luxusläden aufbaute.
Die heutige Törnberatung erhalten wir vom Hafenmeister des Oldenburger Yachtclubs. Er empfiehlt uns die Abfahrt so zu planen, dass wir kurz vor Mittag bei Hochwasser im Stadthafen Oldenburg ankommen. Wir hatten unseren ursprünglichen Fahrplan auf die Eisenbahnbrücke in Oldenburg ausgelegt, die bei Niedrigwasser während zwei Stunden eine Durchfahrtshöhe von >4.20 m garantiert. Das hätte einen frühmorgendlichen Start nötig gemacht.
Um 9 Uhr legen wir ab. Auf der Hunte beträgt die Höchstgeschwindigkeit 10 km/h. Gemütlich fahren wir durch eine schöne Naturlandschaft mit vielen weidenden Schafen links und rechts. Kurz vor elf Uhr kommt die Eisenbahnbrücke in Sicht. Wir nehmen via VHF-Kanal 73 Verbindung auf. Freundlich werden wir über eine kurze Wartezeit informiert. Um 11.07 Uhr fahren zwei Züge über die Brücke, unmittelbar danach schwenken die beiden Brückenhälften in die Höhe. Perfekter Service. Und genauso vorbildlich geht es im Stadthafen weiter. Ganz zuhinterst hat uns der Hafenwart auf einen freien Platz aufmerksam gemacht. Dort legen wir an. NAJADE hat nun zwei Wochen Ruhe, und wir reisen via Hamburg in die Schweiz zurück.
Hafeninfo: Beim Oldenburger Yachtclub sind wir ausserordentlich gastfreundlich aufgenommen worden. Alle Fragen konnten telefonisch geklärt werden. Wir sind überzeugt, hier lassen wir NAJADE in besten Händen zurück.
Gefahrene Distanz: 23 km (Motor: 3381 h).
INFOS PLANUNG SOMMERREISE 2025
Elwis Elbe-Lübeck-Kanal: km 29.5, 2 km nach Mölln Rtg. Lauenburg, Ufersicherung, Begegnungsverbot, 6 km/h
Routenvarianten
- Mölln-Hamburg-Cuxhaven-Nordsee-Bremerhaven-Wilhelmshaven-Emden-Friesland-Amsterdam: 652 km
- Mölln-Hamburg-Bremen-Bremerhaven-Wilhelmshaven-Amsterdam: ca. 1000 km
- Mölln-Hamburg, Cityhafen: 90 km
- Hamburg-Bremerhafen (via Nordsee): 191 km, Cuxhafen-Bremerhaven: 110 km
- Hamburg-Bremerhafen via MLK: 505 km
- Bremerhaven-Wilhelmshafen via Watt 53 km (Weser zu Berg mit ablaufendem Wasser)
- Bremerhafen-Wilhelmshafen via Fahrwasser Mellum: 88 km
- Hafen Stade
Allgemeine Infos, Nordsee
- Umfassende und aktuelle Linksammlung mit Häfen und Infos
- Wattenschipper
- Landesverband Motorbootsport Niedersachsen (Karten und Revierinfos)
- Planungschat Boote Forum
Infos Bremerhafen-Wilhelmshafen
- Hoher Weg, durchs Watt 1
- Hoher Weg, durchs Watt 2
- Wattsegler
- Videos von Julian Buss über das Wattfahren zwischen Cuxhaven und Wangeroge
- Juni 2023, Bericht ostfriesisches Wattenmeer
- Boote Forum, Inseln im Watt
- Das Buch dazu: Das Rätsel der Sandbank, von Erskine Childers
App für die Navigation in Tidengewässern
Friesland
Deutsche Übersetzung BRP (Binnenschifffahrtsreglement Neiderlande)