Die Saison 2024 ist vorbei. NAJADE steht seit Oktober wieder in der Winterlagerhalle in Mölln am Elbe-Lübeck-Kanal. Zum zweiten Mal pausiert das Schiff hier. Zwischen April und September 2024 erlebten wir auf unserer Rundreise von Mölln nach Mölln eine wunderschöne und weitgehend pannenfreie Zeit. Hier das Tagebuch mit den Eckpunkten Nord-Ostsee-Kanal, dänische Südsee, Kopenhagen und Südschweden.
Das Winterlager in Mölln war ein guter Entscheid (Davidswerft). Weder das Jahrhundert-Hochwasser in der westlichen Ostsee im Oktober 2023 noch die diversen Stürme bereiten uns Sorgen. Wir können gut schlafen, denn NAJADE steht auf dem Trockenen in einer Halle.
Auch in diesem Sommer werden wir in Etappen reisen und zwischendurch ab und zu nach Hause zurückkehren. Die erste Etappe ist bereits fixiert. Am 10. April hebt der Kran NAJADE zurück ins Wasser. Die Reise beginnt. Wir steuern Hamburg und den Nord-Ostsee-Kanal an.
Mittwoch 10. April 2024, Mölln-Güster: Am Sonntag sind wir mit dem Auto nach Mölln angereist. 950 km Autobahn, bei besten Bedingungen, schönes Wetter, keine Staus, einfach nordwärts. Ursprünglich wollten wir eine Woche früher starten, mit dem Plan, NAJADE's Oberteil neu zu malen. Für die Schleifarbeiten hätten wir ein Zelt um das Schiff bauen müssen, und Miet-Schleifmaschinen mit Absaugeinrichtung einsetzen, und, und, irgendwie wurde das zu kompliziert und auch das Wetter passte nicht.
Am Sonntag beziehen wir in der Pension Waldlust Quartier (40€/Person, mit Frühstück), einem stimmungsvollen, aber nicht mehr ganz taufrischen Hotel. Die Altstadt von Mölln zeigt sich immer noch im gleichen Zustand wie ein halbes Jahr zuvor im Oktober. Eine Grossbaustelle dominiert die Hauptgasse. Der erste Stopp führt zur Halle 12, dem Winterquartier von NAJADE. Alles sieht ok aus, ein wenig verstaubt zwar, aber trocken und unbeschädigt. Das Unterwasserschiff ist von der Davidswerft neu gestrichen worden, inklusive der Montage von neuen Zink-Anoden (passend für Brackwasser und Salzwasser).
Montag und Dienstag arbeiten wir am Schiff. Ein paar Rostflecken müssen weg, wir machen Kosmetik mit Schleifen und Pinseln. Unser Hauptaugenmerk gilt dem Einbau des neuen Echlotgebers (Garmin GT23M-TH). Das Teil passt auf Anhieb in die vorhandenen Löcher und Bohrungen, mit Sikaflex wird der Geber abgedichtet und geklebt, das ging aber schnell. Doch die Freude währt nur kurz. Der Geber weist einen 8-Pin-Stecker auf, unser GPSMap-Plotter hingegen offeriert einzig einen 12-Pin-Anschluss. Wir fluchen ein wenig, denn den neuen Geber haben wir an der BOOT 24 in Düsseldorf am Garmin-Messestand bestellt, mit dem Hinweis, dass ein 12-Pin-Stecker Pflicht ist. Nun wird ein Adapterkabel benötigt. Das bestellen wir bei SVB mit der Lieferadresse City-Marina Hamburg.
Am Dienstagnachmittag verlässt NAJADE frisch geputzt das Winterquartier. Mit Traktor und hydraulischem Hebewagen geht's in den nahen Hafen. Am Abend feiern wir den gelungenen Abschluss der Vorbereitungsarbeiten in der Pizzeria Pietro Nr 2 am Seegarten, zusammen mit Franziska und Peter, unseren Bekannten aus Lübeck, die dort das Fundus-Theater betreiben.
In der Nacht zum Mittwoch regnet es, und die Temperaturen sinken in den Keller. Das sind ja tolle Bedingungen zum Einwassern! Im Hafen fegt ein frostiger Wind über das Wasser. Der Vierachser-Teleskopkran steht bereit, und das Team der Davidswerft daneben. Zwei Hebegurten legen sich um den Rumpf, und unspektakulär wird NAJADE ins Wasser gesetzt.
Wir sind gespannt, ob die Maschine anläuft. 20" vorglühen, und schon schnurrt der 6-Zylinder-Volvo-Penta los. Wir legen ab und biegen in den Elbe-Lübeck-Kanal in Richtung Elbe/Hamburg ein. Unser Tagesziel befindet sich mit dem Sportboothafen im Prüsssee in Güster.
Der Prüsssee ist recht gross und sehr naturnah. Ab und zu zeigen sich Wohnwagen am Ufer, rundum befindet sich ein riesiger Campinplatz mit festen und weniger festen Bauten. Wir rufen das Hafenmeisterbüro an und erkundigen uns nach einem passenden Liegeplatz. Nur einige Boxen sind besetzt, doch die geringe Wassertiefe lässt nicht überall ein Zufahrt zu. Sicherheitshalber gehen wir längs am ersten Steg, der backbord vor der eigentlichen Marina-Zufahrt auftaucht. Das Wasser ist klar, man sieht auf den schlammigen Grund. Wir schätzen die Wassertiefe auf max. 1,5 m, Bugstrahler und Propeller wirbeln Dreck auf.
Strom und Wasser sind vorhanden. Am nördlichen Ufer der Hafenbucht weisen einige Boxen genug Wassertiefe auf, beim Badebereich am Ostende hingegen ist es untief (Mauer mit Pollern und Stromsäulen).
Die Hafenbucht wird durch das Restaurant Seepavillon abgeschlossen. Die Wirtin freut sich über den Besuch, wir sind die einzigen Gäste. Zum Apéro kredenzen wir einen Weisswein, und buchen den Tisch gleich für das Abendessen. Die Reservation wäre nicht nötig gewesen. Wir sind wiederum allein im Lokal.
Gefahrene Distanz: 13 Kilometer (Motor: 3147 h).
Donnerstag 11. April 2024, Güster-Lauenburg: Der Sportboothafen in Güster ist Teil eines riesigen Campingplatzes. Das 22 ha grosse Gelände inklusive See befindet sich in Privatbesitz. Nach dem Anlegen haben wir an der Kasse des Campingplatzes eingecheckt. Die Liegegebühren betrugen 20 € plus 20 € Depot für den Schlüssel zum einzigen aktiven WC/Dusche-Raum. Alles ok? Nein, ganz und gar nicht.
Am Morgen klopft eine streng auftretende Dame bei NAJADE an und will den Beleg für die Liegegebühren sehen. Im Gespräch stellt es sich heraus, dass die resolute Kontrolleurin die Frau des Besitzers ist. Sie macht einen leicht angespannten Eindruck, weil wir offenbar zuwenig bezahlt haben, respektive nur für zwei statt für vier Besatzungsmitglieder Gebühren enrichteten. Aha! Wir fühlen uns unschuldid, den beim Einchecken wurde nicht nach den an Bord anwesenden Personen gefragt. Wir bringen einen anderen Punkt in die Diskussion ein: Die Dusche liefert nur kaltes Wasser. Aha, sagt jetzt die Dame, tja, wenn das so sei, dann sei keine Nachgebühr fällig. Wir plaudern noch ein wenig und erfahren vieles über das private Naturschutzgebiet. Der See wird direkt mit sauberem Grundwasser versorgt, bestes Badewasser also. Am Boden leben grosse Teichmuscheln, und Krebse. Hier sei die Natur noch intakt, erklärt die Frau, aber man müsse konsequent aufpassen, dass es so bleibe. Ihren Wohnsitz hat das Besitzerpaar übrigens in Brunnen am Vierwaldstättersee.
Gegen Mittag lässt der Regen nach, Leinen los. NAJADE nimmt die letzten Kilometer des Elbe-Lübeck-Kanals ins Angriff. Schiffe sind keine unterwegs. Mit einer Ausnahme, der BRÜCKENKIECKER steht im Einsatz. Die Anwesenheit des Brücken-Arbeitsschiffes mit seiner Hubplattform war via ELWIS angekündigt worden, mit dem Hinweis, eine Vorbeifahrt am Schiff auf Funkkanal 10 abzusprechen. So machen wir es. Der Kapitän winkt, und wir winken zurück. Die beiden Schleusen Witzeese und Lauenburg schliessen die Kanalpassage ab. Wir erreichen die Elbe.
Für die Übernachtung wählen wir den Skippertreff Yachthafen Lauenburg. Die Hafenmeisterin lotst uns per Telefon an den Steg. Die Dame führt den Hafen in Alleinregie, was ihr auch schon einen Auftritt in einer TV-Doku eingebracht hat. Der Hafen ist durchaus in Ordnung, vor allem wegen seiner Nähe zu Altstadt Lauenburg. Die Liegegebühr sind eher tief, dafür kommt man mit einer schwachen Blase an die Kasse. Jede Türöfnnung des Sanitärtrakts kostet 50 Cents. Auch die Bezahl-Duschen befinden sich hinter dieser Bezahlschranke. Für 4'-Minuten Wasserberieselung ist zusätzlich eine 1€-Münze fällig.
Ein Spaziergang durch die Altstadt ist Pflicht: Historische Riegelhäuser säumen die gepflästerten Gassen, das Rad der Zeit dreht sich zurück. An jedem Haus erzählt eine Infotafel die Geschichte der Liegenschaft. So erfahren wir, dass wir mit der Passage des Elbe-Lübeck-Kanals sechs ganze seltene Schleusensysteme erlebt haben. Nur an zwei weiteren Standorten, in Berlin und ennet dem Atlantik in Kanada, gibt es ähnliche Kosntruktionen. Erfunden hat sie Ludwig Hotopp. Das besondere der Hotopp-Schleusen ist ihre Energieversorgung. Sie arbeiten völlig autark ohne Elektrizität, Pumpen oder fremdgetriebene Hydraulik-Komponenten. Wir das funktioniert, ist hier im Detail nachzulesen.
Gefahrene Distanz: 24 km, inkl. 2 Schleusen (Motor: 3150 h).
Freitag 12. April 2024, Lauenburg-Hamburg: Die Elbe bringt recht viel Wasser, kein Vergleich mit dem vergangenen Sommer. Damals meldete Dömitz einen Pegel von weniger als 80 cm, jetzt sind es knapp 2 Meter. Ausser NAJADE ist kein Schiff unterwegs. In Geesthacht fahren wir auf die letzte Schleuse vor Hamburg und der Nordsee zu. Der Schleusenmeister erkundigt sich, ob wir zum erstenmal hier seien. Dann erklärt er freundlich das kommende Manöver. Alle Sportboote müssen am Sportbootanleger am linken Flussufer festmachen, auch dann, wenn die Signale Grün anzeigen. Die Einfahrt in die Kammer ist erst erlaubt, wenn die entsprechende Aufforderung per Lautsprecher erfolgt. Zwei Eiltanker schieben sich an uns vorbei, dahinter dürfen wir mit in die Schleuse.
Die Elbe schiebt uns zügig Richtung Hamburg. Zuerst taucht der Fernsehturm auf, dann grosse Industriebauten und schliesslich das Zackendach der Elbphilharmonie. Wow, die Kulisse ist eindrücklich, und wir freuen uns. Rheinfelden-Hamburg ist geschafft. Nach der Passage der Elbbrücken rufen wir wie tags zuvor vereinbart im City-Sporthafen an. Der Hafenmeister hat für uns direkt hinter dem roten Feuerschiff LV13 einen Liegeplatz reserviert. Er nimmt die Leinen entgegen, hilft mit Rat und Tat beim Festmachen und gibt Tipps über die Highlights von Hamburg. Am Flaggenmast flattert die Schweizer Fahne, was für ein Empfang!
Einziges Handicap des zentralen Yachthafens in unmittelbarer Nähe von Landungsbrücken und Elbphilharmonie ist der Schwell der pausenlos verbeirauschenden Hafenbarkassen auf ihren Rundfahrten. Es schaukelt ein wenig, auch in der Nacht, die Fender und Festmacher knarren. Gegen die hellen Scheinwerfer am Steg helfen die Fensterabdeckungen. Die Sanitäranlagen befinden sich in zwei Containern, sie sind zweckmässig, und da wir fast die einzigen Gäste sind, gibt es keinen Dichtestress.
Die diversen KI-Tools im Netz verleiten zu Spielereien. Hier ein Video, das zeigt, wie sich die künstliche Intelligenz eine stürmische Einfahrt in Hamburg vorstellt: Sturm in Hamburg
Gefahrene Distanz: 54 km, inkl. 1 Schleuse (Motor: 3155 h)
Dienstag 16. April 2024, Hamburg-Wedel: Wettermässig boten die vier Tage in Hamburg alles von frühsommerlicher Sonne bis hin zu kalten Sturmböen mit Regen, Aprilwetter eben. Besucht haben wir die Elbphilharmonie-Plaza (Ticket kostenlos), das Miniaturwunderland (lohnt sich), den Elbtunnel (zu Fuss oder mit dem Velo durchqueren), den Fischmarkt (Pflichtprogramm am Sonntag), den Cruise-Terminal mit der MSC Euribia (lange Wanderung durch den Hafen und zurück mit dem Taxi) und selbstverständlich die Reeperbahn (nicht mehr so spektakulär wie früher, man wird älter...). Auch eine Hafenrundfahrt absolvierten wir, bei sehr ruppigen Bedingungen. Die Wellen überrollten den Bug der Barkasse mehrmals, booahh, was, wenn NAJADE hier bei diesem Seegang durch muss????
Technisch erhält NAJADE am Montag den letzten Schliff. Das bei SVB bestellte Adapterkabel für den Echolotgeber trifft zwar bei der Lieferadresse City-Sporthafen nicht ein, da die Paket-Boten nicht wissen, dass sich ein Hafen auf dem Wasser befindet und nicht an einer Strasse. Via UPS-Hotline können wir einen Abholtermin vor Ort im Depot Hamburg vereinbaren. Dieses befindet sich in einem Industriegebiet am Stadtrand. Welch Zufall, nur eine Strasse weiter hat auch unser Funkgerätehersteller Standard-Horizon Europe den Hauptsitz. Dort holen wir ein zusätzliches Verbindungskabel für das externe Bedienteil RAM4 ab. Dieses war im Winter aus Kulanz kostenlos ersetzt worden, erneuert wird jetzt die auch Kabelverbindung. Nun funktioniert alles bestens, wir sind somit definitiv für die Weiterfahrt bereit.
Der Polizeibesuch war nicht das einzige Negativerlebnis vom Tag. Das Wetter macht mehr Sorgen. Es regnet und regnet. Bei Sonnenschein sind wir gestern in Wedel angekommen, NAJADE empfing uns in Topform, alles an Bord funktionierte auf Anhieb. Aber am Morgen um sechs Uhr setzte der Regen ein, und jetzt im Hafen von Glückstadt regnet es immer noch. Was macht man an einem Schlechtwettertag? Ja, man bastelt. Unser wassergekühltes Wellenlager schleudert ab und zu ein paar Tropfen Rostwasser durch den Motorraum. Jetzt vermindert eine Selfmadeabdeckung mit einem Stück Blache die Sauerei.
Die Einfahrt in den Binnenhafen Glückstadt (Infos von blauwasser.de) ist nur in einem Zwei-Stunden-Zeitfenster vor dem Tiden-Höchststand möglich. Dann öffnet sich das Sperrtor. Im Aussenhafen gibt es Warte- und Übernachtungsplätze entweder längs am Quai an Backbord oder an Schwimmstegen an Steuerbord. Im Innenhafen stehen diverse Anlegeoptionen offen. Wir versuchen es in einer der freien Boxen der Seglervereinigung Glücksstadt direkt vor dem Haus zur Alten Mühle (links nach dem Sperrtor), wo sich das Büro des Hafenmeisters und die Sanitäranlagen befinden (und nicht zu vergessen das gastliche Restaurant "Zur alten Mühle"). Wir vertäuen NAJADE an zwei Heckdalben und doppelt am Bug. Da öffnet sich ein Fenster und ein Mann meint: "Hier ist das Anlegen wegen einer Baustelle nicht möglich". Weiter landweinwärts seien Liegeplätze verfügbar. Folgsam parken wir um und gehen in der letzten frein Lücke längs an den Quai vor dem Städchen.
Der Hafenmeister öffnet ab 17 Uhr sein Büro und entschuldigt sich für das schlechte Wetter, da es wieder einmal recht heftig regnet. Der Zugang zu WC und Dusche ist per Code möglich. Die Hafeninfrastruktur ist recht angenehm, mit sauberen Sanitäranlagen. Vorsicht: Wenn man am Quai festmacht (und nicht an einem Schwimmsteg), dann dürfen die Festmacher nicht zu dicht genommen werden, da manchmal der Pegel plötzlich um +- 30 cm schwanken kann. Das Städtchen Glückstadt lädt zum Spazieren und Einkaufen auf. Schmale Gassen führen sternförmig zum Hauptplatz. Wenn die Sonne scheint, kommt man nicht weit, etliche Garten- und Strandbeizen laden zum Apéro ein.
Aus dem Heimaturlaub sind wir nach Hamburg geflogen, für einen sagenhaft günstigen Preis mit Easyjet ab Basel. Ab Flughafen führt die S-Bahn S1 direkt nach Wedel. Dann braucht man ein Taxi für die letzte Etappe zum Yachthafen. Das Fliegen führt im Endeffekt jedoch nicht zu einem gewaltigen Zeitvorsprung. Am Morgen sind wir kurz vor elf Uhr in den Zug eingestigen, in Wedel setzten wir uns um 18 Uhr in ein Bistro.
Gefahrene Distanz: 38 km (Motor: 3163 h).
Donnerstag 23. Mai 2024, Glückstadt-Brunsbüttel: Den Abfahrtstermin in Glückstadt gibt das Sperrtor vor. Es öffnet sich zwei Stunden vor dem Hochwasser und schliesst sich mit dem Kippen der Tide. Heute geht das Tor um 14.15 Uhr auf. Das ermöglicht uns einen weiteren ausgiebigen Spaziergang durch das schöne Städtchen.
Die Weiterfahrt elbeabwärts hält heute keine Überraschungen bereit. Der Fluss wird immer breiter, und die diesige Sicht vermittelt einem das Gefühl, man sei bereits auf der Nordsee angekommen. In Brunsbüttel führen vier Schleusenkammern in den Nord-Ostsee-Kanal. In den beiden kleinen, südlichen Kammern fahren die Sportboote mit. Der Ablauf der Schleusung ist in vielen Berichten dokumentiert. Wir haben alles gelesen, und es tönt ein wenig kompliziert. So sind wir bei der Annäherung an die Einfahrt in den NOK ein wenig angespannt. Doch die Aufregung ist vergebens.
Wir drehen im Wartebereich für Sportboote am Nordufer der Elbe eine Runde und studieren die diversen Lichter an den Signalmasten. Rot blinkt, Weiss blinkt, was nun? Da meldet sich der Schleusenmeister im Funk: "Das Sportboot in der Elbe kann in die kleine Kammer einfahren". Ganz allein absolvieren wir die Schleusung stressfrei in der riesigen Kammer. Der Begriff Schleusen ist fast fehl am Platz. Es geht nur ein paar Zentimeter nach unten. Angelegt wird an schwimmenden Stegen aus Holzbalken. Die Fender müssen bis aufs Wasser abgesenkt werden.
Zum Anlegeschluck gibt's grosse Schiffe. Wir sind in Brunsbüttel im Nord-Ostsee-Kanal angekommen und haben nach dem Passieren der Schleuse gleich im Stadthafen gegenüber parkiert. Nun fahren direkt neben uns die Frachter in der grossen Schleusenkammer ein und aus. Wer die Seefahrt liebt, der kommt hier voll auf seine Rechnung, Tag und Nacht, während 24 Stunden. Aber Vorsicht, der Lärm ist auch imposant, und die Luft ist ein wenig russig.
Brunsbüttel bietet als Sehenswürdigkeit nicht sehr viel. Der Spaziergang durch das am Abend menschenleere Städtchen ist trotzdem interessant. Beim Aussenhafen machen wir kehrt. Die dortigen Stege wären die Alternative, wenn man es nicht mehr durch die Schleuse schafft. Vorsicht, fasst alle Liegeplätze fallen bei Ebbe trocken, der Untergrund ist schlammig und weich.
Hafeninfo: Der Hafenmeister kommt zwischen 18 und 20 Uhr zum Boot und kassiert das Liegegeld. Strom ist vorhanden, je nach Liegeplatz ist ein Verlängerungskabel nötig. Die Duschen und Toiletten befinden sich hinter der Touristinformation (Türöffnung mit Code). In den grosszügigen Einzelkabinen hat es sowohl ein WC wie auch eine Dusche, in der ersten Kabine sogar eine Doppeldusche..
Gefahrene Distanz: 24 km, inkl. 1 Schleuse (Motor: 3166 h).
Freitag 24. Mai 2024, Brunsbüttel-Schleuse Gieselau: Nach dem geschäftigen Hafenbetrieb gestern in Brunsbüttel haben wir uns für heute ein einsames und ruhiges Plätzchen gesucht. Wir liegen zuerst ganz allein vor der Schleuse Gieselau in einem Seitenarm des Nord-Ostsee-Kanals. Doch die Idylle trügt. Nach und nach kommen weitere Schiffe an, das mit dem stillen Abend im Grünen wird wohl nichts. Ein weiterer Minuspunkt: Auf einem Feld in der Nähe bringt ein Bauer Gülle aus, was man gut riechen kann. Wir sinde eben echt auf dem Land.
Wir spazieren deshalb nach Oldenbüttel. Das Dorf liegt auf dem gegenüberliegenden NOK-Ufer, die Fähre ist kostenlos und fährt rundum die Uhr. Wir können uns somit für den Heimweg Zeit lassen. Ein paar Bierchen und Fischbrötchen später kehren wir zurück. Nun sind fast alle Liegeplätze belegt, von wegen einsamer Nacht....
Was haben wir heute gelernt: Auf dem NOK regeln in den Ausweichstellen, den sogenannten Weichen, Lichtmasten mit roten und weissen Blinklichtern den Schiffsverkehr. Meisten leuchten ein oder zwei rote Signale, was die Weiterfahrt für bestimmte Schiffskategorien verbietet. Wir üben uns in gut-schweizerischer Zurückhaltung und legen hinter einem in einer Ausweichstelle wartenden Frachter-Konvoi einen Stopp ein. Hoch oben auf der Brücke des letzten Schiffs winkt uns der Kapitän heran, dann steigt er aufs Deck hinab. Wir dürften überholen, erklärt er, für Sportboote sei nur eine einzige Signalkombination mit drei roten Blinkern relevant. Das bedeute Vollsperrung und somit das Ende der Weiterfahrt für alle Wasserfahrzeuge. Wir bedanken uns für den Tipp und reisen nun ein wenig entspannter in Richtung Kiel.
Gefahrene Distanz: 40 km, (Motor: 3171 h).
Samstag 25. Mai 2024, Schleuse Gieselau-Rendsburg: Die Naxcht vor der Schleuse Gieselau war sehr ruhig. Nur ab und zu knarrten die Fender und Festmacher, wenn ein im Kanal vorbeifahrender Frachter das Wasser aus dem Schleusenkanal saugt. Am Morgen wecken uns die Sonne und der Ruf eines Kuckucks. Wir tischen zum Morgenessen auf und nehmen es gemütlich. Die meisten anderen Schiffe sind schon weg. Bei der Einfahrt in den NOK warten wir einen ostwärts fahrenden Kaonivoi ab und reihen uns hinter dem letzten Frachter ein. doch die präventive Fahrweise bringt nicht viel. Nach dem Wechsel des Lotsen in der Weiche Breiholz hält der Konvoi an. Wir stützen uns auf das gestern Gelernte - "nur drei rote blinkende Lichter sind für Sportboote relevant" - und überholen die fünf Frachtschiffe.
Die Rendsburger Eisenbahnbrücke mit der Schwebefähre ist das Wahrzeichen des Nord-Ostsee-Kanals. Die Schwebebahn trägt ein paar Autos und viele Radler über das Wasser, spektakulär. Wenig später folgt am rechten Ufer eine Halle der Lürssen-Werft, Zeit um nach backbord in die Ober-Eider einzubiegen. Der Yachthafen des Rendsburgers Regattaverein befindet sich ganz am Ende der Bucht, nahe von Bahnhof und Altstadt. Viele Gastplätze sind frei. Wir legen uns vorwärts zwischen die Dalben an den Steg.
Draussen in der Bucht drehen Rennboote ihre Runden, vermutlich eine aussterbende Gattung des Wassermotorsports. Der Lärm ist beachtlich, die Geschwindigkeit beeindruckend und die Boxengasse hoch spannend. Weniger attraktiv ist das Städtchen Rendsburg. Irgendwie haben die Planer den Spagat zwischen dem Erhalten von historischer Bausubstanz und dem Einfügen von Neuem nicht ganz geschafft.
Hsfeninfo: Ruhige Liegeplätze zwischen Dalben, Wasser und Strom am Steg, grosszügig dimensionierte WC- und Duschräume, freundliche Hafenmeisterin. Zur Hafenanlage gehört das Restaurat "Riverside" mit einer netten Menükarte.
Gefahrene Distanz: 29 km, (Motor: 3174 h).
Sonntag 26. Mai 2024, Rendsburg-Kiel Dürsternbrook: Es regnet wieder mal. Im NOK fahren wir in der Ausweichstelle auf mehrere wartende Frachter auf. Da nur zwei rote und ein weisses Licht blinken - und nicht drei rote - überholen wir keck. Der Auslöser für den Einbahnverkehr kommt uns wenig später entgegen: ein riesiges Baggerschiff, das fast die gesamte Kanalbreite beansprucht.
Zurück in der Ostsee, die Schleuse Kiel-Holtenau macht uns die Ausfahrt aus dem Nord-Ostsee-Kanal einfach. Weit und breit ist kein Frachter in Sicht, wir legen kurz am Wartesteg am linken Ufer an, der Schleusenmeister informiert via Kiel-Kanal 4 (VHF 12) die wartenden Sportboote, das weisse Licht beginnt zu blinken und schon können wir einfahren. Festgemacht wird an schwimmenden Holzplattformen (link oder rechts), die Fender gehören ganz nach unten schwimmend auf dem Wasser. Der Hub ist kaum spürbar, etwa 20 cm schweben nach oben. Unmittelbar hinter dem Schleusentor wartet die Kieler Förde. Ab nun ist wieder mit Seegang zu rechnen. NAJADE beginnt leicht zu schaukeln. Die Segler, die mit uns in der Schleuse waren, biegen links ab, in Richtung Dänemark. Wir steuen nach rechts mit dem Ziel Kiel. Die erste grosse Fähre kommt uns entgegen: Ein Color-Line-Schiff mit Destination Oslo.
Nun liegen wir für drei Tage im Sportboothafen Dürsternbrook. Drei Hafenbecken stehen zur Wahl. Zuerst passieren wir den Millionärshafen. Hier dürfen nur grosse Schiffe rein (ab 15 Meter Lönge). Für uns passt das nächste Becken, direkt beim Büro des Hafenmeisters. Hier kann man längs anlegen und sich nach einem freien Leigeplatz erkundigen. Oder man macht es wie wir: Wir steuern gleich eine Box mit einem grünen "Frei"-Schild an. NAJADE wird durch die Dalben gezirkelt, alles passt, nur das grüne Schild nicht. Dort ist hingekritzelt, dass die Box nur bis heute Mittag frei ist. Der Hafenmeister gibt sich sehr freundlich und weist uns einen richtig freien Platz zu. Das heisst umparkieren, doch auch diesemal klappt das Anlegen perfekt.
Von hier sind es etwa eine halbe Stunde zu Fuss in die Kieler Altstadt. Weil Sonntag ist spaziert die ganze Stadt auf der Kieler Linie, das ist die kilometerlange Strandpromenade. Nur das Wetter ist nicht so sonntäglich. Ein Gewitter rollt heran. Regen setzt ein, wie am Morgen beim Auslaufen in Rendsburg.
Hafeninfo: Der Sportboothafen Dürsternbrook (Olympiahafen aus dem Jahre 1936) ist meistens gut belegt, vor allem durch Segler. Direkt vor dem Hafenmeisterbüro kann man längs anlegen, und auch dort bleiben. Für die Duschen und Waschmaschinen gibt es beim Hafenmeister Jetons.
Gefahrene Distanz: 39 km, inkl. 1 Schleuse (Motor: 3179 h).
Mittwoch 29. Mai 2024, Kiel-Kappeln (Schlei): Rundherum kein Land in Sicht, Himmel hellgrau, See dunkelgrau, von Morgen bis Nachmittag einfach nur grau. Die Fahrt von Kiel in die Schlei führt ins Nichts, die Sicht ist miserabel und das Wetter auch. Der Seegang trägt noch das Tüpfelchen auf das i für einen Tag zum Vergessen bei: Obwohl die Wellen nicht allzu gross von hinten heranrollen, geigt NAJADE hin und her, die Crew verkrümmelt sich in den Kojen, der Steuermann harrt aus. Und es wird noch schlimmer. Exakt bei der Ankunft in Kappeln an der Schlei zieht eine Gewitterfront vorbei, mit Starkwind und Starkregen.
Und jetzt? Am Himmel zeigen sich die ersten Lücken in der Regenwolkendecke, ja, sogar ein blauer Schimmer wird sichtbar, und die Landschaft rundherum nimmt Farbe an. Verdeck und Schiff trocknen ab, und wir bewegen uns Richtung Städtchen. Dieses soll recht schön sein, und dank Internet wissen unsere Damen bereits im Voraus, an welcher Ecke was im Schaufenster betrachtet werden muss. Wir Männer rätseln über die Apéro-Getränkewahl: heisser Grogg oder kühles Blondes? Nein, das Heissgetränk fällt aus dem Rennen. Wir schreiben den 30. Mai, und das bedeutet ja eigentlich schon fast Sommer. Prost!
Die Navigation durch die Kieler Bucht benötigt Aufmerksamkeit. Hier befinden sich militärische Übungsplätze mit Sperrzonen, die durch gelbe Bojen markiert sind. Marineboote sind allgegenwärtig und kontrollieren den Schiffsverkehr mit Radar und AIS-Tracking. Je nach Kartenmaterial sind andere Übungszonen verzeichnet. So meldet der Garmin-Plotter ein rot markiertes Schiessgebiet an einer Stelle, wo die Navionics-Karten auf dem Smartphone freie Fahrt signalisieren. Die einheimschen Segler sind nur bedingt eine Orientierungshilfe, das sie relativ freizügig kreuz und quer durch die Sperrgebiete fahren.
Hafeninfo: In Kappeln reihen sich unterhalb der Klappbrücke die Anlegemöglichkeiten an Steuerbord hintereinander auf. Die Werften der Marina sind tendenziell eher stark belegt. Wir finden eine freie Box mit grünem Täfelchen bei Anker Yachting. Der Platz ist ruhig, das Inkasso des Liegegeld erfolgt via Automat. Dieser spuckt eine Chipkarte mit dem Guthaben für Strom, Toiletten und Duschen aus. Alles nicht schlecht. Weiter schleiaufwärts finden sich mehr freie Liegeplätze am Quai nach dem Fischerhafen. Dort liegt man direkt an der Spaziermeile, die tagsüber ein grosses Besucheraufkommen verzeichnet.
Gefahrene Distanz: 49 km (Motor: 3184 h).
Donnerstag 30. Mai 2024, Kappeln-Norderhaken (Schlei, Ankerbucht östlich Lindaunis): Das gestrige Schimpfen über das Wetter hat Wirkung gezeigt. Seit sechs Stunden scheint die Sonne. Das ist auf unserer Reise in diesem Jahr schon fast Rekord...
Nein, man soll nicht Jammern, sondern geniessen. Eine Fahrstunde ab Kappeln haben wir östlich von Lindaunis in einer Bucht der Schlei Anker geworfen. Es ist wunderschön hier. Sattgrüne Wiesen und Felder am Ufer, dazwischen Baumgruppen und ab und zu ein Häuschen oder ein Bauernhof mit einem Strohdach, Schleswig-Holstein zeigt sich als Ferienregion von der besten Seite. Das gilt auch für Kappeln. Am Morgen sind wir ausgiebig durch die Gassen gebummelt. Die Läden bieten mehr als der übliche Mix, auch Kunsthandwerk findet sich in den Auslagen. Strassencafés laden zum Sitzen ein. Die Häuser sind herausgeputzt.
Zum schönen Wetter passen die guten Informationen, die wir von der deutschen Generalzolldirektion per Mail erhalten haben. Wir haben uns vor einigen Tagen erkundigt, was wir als Eigner eines Schiffes unter Schweizer Flagge zu tun haben, wenn der Ablauf der 18-Monate-Frist ansteht. Ich weiss, das ist eine oft heiss und kontrovers diskutierte Frage am Stammtisch in den Bootsvereinen, und ich möchte die Debatte nicht zusätzlich befeuern.
Aber die Antwort aus der obersten Zoll-Etage überrascht: "Grundsätzlich ist es so, dass sich die 18-monatige Verwendungsfrist für die Nutzung des Bootes in der abgabenfreien vorübergehenden Verwendung mit jeder Ausfahrt / Einfahrt in / aus internationale(n) Gewässern (12 Meilen Seezone) wieder von vorn verlängert. Wenn Sie dies durch ihre Bordbücher, Navigation oder Belege von Anlaufen / Aufenthalten außerhalb des Zollgebietes (z.B. Helgoland, Norwegen, etc.) belegen können, haben Sie im Grunde nichts zu veranlassen und können beruhigt überwintern." Das heisst ja nichts anderes, als dass wir bei unserer Rückfahrt aus Dänemark oder Schweden im Herbst nach Lübbeck einen kurzen Abstecher nach ausserhalb der 12-Meilen-Zone absolvieren müssen, um dann weitere 18 Monate unbeschwert auf EU-Gewässern reisen zu können. Das sind doch sehr gute Neuigkeiten. Auch zum Plan B, dem Verzollen, traf eine Antwort ein. Diese ist allerdings nicht so einfach zu verstehen. Hier kann man alles nachlesen.
Hafeninfo: Die doppelte Klappbrücke in Kappeln öffnet sich jeweils um xx.40 Uhr. Ein weisses Licht über Doppelrot zeigt an, dass der Brückenmeister Dienst leistet. Er sieht wartende Boot vom Kommandoraum aus, eine Anmeldung ist nicht nötig.
Gefahrene Distanz: 10 km (Motor: 3186 h).
Freitag 31. Mai 2024, Norderhaken-Schleswig, Stadthafen: Die Anfahrt zum Stadthafen Schleswig kann man nicht verfehlen. Der Dom zeigt von Weitem, wo sich die Marina befindet. Doch so einfach geht es nicht. Das betonte Fahrwasser schlägt Haken wie ein flüchtender Feldhase. Doch dann ist man endlich am Ziel, hat eine freie, grün markierte Liegebox (zwischen Dalben) gefunden und möchte beim Hafenmeister das Liegegeld bezahlen. Doch dieser ist nur von 8 bis 11 Uhr am Morgen im Büro.
Für diesen, nicht ungewöhnlichen, Fall hat der Stadthafen vorgesorgt. Im benachbarten Hafencafé erhält man gegen 20€ Depot einen Zugangschip zum Sanitärgebäude. Dahinter verbergen sich die vielleicht schönsten Hafen-WC-Anlagen von Westeuropa und Umgebung. Das ist jetzt ein wenig übertrieben, aber in punkto Sauberkeit erhält der Stadthafen Bestnoten.
Die Nacht in der Ankerbucht Norderhaken war ruhig und verwöhnte uns mit einem farbenprächtigen Sonnenuntergang. Nach Mitternacht setzte Regen ein, und bis am Morgen blieb es so. Wir entschieden uns deshalb für ein gemähliches Tempo und steuerten als erstes das nahe Sieseby an. Die handvoll Strohdachhäuser ist als Ganzes denkmalgeschützt, der Spaziergang durch die sandigen Strassen und den verwunschenen Friedhof lohnt sich. Es gibt allerdings keinen vernünftigen Anleger. Ein neuer Steg ist im Bau, das Kopfende ist für die Ausflugsschiffe reserviert. Wir dürfen dort für zwei Stunden anbinden. Die Bauarbeiter vor Ort haben nichts dagegen.
Das nächste Hindernis ist die Brücke von Lindaunis. Sie wird neu gebaut. Ein verschiebbarer Fussgängersteg blockiert die Durchfahrt (3,8 M Durchfahrtshöhe). Eine Leuchtschrift am Brückenturm informiert über die Brückenöffnung. Von 10.30 bis 17.30 Uhr geht die Brücke stündlich auf. Die Durchfahrt erfolgt im Einbahnverkehr. Zuerst haben die Schiffe in Richtung Kappeln 10 Minuten grün, dann sollte die Fahrtrichtung wechseln. Für uns bleibt es aber bei Doppelrot. Wir fahren trotzdem los, was der Brückenmeister mit einem zustimmenden "Moin" quittiert.
In Schleswig bleiben wir bis Sonntag. Die Stadt ist sehr schön, und in der Umgebung finden sich diverse Ziele für Velotouren.
Gefahrene Distanz: 24 km (Motor: 3190 h).
Sonntag 2. Juni 2024, Schleswig-Kappeln: Der Besuch von Schleswig führt über eine Einbahnstrasse. Somit fahren wir heute auf derselben Route wie am Freitag schleiabwärts nach Kappeln zurück. Das ist überhaupt nicht langweilig. Man sieht Dinge, die man sonst nicht gesehen hätte. Zudem scheint unterdessen auch die Sonne. Wir geniessen den Tag.
Schleswig ist eine schöne Stadt. Das haben vor einigen hundert Jahren schon die Wikinger erkannt. Überall haben sie ihre Spuren hinterlassen. Sie waren nicht nur grobschlächtige Krieger, sondern auch kulturelle Botschafter mit positivem Erbe. Besonders attraktiv ist die Fischersiedlung Holm, nur ein paar Spazierminuten vom Stadthafen entfernt. Kleine Spitzdachhäuser gruppieren sich um den Friedhof im Zentrum, alles ist herausgeputzt, echt schön. Hier serviert das Restaurant "Schleimöwe" frischen Fisch, eine Reservation ist empfehlenswert.
Das Foto vom Tag zeigt einen Screenshot von der Webplattform Marinetraffic. Alle die violetten Punkte sind Vergnügungsschiffe. Im Osten ist also ziemlich viel los, während auf der Nordsee im Westen einzig ein paar Hardcoresegler auf den Wellen reiten. Nein, wir haben hier noch keinen Dichtestress, aber einen Vorgeschmack auf die langsam anlaufende Hochsaison. Keine Panik, es hat noch genügend freie Liegeplätze.... Nun starten wir die Planung für die Weiterfahrt Richtung dänische Südsee und das Etappenziel Kopenhagen. Je nach Wetter umrunden wir die Inseln im Uhrzeigersinn, oder umgekehrt.
Gefahrene Distanz: 34 km (Motor: 3194 h).
Dienstag 4. Juni 2024, Kappeln-Wackerballig (Flensburger Förde): haben wir einen langen Schlag nach Flensburg geplant. Entgegen der Wettervorhersage ist der Wind schwach und die See flach. Doch gegen Mittag nehmen die dunklen Wolken am Himmel überhand und ein schwarzer Strich auf dem Wasser verrät von Weitem, was nun kommt: Starker Wind. Wir beschliessen, den Hafen Wackerballig anzulaufen. Ein guter Entscheid.
Der Yachthafen liegt wie eine Insel rund 200 Meter vom Strand entfernt und ist mit einer Seebrücke mit dem Ufer verbunden. Diese einmalige Lage garantiert Ruhe, keine Autos und keine Passanten. Vor Ort steht alles bereit, was Schiffsleute benötigen. Natürlich Strom, Wasser und sanitäre Einrichtungen, aber auch die Bar "Wackerpulco" für die Stärkung von Körper und Seele. Landseitig haben wir für den Abend im "Dat Strandhuus" reserviert. Die Menükarte riecht man beim Vorbeigehen. Auf den Tisch kommen Fische und andere Meeresbewohner. Vor dem Essen wandern wir durch den Nordschau-Wald, ein einsames Naturschutzgebiet mit knorrigen Bäumen und teichartigen Wasserflächen.
Wackerballig ist echt ein spezieller Hafen, und so bleiben wir gleich zwei Tage. Flensburg werden wir somit nicht per Schiff, sondern per Bus besuchen. Das Wetter wird dann die Weiterfahrt nach Dänemark bestimmen.
Bereits vor zwei Tagen sind wir in Kappeln per Zufall schon zu einem unerwartet gastlichen Liegeplatz gekommen. Im Stadthafen wollten wir nicht anlegen, weil man sich dort etwas ausgestellt vorkommt, und im Ancker-Hafen, wo wir Tage zuvor schon übernachteten, war alles besetzt. Genau dazwischen, unmittelbar nach dem Fischer-Quai, entdeckten wir einen Liegeplatz mit einem grünen Frei-Schild. Eine Handvoll Boxen stehen dort für Dauerlieger und Gäste zur Verfügung (ausser Steg 1, der ist für Schiffe mit Werkstatttermin reserviert). Das Areal gehört zur Firma Schiffsmotoreninstandsetzung & Service Kiesow und verwöhnt mit grossen, "richtigen" Duschen und Einzeltoilette, fast wie im Hotel, und genauso sauber.
Gefahrene Distanz: 37 km (Motor: 3198 h).
Donnerstag 6. Juni 2024, Wackerlballig-Augustenborg: Das Wetter in Nordeuropa und damit auch in Norddeutschland ist momentan etwas tricky. Der Radiowetterbericht spricht von "Eintopfwetter", was alles Mögliche aus der Wetterküche beinhaltet. Die Einheimischen wissen sicher Rat, und so fragen wir den Hafenmeister in Wackerballig, ob es heute ratsam sei, nach Sanderborg überzusetzen. "Kein Problem, macht euch keine Sorgen, das wird wie Schlafen", gibt er uns auf den Weg mit. Leinen los, wir legen ab, bei flacher See und sanftem Wind. Zeit, die Dänemark-Gastflagge zu hissen.
Mit der Gemütlichkeit ist es aber bald vorbei. Am Himmel rollt wieder einmal eine schwarze Wand heran, und in den letzten Tagen haben wir gelernt, was das bedeutet: Starkwind, starke Böen und starker Regen. Und alles trifft wenig später ein. Die Wellen tragen nun Schaumkronen, der Wind heult durchs Verdeck, gegen die Frontscheibe prasselt Regen, einfach ungemütlich, nichts "wie Schlafen". NAJADE wird zur "Waltzing NAJADE", unten in der Küche scherbelt es, drei Unterteller liegen in Stücken auf dem Boden. Wir ändern den Kurs in Richtung Küste, um ein wenig Windschatten zu generieren.
Das Schöne am Eintopfwetter ist seine Unstetigkeit. Nach einer halben Stunde beruhigt sich die ungemütliche Lage und wir schnaufen auf. Wenig später passieren wir Sandborg. Nur sind wir in der schmalen und gut geschützten Durchfahrt zwischen dem Festland und der Insel Als. 20' vor der vollen Stunde öffnet sich die Klappbrücke und wir fahren mit einigen Seglern weiter nordwärts.
Das Tagesziel ist der Augustenborg Yachthafen, die Steganlage gehört zu einer Werft und macht einen guten Eindruck. Beim Einchecken plaudern wir mit der Hafenwartin übers Wetter, und sie prognostiziert optimistisch, dass nun der Sommer bald eintreffen werde. Wahr oder unwahr? Wir erinnern uns an ein Lied von Michael Holm, das Otto Waalkes adaptiert hat: "Dänen lügen nicht....". Hier der Song: "Dänen lügen nicht...", Michael Holm, featured by Otto Waalkes
Gefahrene Distanz: 37 km (Motor: 3202 h)
Freitag 7. Juni 2024, Augustenborg-Kalvoe: Jeden Tag über das Wetter zu lästern ist langweilig und müssig. Deshalb nur ein Satz. Heute war es wie gestern und vorgestern und vorvorgestern, am Morgen sonnig und mild, und am Nachmittag stürmisch, regnerisch und kalt.
Kurs Nordwest, von der Insel Als zurück aufs Festland. Auf der Fahrt von Augustenborg nach Kalvoe sinkt die Wassertemperatur von anfänglich 16.5 Grad auf gut 13 Grad. Hä? Wir wollen ja kein Bad nehmen, aber so haben wir uns die dänische Südsee nicht vorgestellt. Wir rätseln und kommen zum Ergebnis, dass das mit dem Hoheitsgebiet des hier regierenden Königs Frederik X. zu tun hat. Seiner Krone untersteht auch Grönland, und dort ist es bekanntlich eisig kalt. Vermutlich spüren wir nun das dänische Klima in seiner ganzen Breite.
Der kleine Hafen von Kalvoe verdient das Prädikat "hyggelig". Zugegeben, dieses Wort ist seit dem Einzug von Ikea in Helvetien ein wenig abgedroschen, doch für hier passt es. Gemütlich, ruhig, entspannt und gastfreundlich, so lassen sich die drei Stege gut beschreiben. Modern stimmt auch. Die Rolle des Hafenmeisters übernimmt ein Bezahlautomat, auf der Quittung steht der Code für Dusche und WC, und Strom und Wasser sind inbegriffen.
Für das Abendessen haben wir im "Kalvoe Badehotel" reserviert, wir haben heute zu feiern. "Badehotel" tönt abgehoben, ist es aber nicht. Man muss dort einfach einkehren. Weit und breit bis zum Horizont findet sich nämlich kein weiteres Gasthaus. So gesehen ist das "Badehotel" ein klassischer Monopolbetrieb. Geschichtlich hat der Ort eine spannende Vergangenheit. Hier befand sich zu früheren Zeit die zweitgrösste Werft Dänemarks. Gebaut wurden Drei- und Viermaster für den weltumspannenden Handel. Das funktionierte, bis andernorts jemand auf die Idee kam, Frachtschiffe mit Motoren anzutreiben. Kalvoe war am Ende.
Vor dem Essen wird gewandert. Rund um die Insel Kalvoe, ein schöner Spaziergang dem Wasser entlang. Es sieht hier ein wenig aus wie auf der Mecklenburgischen Seenplatte, doch die schnell näher kommenden Regenwolken holen uns auf den Boden der Realität zurück. Dänemark halt.
Gefahrene Distanz: 34 km (Motor: 3206 h).
Samstag 8. Juni 2024, Kalvø-Aarø:Die Insel Aarø ist weitgehend autofrei. Wer trotzdem mit vier Rädern unterwegs sein möchte, kann sich einen Golf-Buggy mieten. Das ist aber nicht billig, die Stunde Buggyfahren kostet 250 Kronen oder rund 32 Franken. Wir haben vorerst gar keine Lust, die Insel zu erkunden. Denn, ja richtig, es regnet und stürmt wieder einmal.
Im Hafen haben wir längs am ersten Steg angelegt. Etwas anderes wäre fast nicht möglich gewesen. Der böige Wind triebt den Regen quer über die Marina, es fegte richtig, und wir waren froh über einen Parkplatz, der ohne grosse Anlegemanöver angefahren werden kann.
Der Tag hatte eigentlich ganz hoffnungsvoll begonnen. In Kalvoe war die See fast flach, und um den via Radio angekündigten Wellen draussen im Kleinen Belt auszuweichen, hatten wir einen magenschonenden Kurs nah an der Küste abgesteckt. Doch dieser Plan nahm ein schnelles Ende. Kaum abgefahren, kam ein rasant über die Wellen hüpfendes Festrumpf-Schlauchboot auf uns zu, und als auf dem Gerätebügel die blauen Lichter zu flackern begannen, wussten wir, oha, jetzt passiert was. Doch die Polizisten hatten nur Gutes im Sinn. Sie erklärten uns, dass ein paar Meilen weiter nördlich scharf geschossen werde, und dass wir deshalb eine weite Kurve nach draussen über die offene See zu steuern hätten. Sie fuhren uns voraus, weit, sehr weit, hinaus und wiesen uns dann den sicheren Pfad. Der Umweg kostete über eine Stunde zusätzlich, und die Wellen von hinten und von der Seite trugen den Rest zum Unwohlsein bei, so dass wir ziemlich ausgelaugt in Aaroe ankamen.
Nun bringen wir wieder Ruhe in Körper und Seele, mit einem feinen Apéro. Das ist doch ein gutes Zeichen, dass die Mühsal der Seefahrerei ein Ende hat, sobald man im ruhigen Hafen angekommen ist.
Gefahrene Distanz: 34 km (Motor: 3710 h).
Montag 10. Juni 2024, Aaroe-Assens, Insel Fyn: Der starke Wind machte gestern die Wellenkronen weiss und verschaffte uns einen Ruhetag auf Aaroe. Zwischen den unentwegt aus Westen anrollenden Regenfronten blieb es jeweils knapp eine Stunde trocken. Wir schafften es auf der ersten Etappe bis zur kleinen Kirche. Aussen ist sie unscheinbar, Innen fällt die ungewohnte Farbkombination von Bänken und Kisssen auf. Vorne im Chor hängt das Modell des Dreimasters "Maria" von der Decke. Für uns Landratten ungewohnt, für die dänischen Seefahrer ist das Schiff als Zeichen des kirchlichen Schutzes Alltag.
Das zweite trocknene Zeitfenster reichte bis zur Schutzhütte im Wald. Dazwischen haben wir die kleinste Brauerei Dänemarks, das vermutlich kleinste Feuerwehrlokal und den einzigen Winzer im Umkreis von einigen 100 Kilometern besucht. Aaroe ist wirklich eine Perle im Kleinen Belt.
Den windarmen Morgen haben wir heute für den kurzen Hüpfer nach Assens genutzt. Der Yachthafen hier ist sehr komfortabel, in 10' Entfernung findet sich ein Supermarkt und gleich gegenüber wird in der Werft gearbeitet. Wir fühlen uns wie in der Loge von "Karl's kühne Gassenschau". Hoch oben im Lichter- und Antennenmast eines Versorgungsschleppers turnen Gerüstbauer herum. Ungesichert, aber immerhin mit Schwimmwesten ausgerüstet.
Gefahrene Distanz: 14 km (Motor: 3212 h).
Mittwoch 12. Juni 2024, Assens, Weiterfahrt wegen Starkwind nicht möglich: Am Dienstmorgen, und auch heute morgen, führt der erste Spaziergang zum nahen Strand. Ausguck nach Wetter und Seegang. Nö, geht nicht, heisst es dann einhellig. Ab zum Bezahlautomat und einen weiteren Tag Liegegeld entrichten. Wir hängen in Assens fest.
Das ist gar nicht so schlimm. Heute fuhren wir mit dem Bus nach Odense. Sehr schön. Gestern besuchten wir ein Weberei- und Flachsmuseum mitten im Nirgendwo. Auch sehr schön.
Morgen geht's vielleicht weiter, der Wind soll etwas nachlassen. Das wäre noch schöner.
Donnerstag 13. Juni 2024, Assens-Faldsled: Juhui, wir haben die Dänische Südsee erreicht. Wer immer dieser Region den Namen gegeben hat, war garantiert nicht am 13. Juni 2024 hier. Denn, ja, genau, richtig, von Südsee keine Spur, was das Wetter angeht. Es ist so kalt, dass sogar die Dänen zu den kurzen Hosen eine warme Kappe anziehen, und das will etwas heissen.
Die Fahrt von Assens nach Faldsled haben wir besten überstanden. Zwar kamen die Wellen von der Seite, doch ihre Mächtigkeit hielt sich in Grenzen. Eher störend war der heftige Regen, der kurz vor dem Anlegen über uns hinweg fegte.
Doch nun sind wir im sicheren Hafen und machen einen ersten Spaziergang am Südseestrand. Die Landschaft ist sehr schön. Flache Inseln mit Wiesen und kleinen Wäldern begrenzen den Blick nach Westen. Das Festland wiederum wartet mit sanften Hügeln auf. Wenn man die Augen zukneift, dann fühlt man sich schon ein wenig daheim, etwa am Ufer eines der Mittellandseen am Jurasüdfuss. In Faldsled ist nicht viel los, der Ort hat sich einzig durch sein edles Restaurant "Falsled Kro" landesweit einen Namen gemacht. Wir wagen einen scheuen Blick in die Speisekarte und sehen, dass wir heute abend vermutlich an Bord selber kochen werden. Das Sommermenü im Feinschmeckerlokal kostet rund 275 Franken, ohne Getränke, und das pro Person. Das schaffen wir auf dem Schiff günstiger.
Der kleine Hafen ist sehr ruhig. Viele Liegeplätze sind frei. Bezahlt wird am Automaten. Dieser spuckt auch die Zugangskarte für Duschen und Toiletten aus. Alle Häfen, die wir bisher in Dänemark angefahren haben, funktionieren nach diesem, meistens gut funktionierendem, System.
Gefahrene Distanz: 33 km (Motor: 3215 h)
Freitag 14. Juni 2024, Faldsled-Faaborg: Der vom Wetterbericht prognostizierte Winddreher nach Süd traf in der Nacht ein, wir schliefen so ruhig wie seit Tagen nicht mehr. Am Morgen weckte uns zwar der Regen, doch es war spürbar wärmer als sonst.
Gegen 11 Uhr legen wir in Faldsled ab und peilen Faaborg als Tagesziel an. Zwischen den flachen Inseln ist man vom Seegang gut geschützt, doch an den westlichen Kaps rollt die See ungebremst an. Wir werden etwa eine Stunde lang ziemlich geschüttelt, doch dann wird es ruhiger. Die letzten grauen Wolken am Himmel verschwinden und erstmals in dieser Woche scheint die Sonne richtig warm. Die ruppige Schüttelpartie haben wir diesmal ohne längerandauernde Folgen überstanden. Auch der Motor hustete kein einziges Mal. Bei starkem Seegang hatten wir befürchtet, dass der Schlamm in den Dieseltanks aufgewirbelt wird und die Filter verstopft. Nichts von dem, der Volvo-Penta-Sechszylinder läuft äusserst zuverlässig.
Im Innenhafen von Faaborg sind drei Stege für Gastlieger reserviert, zwei Drittel der Plätze tragen grüne Täfelchen, wir haben die freie Wahl. Das wunderschöne Städtchen hat sich für den Sommeransturm gerüstet. Wir spazieren unter bunten Blumenkugeln durch die Gassen. Am Hafenquai stehen Streetfoodstände, und direkt am Steg geniessen wir das erste dänische Soft-Ice. Es ist soooo gut, unter der Sonne!
Hafeninfo: Die Stege A, B und D sind exklusiv für Gastlieger reserviert. An den Stegen A und B kann man innen löngs anlegen. Wer auf sicher gehen will, kann in Faaborg online einen Platz gegen eine Reservierungsgebühr buchen. Das Liegegeld wird am Automaten bezahlt, die Hafenkarte ist nötig, um an den Stromsäulen die Steckdosen freizuschalten. Die Hafengebühr ist relativ teuer, die Anlage ist aber sauber und komfortabel.
Gefahrene Distanz: 27 km (Motor: 3219 h).
Sonntag 16. Juni 2024: Faaborg-Lyø-Avernakø-Faaborg: Normalerweise sind wir mit unserer NAJADE auf dem Wasser unterwegs. Heute Sonntag liessen wir die alte Dame ruhen und wechselten auf die kleine Fähre FAABORG III. Der Inselhüpfer verbindet die Inseln Lyø und Avernakø mit Faaborg. Für 10 Franken pro Person kann man die volle Runde mitfahren, mit mehrstündigen Unterbrüchen auf den Inseln. Das ergibt eine tolle Tour. Am Abend ziehen wir eine Bilanz: 16'000 Schritte, zwei dunkle kühle Bier, ein exzellentes Apéro-Plättchen und ein Soft-Ice aus einer speziellen Maschine. Und das Beste: Wir haben die Dänische Südsee von ihrer Postkartenseite kennen gelernt. Fast von Morgen bis spät am Nachmittag schien die Sonne. Erst dann setzte wieder Regen ein...
Lyø ist die kleine, sehr naturnahe Insel. Der Yachthafen auf der Ostseite war heute etwa zur Hälfte belegt, in der Hochsaison soll es hier Dichtestress geben. Alternativ ist das Ankern möglich, teilweise sind Bojen ausgelegt, in verschiedenen Farben. Gelb ist für Mitglieder des dänischen Seglerverbands reserviert. Wir wandern rund um die halbe Insel, ein Erlebnis. Zwar sind nachher die Schuhe schmutzig, aber unterwegs haben wir Fasane, Rehe, Hasen, Kühe und Rinder kennen gelernt.
Knapp schafften wir es zurück zum Fähranleger, um mit der FAABORG III nach Avernakø überzusetzen. Hier ruhten wir uns im Havncafeen aus. Ein herrlicher Ort, um einen Sonnentag zu geniessen. Die Wirtin tischte auf, und wir erfuhren viel Unbekanntes. So hat die Reedersfamilie Möller-Maerks hier eine Sommerresidenz, gestern Abend tranken die Inselbewohner bei einer spontanen Party alle Gin-Vorräte leer, und die 15 Sorten Soft-Ice auf der Dessertkarte sind nur dank eines Kapselsystems möglich. Man legt den Behälter mit dem Wunscharoma in eine Art überdimensionierte Nespresso-Maschine und muss nur noch den Becher darunter halten. So fein! "See you next year", lachte uns die Frau hinter dem Tresen zum Abschied zu. Warum nicht? Vielleicht fahren wir morgen schon wieder hin, diesmal auf eigenem Kiel mit unserer NAJADE.
Montag 17. Juni 2024, Faaborg-Avernakø, Korshavn Bro (Ankerbucht): Gestern hatten wir im Havncafeen am Fähranleger in Avernakø eine Rückkehr per Schiff nicht ausgeschlossen. Heute sind wir wieder dort gewesen, per Velo!
Demnächst wird in Dänemark Midsommar gefeiert, die Sonnenwende. Ab dann ist offziell Sommer, heute Morgen spüren wir die ersten Vorboten. Zwar ist der Himmel immer noch grau, aber es ist wärmer geworden, und der kräftige Westwind hat in der Nacht nachgelassen. Wir fassen einen Vorbeschluss: heute Abend wird geankert. Die Vorräte werden aufgefüllt, und wir starten Richtung Avernakø. Das ist die Insel, die wir am Sonntag mit der Fähre besucht haben.
Statt den Fährhafen steuern wir den kleinen Hafen Korshavn Bro im Westteil der Insel an. Über einen schmalen Damm sind die beiden Inselteile miteinander verbunden, erst im letzten Jahrhundert wurde der Deich aufgeschüttet. Korshavn Bro steht für eine kleine, aber schöne Hafenanlage. Viel Infrastruktur ist nicht vorhanden. Das Liegegeld wird per Couvert beglichen. Strom kann angezapft werden, und auch einfache WC's finden sich in der Nähe. Kein Luxus also, aber es hat Velos zum Ausleihen hier. Man nimmt sich einen noch funktionierenden Drahtesel und wirft die Mietgebühr in einen Holzbriefkasten. Ab zur "Tour de Avernakø". Nicht lachen, aber auf der Insel warten einige knackige Anstiege auf die Radler. Da die Velos nur einen einzigen, grossen Direktgang besitzen, wird der kleinste Hügel zum Bergpreis, denn auch der Wind kommt exakt von vorne. Wir schaffen es trotzdem ins Havncafeen, werden sehr freundlich begrüsst und schon steht als Stärkung der Becher dunkles Bier auf dem Tisch.
Zurück nach Korshavn Bro macht der Rückenwind das Pedalen leichter. Als Zugabe fahren wir gleich nonstopp zum südwestlichsten Punkt von Avernackø. Natur pur, mit blühenden Wiesen und Hecken, einfach herrlich. Ja, wir wollen heute ankern, und verlassen deshalb am späten Nachmittag den heimeligen Hafen. Zuvor beantworten wir einem dänischen Motorboot-Skipper ein paar Fragen. Er will ab hier direkt nach Basel (!) und vielleicht bis zum Rheinfall (!!!) weiterfahren, und erkundigt sich nach möglichen Sportboothäfen oberhalb Basel. Klar, wir empfehlen ihm den Bootclub Rheinfelden und machen für ein Bier ab, wenn er dann irgendeinmal dort auch ankommen sollte. Ein paar hundert Meter ausserhalb des Hafens lassen wir den Anker fallen. Die Sonne scheint, ein laues Lüftchen zieht über die glatte See, schöner kann das Seemannsleben gar nicht sein!
Anker: 30 Meter Kette auf 4 Meter Wassertiefe.
Gefahrene Distanz: 11 km (Motor: 3221 h).
Dienstag 18. Juni 2024, Avernakø-Skarø: Wenn NAJADE am Anker hängt, stört einzig die Ankerkette die nächtliche Stille. Ein Rohr führt die Kette von der Ankerwinde senkrecht nach unten. Bei Winddrehungen schabt Eisen auf Eisen, und das hört man. Wir sehen grosszügig darüber hinweg, Ein prächtiger Sonnenuntergang um 22 Uhr läutete die Schlafenszeit ein, doch richtig dunkel wurde es nicht mehr. Im Norden blieb ein heller Streifen über dem Horizont übrig, und der Halbmond leuchtete ebenfalls vom Himmel.
Morgenessen bei Sonnenschein draussen, auch heute bahnt sich ein entspannender Schönwettertag an. Wir fahren nur ein kurzes Stück zur nächsten Insel. In Skarø soll es angeblich eines der besten Eiscremes weit herum geben. Um 12 Uhr erreichen wir den kleinen Hafen, nur eine handvoll Schiffe sind schon da. Es hat viel Platz. Eingecheckt und bezahlt wird über einen QR-Code, klappt bestens. Der Tarif ist nicht gerade günstig, dafür ist alles inbegriffen. Strom, Wasser, Duschen und Waschmaschinen - inklusive Waschmittel -, alles topmodern.
Wir machen einen einstündigen Rundgang durch Skarø, auf dem Dorfplatz hängt sich uns ein zotteliger Hund an. Er spaziert mit uns über die Felder und springt zwischendurch ins Meer zum Abkühlen. Was wir nicht wissen: Der Hund wird unterdessen von seinem Herrchen vermisst. Bei der Rückkehr ins Dorf ist alles wieder im Lot. Der Hund verkrümmelt sich mit schlechtem Gewissen irgendwo auf dem Hof, und wir nehmen in der Gelateria Platz. Die Glacés mit dem Label Skarō sind hausgemacht, und ein Genuss.
Eine weitere Spezialität der Insel sind die Schafe auf der Weide. Alle tragen Hörner, ein Schild klärt darüber auf. Hier wird eine Rasse gepflegt, die schon bei den Wikingern nützlich war. Das Fell wird nicht geschoren, sondern gezupft, respektive es fällt wie ein Pelzmantel in Stücken einfach ab. Dadurch sind die einzelnen Haare auf beiden Seiten geschlossen und können kein Wasser aufsaugen. Die Wikinger machten aus der Wolle Segel für den harten Einsatz, sagt man.
Gefahrene Distanz: 12 km (Motor: 3222 h).
Mittwoch 19. Juni 2024; Skarø-Svendborg: Wir zuckeln langsam Richtung Kopenhagen. Das Kreuzen in der Dänischen Südsee macht Freude. Mehrheitlich scheint die Sonne, der Wind bläst zwar noch, aber durchaus im akzeptablen Rahmen. Der Seegang ist gut spürbar, aber das stete Schauckeln könnte man auch als meditativ tiefentspannend klassifizieren, oder anders gesagt, nicht belastend.
Das Tagesziel Svendborg ist schnell erreicht. In der Hochsaison sollen hier bis zu sechs Boote im Päckchen liegen. Kurz nach Mittag sind die Stege aber fast leer. wir parken längseits. Die Kulisse begeistert die Freunde von alten Segelschiffen. Gleich gegenüber befindet sich die Ring-Andersen-Werft. Sie gehörte früher zu den renommiertesten Schiffskonstrukteuren für Grosssegler in Dänemark. Heute konzentriert sich das Handwerk auf die Restaurierung von Oldtimer-Schiffen. Die Auftragsbücher sind offenbar gut gefüllt, etliche Zwei- und Dreimaster warten auf die Einfahrt ins Dock.
Die Nordmarina in Svendborg ist das Zentrum der Hafenmeile, und damit auch das Herz der Stadt. Einge stillgelegte Werfthallen beherbergen nun Musik-Bars und Event-Lokale. Am Wochenende dürfte hier einiges los sein. Doch heute Mittwoch laden die Beizen zum geruhsamen Apéro ein. Fischbrötchen und anderes gibt's in reichlicher Auswahl. Betrieben wird die Marina von der Stadtverwaltung Svendborg. Ein schwimmender Komplex dient als Dienstleistungszentrum für die Hafengäste. Die Anlage glänzt picobello. Duschen und WC befinden sich in Einzelkojen (fast wie im Hotel), im Liegegeld ist alles inklusive. Auch die Waschmaschinen. Das war in Skarø schon so, und offenbar wird dieser Service sehr geschätzt. Die Maschinen laufen von morgens früh bis abends spät im Dauerbetrieb.
Gefahrene Distanz: 13 km (Motor: 3224 h).
Donnerstag 20. Juni 2024, Svendborg-Lunkebugt (Ankerbucht vor Vemmen, Insel Tåsinge): Eitel Sonnenschein zum Aufstehen, Morgenessen an Deck, frische Brötchen aus der Stadt, so beginnt ein schöner Tag. Dann tritt die Putzmannschaft zur Arbeit an. Die Fenster werden sauber gemacht, und die Plastikscheiben des Verdecks ebenfalls. Dann fahren wir an die Tankstelle und bunkern knapp 250 Liter GTL-Diesel (Literpreis 2.08 Fr.). Nun sind wir startbereit zu neuen Abenteuern.
Abenteuerlich wird die kurze Fahrt zur Ankerbucht im Westen der Insel Tåsinge nicht, aber sie hat eine Überraschung bereit. Die Gegenströmung im schmalen Svendbrog-Sund ist unerwartet stark. Statt 10 km/h erreichen wir nur noch knapp 7 km/h. So dauert es etwas länger, bis der Anker in die Tiefe rasselt. Weit muss er nicht fallen, das Wasser ist nur zwischen 3 und 4 Metern tief.
Bei einer Wassertemperatur von 15 Grad ist nichts mit Baden. Wir packen die Fischerrute aus und probieren unser Glück. Nichts, kein Biss. Langweilig. Und was ist noch langweiliger? Ja, ja, ja, ja, ha, ha ha, Zuschauen beim Fischen.
Gefahrene Distanz: 12 km (Motor: 3225 h).
Freitag 21. Juni 2024, Lunkebugt-Rudkøbing (Insel Langeland): Spiegelglatte See und ein Sonnenuntergang der Extraklasse machten die Nacht in der Lunkebugt unvergesslich. Weit und breit kein Licht, weit und breit kein anderes Schiff. Solche Orte finden sich nicht alle Tage. Erst gegen Morgen setzte wieder Wind ein, Zeit zum Aufstehen.
Nach anderthalb Stunden Fahrt legen wir in Rudkøbing im Kudehavn an. Die Marina ist gut belegt, viele deutsche Yachten laufen den Hauptort der Insel Langeland als ersten Ort in Dänemark an. Wir legen uns längseits an den Steg und starten gleich zur Stadtbesichtigung. Der Dänische Wetterdienst warnt vor Gewittern mit Starkregen am Abend.
Vom Hafen aus führen zwei beschilderte Fusswege durch die Häfen und Gassen ins Zentrum. Sie informieren über die Vergangenheit der ehemaligen Fischer- und Schiffsbaustadt. Übriggeblieben von der wirtschaftlichen Blütezeit ist unter anderem der Bahnhof. Geleise und Perrons sieht man nicht mehr, aber dafür eine grosse 24-Stunden-Uhr, deren Zeiger leider stehen geblieben sind. Wir spazieren durch die sehenswerten Gassen mit ihren farbigen Mini-Häusern links und rechts, und durch die Einkaufsstrasse. Diese enttäuscht ein wenig. Etliche Läden gleichen eher Brockenhäusern, und die ausgestellten Kollektionen erinnern einem geschmacklich ein wenig an ein eidgenössisches Zeughaus. Viel besser munden die Fischbrötchen in der Räucherei beim alten Fischhafen. Sie erhalten einen Podestplatz in unserer Fischbrötchen-Rangliste.
Gefahrene Distanz: 12 km (Motor: 3227 h).
Sonntag 23. Juni 2024, Rudkøbing-Nyborg: Die Stärke des Winds und der Wellengang bestimmen den Fahrplan. Am Samstag heulten die Böen in den Masten der Segelyachten und draussen ennet der Hafenmauer dominierten die Schaumkronen das Panorama. Wir blieben fest vertäut in Rudkøbing liegen und machten die Umgebung zu Fuss unsicher. Dabei stiessen wir zufällig auf einen Bauernbetrieb mit Hofladen und dort gab es frisch gepflückte Kirschen in bester Fricktaler Qualität.
Heute heult der Westwind immer noch, aber deutlich schwächer. Wir wagen es. Einzig der erste Kilometer bis zur Brücke zwischen Langeland und Tåsinge schüttelt uns ein wenig durch. Nach dem Passieren der Engstelle wird es ruhig. Von hinten schiebt der Strom mit und es geht zügig Richtung Nyborg. Bald taucht am Horizont die nächste Brücke auf, die gigantische Stœrebelt-Hängebrücke. Mit einer Spannweite von über 1,6 km gehört sie zu den weltweit grössten Hängebrücken.
Nyborg bietet drei Hafenbecken mit Gästeplätzen an. Die beiden östlichen sind fast leer, hier könnte man längs anlegen. Wir wählen das westliche Becken, die Nyborg Marina mit 500 Liegeplätzen. Ganz zuhinterst machen wir zwischen Dalben fest. Unsere Platzwahl ist begründet: heute abend findet hier das städtische Midsommerfest statt und der Bürgermeister hält eine Rede, bevor alle das Mitsommerlied anstimmen. Eröffnet wird das Fest von der Band "Kokken og kællingen", was Google als der "Koch und die Schlampe" übersetzt. Da muss man ja hingehen.
Die Geschichte der Stadt Nyborg ist durch Könige und Kriege geprägt. Wir spazieren zum Schloss, das sich als relativ schmucklose Festung entpuppt. Eine Innovation haben wir im Hafen gefunden: Einen Kajak-Automaten. Per App kann man sich ein Böötchen reservieren, den Code zum Zahlenschloss bekommt man mittels SMS aufs Handy und schon beginnt die Kanusafari.
Hafeninfo: Freie Liegeplätze sind grün markiert. Das Bezahlen der Übernachtungsgebühr ist online via Handy möglich. Angegeben wird die Liegeplatznummer und der Schiffsname. Per Mail und SMS erhält man einen Code. Mit diesem lässt sich am Automat eine Klebe-Banderole ausdrucken, falls es funktioniert. Man könnte jedoch auch direkt am Automaten bezahlen. Für die Nutzung der Duschen ist ein weiterer Code zu erwerben. Dies funktioniert per Handy bestens (5' Duschen kostet 10 Kronen).
Gefahrene Distanz: 43 km (Motor: 3231 h).
Montag 24. Juni 2024, Nyborg-Omø (Kirkehavn): Gestern Abend tasteten wir uns vorsichtig an die Midsommerfeier am Strand von Nyborg heran. Zurückhaltend deshalb, weil wir schon einiges über die überbordenden Sonnenwendpartys und den damit verbundenen ungehemmten Alkoholgenuss in nordischen Ländern gehört hatten. Nichts von dem. im Gegenteil, es war sozusagen nichts los. Drei mickrige Feuerchen kämpften mit ihren Flammen gegen den Wind an. Darum herum standen ein paar hundert Gäste, und schauten dem aufsteigenden Rauch zu. Jemand sang ein Lied vor und die Menge brummelte fast unhörbar mit. Im Festzelt zupften "Der Koch und die Schlampe" vor fast leeren Rängen an ihren Instrumenten herum, Stimmungsmusik tönt anders.
Mehr Eindruck machte auf der heutigen Etappe die Stœrebelt-Brücke. Sie begleitet uns mit ihren über 100 Meter hohen Pylonen während der dreistündigen Überfahrt von Nyborg nach Omø am nördlichen Horizont. Riesige Containerschiffe kreuzen unseren Weg, dazwischen Kriegsschiffe unter dänischer und holländischer Flagge. Die Nato-Manöver in der Ostsee sind offenbar zu Ende. Der Grosse Belt zeigt sich von der braven Seite. Die See ist spiegelglatt, beste Voraussetzungen um Schweinswale zu sehen. Es geht nicht lange, und die ersten Rückenflossen tauchen aus dem Wasser.
Dass der Hafen auf Omø bei den Seglern sehr beliebt ist, lesen wir in unseren nautischen Unterlagen. Als wir kurz nach Mittag durch die schmale Einfahrt ins Hafenbecken einbiegen, reiht sich schon Boot an Boot. Einige Lücken sind noch frei, wir belegen die äusserste Box, denn unsere NAJADE ist bei engen Verhältnissen nicht einfach zu steuern. Gegen Abend füllen sich die letzten Lücken und wir offerieren deshalb einer deutschen Yacht unsere Steuerbordseite zum Anlegen.
Auf dem Inselspaziergang ist von der Dichte im Hafen nichts zu spüren. Sobald man die Häuser des Hauptorts Omø By verlässt, ist man fast allein in der wunderschönen Natur unterwegs. Unser Ziel ist der Leuchturm Omø Fyr am westlichen Kap. Er lenkt die Schiffe durch den Grossen Belt und deckt mit seinen grünen, roten und weissen Linsen 19 Sektoren für die Navigation bei Nacht ab. Bis Mitte des letzten Jahrhunderts befand sich hier eine dauernd besetzte Schiffsbeobachtungsstation. Laut einer Informationstafel am Turm soll die Mannschaft superstarke Ferngläser benutzt haben, die es ermöglichten, die Rasse der Schiffshunde auf den weit draussen vorbeiziehenden Frachtern zu identifizieren.
Gefahrene Distanz: 24 km (Motor: 3235 h).
Dienstag 25. Juni 2024, Omø-Karrebæksminde: In Dänemark haben die Sommerferien begonnen. Die Ferienorganisatoren haben alles bestens vorbereitet. Das Wetter gibt sich ungetrübt sommerlich, es ist fast schon ein wenig heiss, der Wind macht über Mittag Siesta, und die Wassertemperatur steigt stetig und nagt bereits an der 18-Grad-Schwelle. In Karrebæksminde präsentiert sich der Strand schon fast wie in Rimini und viele Sonnenbadende wagen sich ins kühlende Wasser.
Ferienbedingt steigt die Belegung der Häfen spürbar an. Wir haben gleich nach der Hafeneinfahrt backbord im Søfronten Lystbådehavn angelegt. Eine handvoll Boxen sind am frühen Nachmittag noch frei. Jeder Liegeplatz weist ein Preisschid auf, abgerechnet wird nach Schiffsbreite. Wir fahren eine Runde durchs Hafenbecken und lassen die überbreiten Boxen links liegen, Ersparnis 100 Kronen. Die Infrastruktur gefällt, im Vergleich zum Dichtestress gestern in Omø fühlen wir uns hier schon fast wie im Paradies.
Die Fahrt von der kleinen Insel Omø hinüber zur sehr grossen Insel Seeland geht ereignislos ins Tagebuch ein. Einzig der Funkverkehr auf Kanal 16 zwischen einem Maersk-Containerriesen und einer deutschen Segelyacht sorgte für Unterhaltung. Mehrfach rief der Maersk-Käptn den Segler auf, sich an die Fahrregeln im Verkehrstrennungsgebiet im Grossen Belt zu halten. Die Fahrrinne für die Berufsschifffahrt ist teilweise recht eng. Er könne leider nicht ausweichen, so der Grosse zum Kleinen, und anhalten ebenfalls nicht. Dann wurde der Ton ein wenig energischer: "It is easy, please turn your boat for a moment to east and we will pass each other without any problems". So geht praktischer Seefahrt-Unterricht.
Karrebæksminde war früher ein Fischerort. Heute prägen ausgedehnte Ferienhaussiedlungen den Ort. Das Begegnungszentrum ist die Promenade entlang des Kanals zwischen dem offenen Meer und den Lagungen dahinter. Hier reiht sich Beizchen an Beizchen, mehrheitlich mit fischlastigen Menükarten. Der Kanal führt weit ins Hinterland nach Næstved. Die Klappbrücke öffnet sich nach Bedarf. Optisch ist sie ein Eyecatcher. Wie ein riesiges Insekt schluckt sie den durchfahrenden Verkehr.
Gefahrene Distanz: 34 km (Motor: 3239 h).
Mittwoch 26. Juni 2024, Karrebæksminde-Vordingborg: Beste Verhältnissse für die nächste Etappe Richtung Kopenhagen, leichter Wind von hinten und kaum Wellen. Als Bremse entpuppt sich die Strömung. Es ist wie beim Velofahren, der Gegenwind kommt immer von vorne. Wir haben bis zu 2 km/h Gegenstrom.
Unterwegs passiert nicht viel, das Fahrwasser ist mit roten und grünen Tonnen abgegrenzt, ausserhalb liegen die Wassertiefen bei 2 Meter und weniger. Spannend wird es bei der Masnedsund-Brücke. Laut unserem nautischen Hafenführer ist die Durchfahrt gesperrt. Unklar sind zudem die Angaben über die Durchfahrtshöhen, in einer elektronischen Seekarte ist sogar von einer Klappbrücke die Rede. Wir lassen uns nicht verunsichern und fahren einfach auf die Brücke zu. Vor Ort gibt es keinerlei Einschränkungen, bis zu einer Höhe von 5 Metern ist die Durchfahrt problemlos. Möglicherweise haben die widersprüchlichen Informationen ihre Ursache in den Bauarbeiten an der benachbarten Storstrøms-Brücke. Hier wird eine neue Strassenbrücke erstellt, der über 100 Meter hohe Kran ist von Weitem zu sehen.
In Vordingborg gibt es an mehreren Stegen Gastliegeplätze. Zum Teil muss man ein Auge auf die Wassertiefe richten, oder auf den Abstand der Dalben. Wir unterschätzen einmal mehr die Breite unserer NAJADE, und kommen knapp zwischen den Pfählen durch, Fender haben keinen Platz mehr.
Die Stadt wird vom Gänseturm dominiert, der übriggebliebene Zeitzeuge aus der wirtschaftlichen Blütezeit im Mittelalter. Mehrere Könige namens Waldemart logierten hier. Bei unserem Rundgang präsentiert sich das Stadtzentrum nicht königlich, sondern fast menschenleer. Es ist 17 Uhr, und alles ist geschlossen. Immerhin hat eine Bar noch offen, und somit ist das Feierabendbier gesichert. Plakate verraten uns, dass wir eine Woche zu früh da sind. Anfang Juli geht während zehn Tagen die Post ab. Das Areal der alten Befestigungsanlage verwandelt sich in eine Openair-Arena. Drei Dutzend Bands treten auf, der Eintritt ist kostenlos.
Gefahrene Distanz: 41 km (Motor: 3243 h).
Donnerstag 27. Juni 2024, Vordingborg-Stege (Insel Møn): Heute fahren wir innerorts von Hafen zu Hafen. Der Gemeindebann von Vordingborg umfasst ein riesiges Gebiet mit einer Küstenlinie von 315 km. Die Insel Møn mit dem Hauptort Stege gehört auch dazu. Fast alle Yachthäfen im Gemeindegebiet von Vordingborg werden durch die Stadt selber betrieben. Deshalb gibt es hier ein Sonderangebot: Wer drei Nächte in einem der acht Stadthäfen verbringt, muss nur zwei Nächte bezahlen (420 statt 630 Kronen für drei Nächte, inklusive Strom, Wasser und Duschen ohne Zeitgrenze). Für uns passt diese Aktion bestens. Nach Stegen haben wir für morgen den Hafen in Præstø im Visier, und auch der gehört zu Vordingborg.
Die Überfahrt führt durch schmale Durchfahrten zwischen Inseln, dadurch bauen sich keine grössere Wellen auf. Nur die Strömung, ja, sie kommt genau wieder von vorne. Highlight des Tages ist erneut eine Brücke, die Dronning-Alexandrines-Brücke zwischen den Inseln Sjæland und Møn. Sie schwingt sich in eleganten Bögen über den Meeresarm und ist mit 25 Metern Durchfahrtshöhe für uns ohne Zweifel genug hoch.
In Stege kommen wir früh an, das hat den Vorteil, dass im Stadtzentrum reges Treiben herrscht. Für zusätzliche Stimmung sorgen frisch diplomierte Mittelschulabsolventen. Sie fahren mit geschmückten Lastwagen durch die Stadt und freuen sich lauthals über den Beginn der verdienten Ferien.
Gefahrene Distanz: 28 km (Motor: 3247 h).
Freitag 28. Juni 2024, Stege-Præstø: Die Wetterprognosen des Dänischen Meteorologischen Instituts haben eine hohe Trefferquote. Gestern Abend ging während des Abendessens eine Gewitter- und Starkregenwarnung ein. Wir blickten nach oben: Weit und breit keine Gewittertürme. Einzig im Südwesten war eine Wolkenwand zu sehen. Ohne Schirm und Regenjacke starteten wir zum Verdauungsspaziergang, und kehrten bald um. Der Wind nahm plötzlich zu, und eine halbe Stunde später rumpelten die ersten Donner. Wenig später öffneten sich die Schleusen, Regen peitschte gegen die Scheiben, ein Blitz folgte dem nächsten. Das Unwetter nahmen nicht alle zu Kenntnis: die feiernden Maturandinnen und Maturanden liessen sich ihre Festlaune nicht verderben. Mit ihren lärmenden Lovemobils fuhren sie unverdrossen weiter durch die Dusche von oben. Zur Krönung nahm die lustige Gesellschaft kurz vor Mitternacht noch ein Bad im kalten Meer.
Am Morgen putzt die Sonne die letzten Gewitterwolken weg. Es ist fast windstill geworden. Die Sicht ist diesig, die See flach, wie dickes Öl. Auf der Route nach Præstø passieren wir die kleine Insel Lindholm. Ein Gebäudekomplex ist zu sehen, und einige Silos. Google verrät die Aktivitäten, die dort laufen. Lindholm ist eine Forschungsstätte für Veterinärmedizin und biologische Zukunftstechnologien. Werden dort etwa gefährliche Viren gezüchtet? Der Wind weht von der Insel direkt auf uns zu und trägt eine Duftwolke mit sich. Der Geschmack ist unverkennbar: Echter Schweinestall-Gestank!
Mehr Sorgen als die vermeintlichen Viren macht uns unterdessen das Wetter. Der Wind hat einige Zacken zugelegt und baut Wellen mit Schaumkronen auf. NAJADE stampft tapfer dagegen an, doch wir verlieren deutlich an Tempo. Bei der Ankunft in Præstø bläst es immer noch kräftig, mit giftigen Böen dazwischen. Wir gehen längseits an die Aussenwand des alten Hafens, innen im Becken sind alle Plätze belegt. Ein paar Bojen für das Anbringen von Heckleinen wären noch frei, doch zum Anlegen bei Querwind fehlt uns die Motivation.
Gefahrene Distanz: 42 km (Motor: 3252 h)
Samstag 29. Juni 2024, Præstø-Køge: Wendepunkt erreicht! Im April 2023 sind wir in Rheinfelden gestartet und jetzt, 3357 Kilometer weiter, sehen wir am Horizont die Hochhäuser von Kopenhagen. Wir gratulieren unserer NAJADE. Während 105 effektiven Reisetagen schnurrte ihre Maschine pannenfrei 398 Stunden. Darauf stossen wir in Køge an, und während die Gläser klingen, schiesst sich die Schweizer Fussballnationalmannschaft mit einem 2:0 gegen Italien in den EM-Viertelsfinal.
Den letzten Tag haben wir genossen, und Neptun war mit uns. Er sorgte für eine ruhige Fahrt, am Morgen mit dunklen Wolken am Himmel, und am Nachmittag mit schönstem Sommerwetter. In Køge gönnen wir unserem Schiff eine wohlverdiente Pause. Wir fliegen am Dienstag zurück nach Hause, und gehen in etwa sieben Wochen wieder an Bord. Somit wäre das der vorläufig letzte Reisebericht der NAJADE-Crew. Halt, auf das Bootfahren können wir auch im Heimaturlaub nicht komplett verzichten. Am 12. Juli starten wir zu einem kurzen Abenteuer auf dem Rhein. Ab Rheinfelden geht's nach Köln, diesmal gleitend und ein paar Schuhnummern kleiner. Wir lassen unseren YELLOW DONKEY zu Wasser. Er ist gut 4 Meter lang, mit Jahrgang 1976 noch älter als NAJADE, aber ein echter Flitzer. Wir wünschen allen eine schöne Sommerzeit.
Samstag 24. August 2024, Køge-Kopenhagen: Zurück an Bord, die lange Pause hat NAJADE gut überstanden. Die Batterien zeigen Vollladung an, der Motor springt sofort an. Einzig an Deck zeigen sich "Standschäden". Die Möwen haben während unserer Abwesenheit NAJADE für ausgiebiges Muschelessen missbraucht. Also wird zuerst einmal Deck geschrubbt.
Nach Køge sind wir zu zweit gereist. Am Montag spulten wir die 940 km nach Lübeck mit dem Auto ab. Dort bleibt es die nächsten Wochen stehen, auf einem städtischen Parkplatz für einen fast unglaublichen Monatstarif von 25 €. Das zuständige Amt zeigte sich sehr kooperativ und kundenfreundlich. Am Dienstag wechseln wir in den Flixbus nach Kopenhagen. Die Fahrt ist sehr komfortabel, inklusive Fährüberfahrt, um 9 Uhr geht's in Lübeck los, kurz nach 14 Uhr steigen wir in Kopenhagen aus, direkt beim S-Bahnbahnhof mit Anschlusszug nach Køge.
Für zwei Tage mieten wir ein Auto, um bei einer Weberin auf dem Land Garn einzukaufen und das Kunstmuseum Louisina in Humlebæk südlich von Helsingør zu besuchen. Dort findet das dänische Literaturfestival statt, was einen Volksauflauf nach sich zieht. Trotzdem, das Kunstmuseum ist ein lohnendes Ziel. Wir vertiefen uns in die Sonderausstellung über den Schweizer Künstler Franz Gertsch und fahren beeindruckt wieder heim zum Schiff. Beim Autovermieter machen wir grosse Augen. Eines unserer Klappvelos ist verschwunden, geklaut! Das mit roher Gewalt geknackte Kettenschloss hängt einsam am Zaun, an wir das Velo angekettet haben. Viel Freude wird der Dieb an seiner Beute jedoch nicht haben. Das Velo ist ziemlich rostig und funktioniert nur noch teilweise. Auf dem Polizeiposten versuchen wir eine Diebstahlsanzeige aufzugeben, doch wir stehen vor verschlossenen Türen. Via Nummer 114 kontaktieren wir das Sorgentelefon der Polizei. Dort rät uns eine Dame, per Mail den Diebstahl zu melden. Das tunb wir, und hoffen nun auf das OK der Versicherung zur Neubeschaffung eines Velos.
Das Ziel unserer Sommerreise ist Kopenhagen, und das wollen wir heute erreichen. Kurz nach 7 UIhr legen wir ab, bei vorerst traumhaften Bedingungen. Die Sonne scheint, der Wind weht sanft, und die Wellen sind klein. Je weiter wir in die Køge Bugt hinausfahren, umso schlechter werden die Bedingungen. Eine kräftige Dünung rollt quer heran, der Wind frischt auf und NAJADE wechselt wie ein Kamel in den Wiegetrott. Kurz vor Dragø tragen die Wellen plötzlich Schaumkronen und die Gegenströmung bremst uns aus. Zuerst vermuten wir, dass Seegras im Propeller gelandet ist. Doch nichts von dem., über dem nur wenige Meter tiefen Wasser entfaltet die Tide ihre volle Kraft. Ein paar Meilen später wird es wieder besser. Den Flughafen und den Einfahrtskanal ins Stadtzentrum lassen wir an backbord liegen. Nach dem Runden des Ostkaps von Kronløb wird das Wasser ruhig wie auf dem Zürichsee. Schweizer Verhältnisse treffen wir auch im dreiteiligen Nordhavn an. Alles ist voll, und für die wenigen freien Boxen sind wir mit 4 Meter Breite zu dick. Fast eine Stunde lang kurven wir durch die Marinas, und finden dann zuhinterst im Kalkbrænderihaven doch noch ein Plätzchen. Wir sind in Kopenhagen angekommen, das wird gefeiert! Wir bleiben hier bis Dienstag. Am Montag trifft die zweite Hälfte der NAJADE-Belegschaft ein, und übers Wochenende hoffen wir auf ein Treffen mit der NIZINA-Crew, die in Kopenhagen Arbeiten am Schiff ausführt.
Hafeninfo: Der Kalkbrænderihaven besticht durch seine optimale Lage und das ruhige Neubauquartier (sehenswerte Grossbauten) rundherum. 200 m entfernt befindet sich die Metro-Endstation M4 Orientkaj. Gleich daneben fährt die Wasserfähre ab (alle 30'), mit der man eine Stadtrundfahrt auf dem Wasser machen kann (Ticket nur auf der DOT-App buchbar, ca. 3 Fr./Person). Die Hafeninfrastruktur ist eher bescheiden (2 Duschen, 2 WC, Zugang mit Code). Bezahlt wird das Liegegld am Automaten, die Stege sind nicht abgeschlossen. Freundliche und hilfsbereite Dauerlieger..
Gefahrene Distanz: 54 km (Motor: 3266 h).
Dienstag 27. August 2024, Kopenhagen- Insel Ven, Kirkbecken Havn: Aus navigatorischer Sicht ist der heutige Tag ein wenig peinlich. Erst nach dem Einlaufen in den Inselhafen Kirkbecken auf Ven haben wir gemerkt, dass wir in schwedischem Territorium gelandet sind. Doch auch die Küstenwache, die uns gefolgt ist, patzt mit ihrem Wisssen. Die Geschichte schön der Reihe nach.
Seit gestern Montag ist die NAJADE-Crew wieder komplett. Darüber freuen wir uns. Und ebenso in guter Erinnerung bleibt das Treffen mit Christina und Freddy von der NIZINA am Sonntag. Besiegelt haben wir den Austausch mit einem Softice bei Vaffelbageren Nyhavn. Die Waffel-Cornets werden dort frisch gebacken, gefüllt, und dann in heisse Schokolade getaucht. Das Ergebnis sieht aus wie ein Mohrenkopf mit eiskaltem Inhalt, genial gut.
Gegen 10 Uhr starten wir am Morgen in Richtung Insel Ven bei besten Bedingungen, kaum Wind, kaum Wellen. Ven liegt rund 20 Kilometer nördlich von Kopenhagen mitten im Öresund und gilt laut dänischem Hafenführer als beliebtes Ausflugsziel.für Segler und Bootfahrer aus der Grossstadt. Und jetzt wird es peinlich. Wir lassen den Plotter den Kurs rechnen, schauen zu wenig exakt in die Seekarte und merken nicht, dass Ven nicht mehr dänisches Territorium ist, sondern schwedisches. Mit gesetzter dänischer Gastflagge fahren wir in den Hafen Kirkbecken ein, und werden auch nicht hellhörig, als die Liegegebühren in schwedischen Kronen abgerechnet werden.
In diesem Moment nähert sich ein Patrouillienboot mit drei Uniformierten und kommt längsseits. Die Polizistin spricht uns in Deutsch an, ihr Kollege in Englisch. Sie heissen uns auf der Insel Ven wilkkommen. Uns fällt auf, dass alle drei auf ihren Overalls schwedische Hoheitszeichen tragen. Verstohlen lassen wir den Blick durch den Hafen schweifen, nun dämmert es, überall flattern gelb-blaue Flaggen. Wir sind in Schweden! Zeit zum Schämen haben wir nicht, denn nun glänzt die Polizeibootcrew mit einer eher peinlichen Frage. "Zu welchem Land gehört die rotweisse Flagge an ihrem Boot?", erkundigt sich der Polizist, so etwas habe er noch nie gesehen.... Aha, Schweiz. Das sei doch ein Land ohne Meer, geht es auf Seiten der Polizei weiter, und "wie kommen sie dann mit dem Boot in die Ostsee?"....
So, Schluss mit Lästern. Ven ist wunderschön. Mit dem Velo umrunden wir das Ferien- und Naturparadies. Unterwegs sehen wir den vermutlich grössten Mietveloparkplatz aller Zeiten. Weit über 1000 gelbe Drahtesel stehen in Reih und Glied und warten auf Kunden. Hier geht vermutlich in der Hochsaison die Post ab, schätzen wir, und radeln zurück in den Hafen.
Gefahrene Distanz: 22 km (Motor: 3269 h).
Mittwoch 28. August 2024, Ven-Malmö: Die Insel Ven behalten wir als idyllisches und stimmungsvolles Eiland in unserer Erinnernung. Hier könnte man locker noch einen Tag anhängen. Wir fahren trotzdem weiter, denn das Wetter scheint reisefreundlich zu sein. Nach Malmö geht es eigentlich nur geradeaus, wir erwarten unterwegs keine navigatorischen Hürden, sondern ein gemütliches Schönwetterfährtchen.
Während zwei Dritteln der Distanz stimmt alles noch. Doch dann kommt Bewegung in die Sache. Ein Frachter von hinten nähert sich und macht jede Kurskorrektur von uns mit. Wir treten die Flucht nach vorne an, geben Gas und queren das Fahrwasser zur Öresundbrücke rechtwinklig. In sicherer Distanz fährt der Riese vorbei, und es gibt ein wenig Wellen. Nanu, das Geschaukel hört nicht mehr auf, und der Wind nimmt auch zu. Es ist zum Schlechtwerden.
NAJADE beginnt zu Rollen, die laue Brise wird zum Starkwind, direkt auf den Bug, wir schleichen bockend Malmö entgegen. Die errechnete Ankunftszeit verschiebt sich von 14 Uhr immer weiter gegen den späten Nachmittag. Endlich runden wir die Einfahrt in die Dockan Marina und atmen auf. Es ist wunderbar ruhig, und unsere Stimmung wird gleich besser. Erst recht, als wir an einem der ersten Liegeplätze eine Schweizer Flagge entdecken. NIZINA hat hier festgemacht. Das ist ein guter Grund, gemeinsam einen Apéro zu kredenzen.
Unseren Gästeplatz haben wir online via Dockspot gebucht und bezahlt. Per SMS erhalten wir die Nummer des Platzes ganz zuhinterst im Hafenbecken, einem ehemaligen Trockendock. Die Kulisse rundherum beeindruckt, alles topmoderne Büro- und Wohnblöcke. Und nicht weit entfernt steht das Wahrzeichen von Malmö, der Turning Torso von Architekt Santiago Calatrava. Der 190 Meter hohe verdrehte Wohn- und Büroturm ist ein wenig verrückt, aber einmalig.
Hafeninfo: Sehr schöne Marina, alle Serviceoptionen inklusive Waschmaschine sind online buch- und reservierbar. Mietvelos stehen kostenlos zur Verfügung (Schlüssel gibt der Hafenmeister heraus). Innovativ: Die Landstromanschlüsse lassen sich per Dockan-Marina-App über das Handy freischalten.
Gefahrene Distanz: 38 km (Motor: 3275 h).
Freitag 30. August 2024, Malmö-Skanör: Der Donnerstag geht als heissester Tag unserer Sommerreise ins Logbuch ein. Die Temperatursensoren auf Deck und im Salon registrieren weit über 30 Grad, und das Ostseewasser erreicht knapp die 20-Grad-Grenze. Wir erkunden die Stadt zu Fuss und per Velo, Malmö hat Charme und strahlt als Universitätsstandort viel jugendliche Lebensfreude aus. Für uns sehr ungewohnt: Wir schwitzen!
Den schönen, gestrigen Hafentag bezahlen wir heute mit einem unangenehmen Seegang. Die Wellen rollen von querab heran, das bringt NAJADE heftig zum Schaukeln. Wir kreuzen wie unter Segeln südwärts. Nach der Passage der Öresundbrücke beruhigt sich der Seegang. Kurz nach Mittag finden wir in Skanör einen Längsplatz am Kopf des Steges. Die frühe Ankunftszeit lohnt sich, nach und nach füllt sich am Nachmittag jede freie Lücke. Der Hafenmeister übernimmt nun die Rolle des Einweisers, sehr sympathisch.
NIZINA verabschiedet sich in Malmö in Richtung Kopenhagen ins Winterlager. Wir erhalten von der Davidswerft in Mölln Infos zu unserem Start in die Winterpause. Der Krantermin ist nun auf den 28. Oktober fixiert. Ursache für das späte Datum ist die Schliessung des Elbe-Lübeck-Kanals vom 1. bis zum 26. Oktober (Reparatur Donnerschleuse). Wir planen deshalb unsere Ankunft in Mölln auf den 30. September.
Hafeninfo: Freie Plätze sind grün markiert, vorwiegend Schwimmstege mit Seitensteg, Bezahlen via Automat beim Hafenmeisterbüro, Strom lässt sich mittels Gästekarte bezehlen und freischalten.
Gefahrene Distanz: 28 km (Motor: 3278 h).
Samstag 31. August 2024, Skanör-Rødvig: Adieu Schweden, hallo Dänemark, heute wechseln wir wieder die Gastflagge. Der Flaggentausch ist das Hauptereignis auf der heutigen Fahrt. Von Skanör nach Rødvig geht es nämlich nur geradeaus, Kurs 235, und das drei Stunden lang.
Zwei Vorfälle schaffen es trotzdem ins Logbuch. Ein Verkehrstrennungsgebiet leitet den Berufsverkehr durch den Öresund, es sind einige Frachter unterwegs. Einer davon ist die ST. SOFIA, und die macht uns Sorgen. Unser Plotter errechnet anhand der AIS-Signale eine drohende Kollision in 35 Minuten. Auch unsere Einschätzung kommt zum gleichen Ergebnis: Ein Crash auf hoher See im Stil von David gegen Goliath scheint nicht unwahrscheinlich. Wir bremsen deshalb ab und ändern den Kurs, damit wir wie vorgeschrieben das Fahrwasser rechtwinklig queren. Das Manöver passt, etwa eine halbe Meile uns zieht die ST. SOFIA vorbei.
Das zweite Ereignis betrifft einen sterbenden Schwan, respektive einen bereits verstorbenen. Weit voraus schwimmt etwas Weisses im Wasser. Hoppla, da hat jemand einen Fender verloren, denken wir und steuern auf den hellen Punkt zu. Erst als wir ganz nah sind und schon den Bootshaken griffbereit halten, zeigt der vermeintliche Fender plötzlich Federn und einen ins Wasser hängenden Hals mit Kopf. Oh jeh. Da gibt es nichts mehr zu retten.
In Rødvig machen wir längs am Quai fest. Bis gegen Abend füllen sich beide Häfen fast vollständig. Man spürt das Wochenende. Viele Segler nutzen das schöne Wetter für einen sommerlichen Törn.
Hafeninfo: Das Manöverieren im engen Yachthafen ist bei Wind etwas schwierig. Im ehemaligen Fischereihafen sind die Platzverhältnisse grosszügiger. Bezahlt wir am Automaten, auf der Quitung ist der Code für die Stromsäulen und den Zugang zu WC und Duschen aufgedruckt (Duschen kostet 10 Kronen für 4 Minuten). Waschmaschinen und Tumber sind vorhanden.
Gefahrene Distanz: 35 km (Motor: 3283 h).
Montag 2. September 2024, Rødvig-Nyord Sogn: Den Sonntag verbrachten wir wandernd auf den Kreidefelsen von Stevns Klint. Der schmale Weg schlängelt sich den Klippen entlang. Höhepunkt unterwegs war die Führung durch das Koldkriegsmuseum Stevensfortet. Dort befand sich 18 Meter unter dem Boden eine NATO-Kommandozentrale, die bis zur Jahrtausendwende ein wichtiges Glied des westlichen Verteidigungsgürtels in der Ostsee war. Der Rundgang durch die 10 Grad kalten Kavernen mit ihren Radaranlagen, Raketen und Geschützen lässt die Zeit des Kalten Krieges wieder aufleben. Eine Geschichte, die heute an Aktualität gewinnt.
Die Überfahrt zur Insel Nyord ist etwa 17 Meilen lang. Es ist wie verhext, sobald wir mit NAJADE im offenen Wasser sind, kommen die Wellen stets quer von der Seite. Das bringt die alte Dame schwer ins Rollen und wir beissen uns durch, bis wir die wellenberuhigte Durchfahrt zwischen Seeland und Nyord erreichen. Hier ist das Wasser untief, die Fahrrinne schlängelt sich gut betonnt durch das Flachwasser.
Nyord Sogn ist ein sehr kleiner Hafen. Nur eine Handvoll Schiffe sind da, es hat viel Platz, Nachsaison halt. Weniger als hundert Einwohner leben hier, die meisten von ihnen sind Lebenskünstler. Dies führt zu einer überdurchschnittlichen Dichte von kleinen Kunsthandwerksläden. In einem davon findet sich ein unglaubliches Sortiment von Wein und gebrannten Wasser. Wir stocken deshalb die Bordbar mit zwei Flaschen Merlot und einer Flasche Caribbean Rum auf. Zum Inselrundgang gehört der Besuch des kleinsten Museums von Dänemark. Es steht mitten auf dem Feld und ist den Lotsen gewidmet, die früher Schiffe durch die Untiefen navigierten.
Gefahrene Distanz: 32 km (Motor: 3286 h).
Dienstag 3. September 2024, Nyord-Stege (Insel Møn): Auf dem Wasser absolvieren wir heute nur einen kurzen Hüpfer. Die Überfahrt von Nyord nach Stege dauert gerade mal eine Stunde. Wir fahren gegen die Sonne und das Wasser glitzert hell. Das macht die Navigation schwierig, die schmalen Stangen links und rechts des Fahrwassers sind kaum zu sehen. Dazu gesellen sich eine grosse Zahl von flatternden Fähnchen, die querliegende Fischernetze markieren.
In Stege waren wir im Juni schon. Mit dem Wissen von damals steuern wir nun den Yachthafen an, und nicht das Becken mit den Fischerbooten. Wir können längs festmachen, was einfach bequemer ist.
Kurz vor Mittag wechseln wir vom Schiff auf die Velos. Da wir nach dem Diebstahl in Køge nur noch einen Mini-Drahtesel für vier Personen an Bord haben, mieten wir in Hafennähe vier Elektrobikes um die berühmten Kreidefelsklippen von Møn zu besuchen. Die Zusatzunterstützung durch den Elektromotor können wir gut brauchen, denn der Gegenwind ist beachtlich und die schmale Strasse zieht sich wie eine Berg- und Talbahn der Küste entlang. Møns Klint ist eine spektakuläre Landschaft. Von oben auf den Klippen geht es auf einer Treppe 500 Stufen nach unten bis zum Strand. Dort fühlt man sich in wie der Karibik, mit der Einschränkung, dass einem eiskaltes Ostseewasser über die Füsse läuft.
Gefahrene Distanz: 9 km plus 48 km Velo (Motor: 3287 h).
Donnerstag 5. September 2024, Stege-Bogø: Der Wetterbericht sagt schönes Sommerwetter voraus, mit mässigem Wind. Wir legen gegen 10 Uhr ab. Angesagt ist heute etwas Arbeit am Schiff. An der Schnittstelle zwischen Flybridge und Kajüte zeigen sich hässliche Rostspuren. Ausserhalb des Hafens werfen wir die Schleifmaschine an und legen los.
Bei der Passage der Dronning Alexandrines Bro – der angeblich schönsten Brücke Dänemarks – ist das Rostschleifen beendet. Arbeitsprozess Nummer 2 folgt: Das Einstreichen der nun blanken Flecken mit Rostumwandler. Dann legen wir den Pinsel weg, gerade rechtzeitig, denn der Wind frischt kräftig aus. Das freut die Kytesurfer bim Kytespot Farø. Sie jagen übers Wasser und legen haushohe Sprünge vor. Wir hingegen kommen nur noch langsam vorwärts. Der Ostwind und die Strömung im Grønsund laufen uns entgegen.
Zum Hafen Bogø führt eine schmale, aber gut markierte, Fahrrinne. Wir sind genau in der Mitte des Engpasses, als die Fähre IDA im Hafen dreimal hupt. Gastfreundlich wartet der Käptn aber ab, bis NAJADE aus dem Weg ist. An der westlichen Seite des Quais können wir bequem längs anlegen. Im Funk ertönen unterdessen Gale- und Starkwindwarnungen aus dem Bereich Stralsund bis Fehmarn. Uns kümmert das nicht so sehr, wir sind im sicheren Hafen gut geschützt.
Gefahrene Distanz: 34 km (Motor: 3291 h).
Freitag 6. September 2024, Bagø-Gæbense (Falster): Der Hafen Bagø ist klein, aber fein. Die Pizzeria mit ihren wenigen Tischen wird am frühen Morgen zur Bäckerei und verkauft Brötchen und Gebäck. Die Nacht war sehr ruhig und dunkel, mit einem herrlichen Sternenhimmel.
Die grosse Premiere fand am Vorabend statt. Wir haben das erste Mal in Dänemark in der Ostsee gebadet. Das seichte Wasser liess die Temperatur auf über 21 Grad klettern. Herrlich!
Die heutige Etappe führt in anderthalb Stunden nach Gæbense auf der Insel Falster. Der Hafen ist in unserem Hafenbuch nicht verzeichnet, wieso auch immer. Denn Gæbense ist sehr gastfreundlich. Den Tagesgästen steht das Klubhaus inklusive Kühlschrank mit Getränken zur Verfügung, den Gasgrill darf man benützen und die gemütliche Stube. Per SMS erhält man den Code für den Schlüsseltresor. Wer keine dänischen Kronen dabei hat, kann alles in € bezahlen.
Die Zufahrt zum Hafen garantiert 2 Meter Wassertiefe. Rechts und links lauern jedoch Steinblöcke. Das Panorama wird von der Baustelle der neuen Storstrømbrücke dominiert, ein gigantisches Projekt, das Teil des neuen Eisenbahnkorridors zwischen Lübeck und Kopenhagen ist.
Der Ostwind ist in der Nacht aufgefrischt und macht das Manöverieren bei den engen Platzverhältnissen schwierig. Erst ab einer gewissen Geschwindigkeit ist beim Rückwärtsfahren Ruderdruck wirksam. Doch diese Minimalgeschwindigkeit ist für den vorhandenen Platz zu schnell. Der Bugstrahler geizt momentan mit Leistung, wir müssen ihn wieder einmal revidieren. Mit Springleinen ersetzen wir die fehlende Ruderwirkung. Das funktioniert gar nioht so schlecht, ist aber auf Dauer suboptimal.
Gefahrene Distanz: 15 km (Motor: 3293 h).
Samstag 7. September 2024, Gæbense-Femø: Mit Beginn der neuen Woche ändert sich vielleicht das Wetter zum Schlechten. Wir ziehen weiter, den Gæbense ist nicht unbedingt ein Ort, zum länger Verweilen. Es ist zwar schön und ruhig hier, und ein perfekt konzipierter Badesteg macht das Schwimmen in der Ostsee zum Vergnügen. Doch das nächste Restaurant ist 7 km entfernt, genauso weit geht es zum Einkaufen (auf einer schnurgeraden Hauptstrasse mit Gegenwind).
Highlight des Tages ist die Passage unter der neuen Storstrømmen-Brücke durch. Nur noch das Mittelstück des über 4 km langen Bauwerks fehlt. Dieses wird mit einer Hängebrücke geschlossen. Der 100 Meter hohe Pylon steht bereits. Knapp 2000 Arbeiter sind hier seit vier Jahren am Werken. Die Eröffnung ist für 2025 geplant. Dann führen ein doppelgleisiges Hochgeschwindigkeitstrassee, eine vierspurige Autobahn und ein Rad- und Fussgängerweg auf der gleichen Fahrbahnplatte über den Sund.
In Femø spüren wir das Wochenende. Einige grosse Motoryachten aus der Region treffen sich hier. Bezahlt wird die Liegegebühr online per Harba-App. Wir mieten uns Velos und radeln um die Insel. Viel gibt es nicht zu sehen, ausser Obstbäume, Weihnachtsbaumkulturen und einsame Bauernhöfe.
Gefahrene Distanz: 42 km (Motor: 3297 h)
Sonntag 8. September 2024, Femø-Fejø: Ein gemütliches Sonntagsfährtchen bringt uns in einer Stunde zur Nachbarinsel Fejø. Die Marina Dybvyg Havn ist ziemlich leer. Wir gehen längsseits an den Pier.
Im Dorf hat es laut Internet ein Lebensmittelgeschäft und ein Restaurant, beides eine Viertelstunde zu Fuss entfernt. Für den Wochenstart sagt das Dänische Meteorologische Institut DMI schlechtes Wetter voraus. Wir rechnen deshalb mit einem Ruhetag in Fejø. Heute ist davon noch nichts zu spüren. Angesagt ist ein heisser Sonntag, für Kopenhagen hat das Wetteramt sogar eine Hitzewarnung ausgesprochen. Somit ist heute nochmals ein Bad in der Ostsee möglich. Übrigens: Die DMI-Wetterberichte zeichnen sich durch eine hohe Trefferquote aus, auf die Prognosen ist Verlass.
Gegen Abend entsteht noch ein wenig Aufregung. Das Spazieren durch den kleinen Hafen löst einen medizinischen Notfall aus, einem kleinen zwar, aber einen, der sich unter Umständen zum grossen Fall entwickeln könnte. Ein paar Katzen gehören zur Stammbesatzung des Hafenlebens. Sie schleichen um die Schiffe und mauzen, bis es einen Happen zu essen gibt. Kaum ist man an Land, schmiegen sich einem die Katzen bettelnd um die Beine. Ein Crewmitglied tritt dabei versehentlich auf den Schwanz einer dieser Miezen, worauf sich diese durch die Hosen in den Waden verbeisst. Der Biss ist tief, und man weiss, das Bisswunden von Katzen nicht zu unterschätzen sind. Daheim würde man sich nun an die diensthabende Ärzteschaft wenden und Massnahmen wie Starrkrampfspritzen, Antibiotika und so ins Auge fassen. Aber hier sind wir auf einer kleinen Insel, und es ist Sonntag,
Als erste Anlaufstelle bieten sich ein paar Fischer an, die vor einem Schuppen das Feierabendbier geniessen. Sie hören der Schilderung des Unfallablaufs aufmerksam zu und erkundigen sich anschliessend, weshalb man auf den Katzenschwanz getreten sei, und ob das Tier dadurch Verletzungen erlitten hätte. Dann erfolgt eine Inspektion der Bisswunde, mit dem Ergebnis, dass dies keine lebensgefährende Verletzung darstelle. Einen Arzt gäbe es auf der Insel sowieso nicht, frühestens am Montag könnte man sich allenfalls telefonisch beraten lassen. Die Fischer geben den Rat, die Wunde mit einer harten Bürste unter der Dusche tiefgreifend zu schruppen. Dann sei alles gut. So machen wir es - eine schmerzhafte Behandlung - und hoffeen auf ein gutes Ende der Geschichte.
Gefahrene Distanz: 9 km (Motor 3298 h).